Hallo Leute!
Erst einmal möchte ich mich bei allen Usern hier bedanken für die tollen Infos, die mir das Warten der letzten Monate verkürzt haben. Nun habe ich mich hier angemeldet, um nach dem ersten Antasten des KK meine subjektiven Empfindungen an Euch weiterzugeben.
Ich spiele seit 17 Jahren Korg Workstations (erst X3, dann Triton), sodaß für mich das Upgrade zu einem Kronos die erste Wahl ist.
Hinzu kommt, daß ich ein Yamaha-Stage-Piano (P-100) aus den 90ern spiele und mich in diesen 4MB-Sound (mit Loops und Scheiß auf Velocity-Switching) einfach verliebt habe. Live hat mich der Sound noch nie im Stich gelassen. Er setzt sich durch und hört sich im Bandgefüge einfach nach Klavier an. Generell stehe ich auf Klavier-Sound von Yamaha und habe auch seit 11 Jahren ein GT-20-Hybrid-Piano, mit damals State-of-the-art-Sound.
Ein Nord Electro 2 und ein russischer Polivoks (sozialistischer, monophoner Moog-Verschnitt) komplettieren meine kleine Flotte.
Nun habe ich den Kronos getestet und bin mit gemischten Gefühlen raus:
Zuerst dachte ich, daß man die einzelnen Sound-Engines direkt anwählen kann; doch der Kronos hat im internen Speicher alles gemischt und ist nach Klängen gegliedert, weshalb Piano-Sounds mit 3 oder mehreren unterschiedlichen Syntheseverfahren in einer gemeinsamen Liste stehen.
Das so gigantisch gelobte Klavier hat mich nicht überzeugt. Besser als die gewöhnlichen GM-Sounds, aber für meine Yamaha-ver(wöhnten/seuchten) Ohren liefert Korg nicht den großen Wurf! Das Pedal-Geräusch macht mich (und garantiert auch meinen Tontechniker) wahnsinnig und ich würde in der Band nicht meinen P-100 durch die GB-Bombe eintauschen wollen. (Vielleicht sollte ich mir eine VoKuHiLa, neonfarbene Leggings und eine 3 cm breite Lederkravatte zulegen - HILFE, ich bin in den 90ern stehen geblieben!)
Die E-Pianos sind wirklich gelungen. Hier bin ich seitens des Nord jedoch schon mit erstklassigen Klängen versorgt. Der Kronos bietet natürlich viel mehr Editiermöglichkeiten an.
CX-3 ist für meinen Geschmack Nord unterlegen. Herrgott, ich finde über 100 verschiedene Hammond-Sounds mit immer anderen Zugriegel-Einstellungen, Splittings und Effekten. Das braucht doch kein Mensch! Eine B3 liefert 387.420.488 unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten bei Null Presets und genau das wünsche ich mir. 9 Drawbars, etwas Overdrive, welches ich nach Gusto zumischen kann - fertig. Exakt so, wie der Nord Electro es mir liefert. Die Leslie-Sim des Korg konnt nicht an Clavia heran. Die Beschleunigung des Rotspeaker ist zu langsam und slow- und fast-Sound könnten sich mehr unterscheiden.
STR-1 hat mich überzeugt. Die Sounds sind wirklich klasse. Clavs sind ultrafunky und die Gitarren leben richtig. Toller Job!
Die Virtuell Analogen liefern auch eine gute Ergänzung. Hier hätte ich mir etwas mehr intuitive Kontrolle gewünscht. Ein Moog hat Drehregler, die bestimmten Funktionen zugeordnet sind. Immer über das Touchview-Display zu gehen und mittels das Value-Reglers Einstellungen zu verändern, macht bei analogen Monosynths keinen Spaß.
Die MOD-7-Sounds klingen straight nach 80s. Doch leider ist mir dieses DX-7-verpestete Jahrzehnt noch immer zu sehr im Ohr, als daß ich "hurra" schreihe, um orgiginalgetreue Sounds wieder nutzen zu können. Das ist aber Geschmackssache und bestimmt hat man je nach Genre live dafür gute Verwendung. (außerdem würden 80s Sounds nicht zu meinem oben beschriebenen 90er Outfit passen...)
Die Rompler-Sounds des Kronos haben mich an manchen Stellen sehr angenehm überrascht. Ich finde, die Streicher sind sehr gelungen. Vielleicht bin ich nicht verwöhnt, was Strings angeht, aber mein erster Eindruck war hier nur positiv. Die Bläser-Sounds sind jedoch unterirdisch! Keine Solotrompete, die man live verwenden kann. Nur 3 Tuba-Sounds von denen eine GM...Kotz
, die andere wie Durchfall aufm Scheißhaus klingt und die dritte nach einer Sekunde in die Decayphase auf Null abschmiert. Jetzt nicht, daß der Tuba-Sound das entscheidende Kriterium für den Kauf eines Keyboards ist. Aber ich spiele "Breakfast in America" in meiner Band und brauche einen Tuba-Bass.
Hier ist in manchen Sparten mein Triton dem KK überlegen, was meine Pläne zerstört einen Korg gegen einen anderen auszutauschen; 20 Stunden mich einzusperren und die Sounds und Combis von 10 Jahren neu zu programmieren und dann als Hero in den Proberaum einzutreten...
Es ändert nichts an der Tatsache, daß der Kronos für mich als Korg-User früher oder später ein Kauf sein wird.
Ich würde mir nur wünschen, daß
- Korg die Bootzeit verkürzt. O.K. ich träume weiter. Aber ich empfinde dies irgendwie, wie das Ankurbeln des Motors eines Oldtimers.
- neue Flügelsounds angeboten werden. Vielleicht kann ich mir den German Grand schön editieren, ein erstklassiker Yamaha-Sound wäre wir lieber! Womöglich klingen die Werkssound jedoch auch schon ganz anders, wenn ich den Kronos über eine gewichtete Tastatur ansteuern würde...
- es mir gelingt einen einzigen Hammond-Sound zu erstellen, der an die Qualität von Nord herankommt. Bestimmt muss man einige Effekte nutzen, einige Parameter der Leslie-Simulation verändern. Dann wäre dieses Sound-Genre schonmal abgedeckt.
- neue Brass-Sounds auf den Markt kommen.
Sehe ich den KK als gigantische Ideen- und Angebotskiste an, so lassen sich mit etwas Programmierarbeit bestimmt die Klänge derart anpassen, daß ich gut damit leben kann.
Ich glaube, ich müsste mal nochmals in mein Musikgeschäft gehen und mir einen zweiten Eindruck verschaffen.