Über Verstimmen bei einer Gitarre mit Bigsby lässt sich vermutlich manche Seite füllen...
Aber kurz gesagt, gibts da zunächst natürlich die üblichen Punkte bei Vibrato/Tremolosystemen: der Sattel ist da ja immer Tatverdächtiger Nr.1 . Oft sind ab Werk eher dünne Saiten vorgesehen, damit die Gitarren im Laden bequem spielbar rüberkommen - und weil man die Kerben besser auf- als zufeilen kann
. Ab Werk sinds bei Gretsch "nur" 10er, damals vermutlich auch, und wenn Du eine Stärke höher gegangen bist, was bei dem Typ Gitarre ja recht verbreitet ist, könnte da schon das Problem liegen. In dem Fall ein bisschen nachfeilen und ggf. noch schmieren. Schmieren alleine bringt nichts, solange die Kerben zu eng sind, das nur der Vollständigkeit halber.
Die Mechaniken sind nur selten das Problem, solange die Saiten fachgerecht aufgezogen sind. Selbst billige Tuner hakeln mal, aber verstimmen sich normal nicht bei Bendings oder Tremolobetrieb. Evtl. mal schauen, ob die Verstellschrauben an den Flügeln zu sehr gelockert sind, oderdie Befestigungen (Kontermutter, Fixierungsschräubchen). Gerade lockere Kontermuttern kommen schon mal vor, man merkt es meist nicht, aber es kann Probleme machen.
Das nächste, und schon eher Gretsch-spezifische, ist die Bridge. Die ist bei der 5128 wohl einfach aufliegend mit Holzbasis. Da solltest Du schauen, ob sie bei wechselndem Saitenzug kippelt und sich evtl. sogar verschiebt, weil die Reibung auf den Reitern zu hoch ist. Auch hier kann man ein bisschen schmieren, nicht gerade mit Maschinenöl, aber eben mit Nut Sauce, oder (wesentlich günstiger) mit einem winzigen Tupfer Labello. Funktioniert für mich ziemlich gut. Oft wird die Holzbasis aber auch mit Pins auf der Decke fixiert, da sollte man aber auch drauf schauen, dass es an einer Stelle ist, die auch mit anderen Saitenstärken noch genug Spielraum für die Oktavreinheit lässt. Falls es ab Werk nicht gemacht wurde (das wechselte mwN bei diesen Modellen auch mal), kann man es nachholen, dazu einfach mal "Gretsch pinning the bridge" oä googeln.
Ich würde aber auch erwägen, die Bridge zu ersetzen durch eine mit weniger Reibung, da die Saiten halt bei jedem Hebeln oder Benden drüber rutschen müssen. Und dafür ist die Tunomatic nicht prädestiniert, schon wegen der eher kantigen Reiter. Auf Rollenbridges steh ich eher nicht so, manche schwören drauf. Ich hab da immer (womöglich zu Unrecht) leichte Vorbehalte wegen des Tons und der zusätzlichen beweglichen Teile - und das die Rollen eh ziemlich schnell unbeweglich werden, weil sich da alles mögliche reinsetzt. Oder, noch schlimmer, so "halb beweglich" werden, was nach meiner Erfahrung bei Trems immer das schlimmste ist. Dann lieber feste, aber glatte und wackelfreie Reiter. Auf meiner Jet habe ich ein Les Trem und eine Duesenberg 3-Point Radius-Bridge, und die verstimmt sich bei etwas Zuwendung (siehe unten) wirklich sehr wenig. Bei der sind die Saitenreiter aus gesintertem Stahl und haben eine etwas breitere, sauber vorgekerbte Oberfläche, das scheint einiges zu bringen. Die nicht gerade billigen Duesenbergs verwenden die auch und haben ja meist ein Bigsby-ähnliches Trem, man hat das also sicher auch bei der Konstruktion berücksichtigt. Neben dem Material liegen die Reiter immer definiert an beiden Seitenkanten auf, während sie bei der Standard-TOM mittig auf dem Schraubgewinde sitzen, prinzipbedingt zum Verstellen ein wenig Spiel haben müssen und dadurch immer minimal links/rechts kippeln.
Alte Gretsch hatten dagegen oft einen simplen "Bar", also eine Art runden Metallbalken - Intonation eher kompromissbehaftet, aber die Saiten rutschten darauf besser als bei einer Standard-Tunomatic, und mangels beweglicher Teile können Sustain und Ton nur profitieren. Auch bei einer Electromatic kann es sich durchaus lohnen, eine hochwertige Version dieser Einteiler von Compton oder Tru Arc Bridge zu besorgen, es gibt da auch oktavkompensierte Modelle. Klassisch, auch in D zu bekommen und nicht ganz so teuer ist halt das Original:
Letzter Punkt ist das Bigsby selbst. Hier wird natürlich die billigere Asien-Version verwendet, die sich nicht zuletzt durch Kunststofflager an der Welle unterscheidet. Da bin ich jetzt kein Spezialist (weil ich das Les Trem eleganter finde), aber ich würde es bei diesem Modell mit einem Tröpfchen Silikonöl versuchen, weil es eben auch für Kunststoff geeignet ist. Bei Mineralöl wäre ich da immer etwas skeptisch. Würde ich gerade auf einer Gitarre aber trotzdem sehr sparsam einsetzen, weil Silikonöl schon auch kriecht und eher nicht auf den Lack kommen sollte, zumindest nicht in größeren Mengen. Ich hatte noch keine Schäden, und die 5128 hat jetzt auch keinen Nitrolack, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Was ich auf jeden Fall raten würde, ist das Ding dann auch erstmal viel zu bewegen, damit sich die Schmiere verteilt und sich alles einspielt. Ich mach das auch bei anderen Trems ohne Double Lock immer mal wieder vor dem Spielen, zumindest wenns ich nicht nur für mich alleine rumdudel: ordentlich in alle Richtungen rumhebeln wie ein zorniger Eddie, zuletzt noch ein leichter Dive Bomb, und dann nochmal sauber durchstimmen.
Gruß, bagotrix