Ich verstehe auch nicht ganz weshalb immer so schonungslos und vor allen Dingen so überaus emotional, auf alles gewettert wird was aus dem Hause Gibson kommt. Das ist mir schon im Tokai Thread etliche male aufgefallen, wo sich die Leute ja schon bald an die Kehle gehen. Ohne jetzt hier eine neue große Diskussion auslösen zu wollen, sollte man doch ein paar Dinge nicht unberücksichtigt lassen. Zum einen ist Gibson ja nicht irgend ein Typ, der seit kurzem irgendwelche teueren Gitten baut, sondern ein Traditionsbetrieb, der schon lange bevor es überhaupt so etwas wie elektrische Gitarren gab, einen ganzen Kontinent mit hochwertigen Gitarren, Banjos, Mandolinen und Dobros versorgt hat. Daüber hinaus hat sich Gibson auch über die Produktion und Entwicklung von Elektrische Orgeln und Klavieren (Wurlitzer), Synthesizern (Oberheim), Schlagzeugen (Slingerland), sowie über etliche Tochterfirmen im Gitarrenbau wie Epiphone, Steinberger, Dobro oder Kramer weltweit einen guten Namen gemacht. Dabei hat sich die Firma Gibson, wenn es um Innovation und Entwicklung geht immer in der vordersten Front bewegt. Die Patente, die Gibson dabei eingereicht hat und die ein großes Potential darstellen gehen wohl in die Hunderte. Und nicht nur im Instrumentenbau, gehen bei Entwicklungen hier oft erst einmal Millionen von Dollars drauf, bevor etwas in Serie geht, von den ganzen Einbahnstraßen, die es nie zur Serienreife bringen einmal ganz abgesehen. Ich will hier nicht aufzählen, was so alles (nicht nur im Gitarrenbau) ohne Gibson niemals auf die Bühnen und Studios der Welt gekommen wäre
.
Dagegen haben es Firmen die sich auf Plagite beschränken doch relativ einfach, wer auf Althergebrachtes zurückgreift kann eben auch nicht viele Fehler machen. Ich gebe gerne zu, dass ich auch einige japanische Kopien im Sortiment habe, aber mal ehrlich, wem von uns würde es denn gefallen, wenn man seine Ideen, an denen jahrelang rumgetüftelt wurde und in die nicht nur viel Geld und Entwicklungszeit geflossen sind, einfach klauen und exakt 1:1 kopieren würde. Das Geld, das man heute beispielsweise für eine Gibson legt, beinhaltet natürlich auch diese Investitionen. Wenn ich mir nun ein Exemplar aus 1957 hole, das dann komplett zerlege, um jedes kleinste Teil anschließend kupfere, kann ich nicht viel falsch machen, gehe kein großes Risko ein, da die bestohlene Firma das Modell ja schon weltweit bekannt gemacht hat und kann dieses natürlich zu einem anderen Preis abbieten, von asiatischer Lohnpolitik ganz abgesehen
.
Nun gut, das kommt letztlich uns Musikern zugute. Aber dann bei jeder Gelegenheit die bestohlenen Entwickler und Hersteller so vorzuführen, das würden nicht einmal die Asiaten machen, denn die wissen natürlich auch ganz gut was lief und läuft. Die verkaufen ohne großes Theater ihre Plagiate und sind froh, wenn man sie nicht ständig vor irgendwelche Patentgerichte zerrt. Ich habe das vor einigen Jahren auch einmal anders gesehen, aber wenn man nicht nur auf den eigenen (Preis) Vorteil aus ist, sollte man die Geschichte einmal durch diese Perspektive sehen, sich über die günstig erworbene Copie freuen und zumindest in diese Richtung zuerst einmal besser nachdenken
.
Ich wollte diese, vielleicht etwas überzogene Sichtweise zumindest einmal zum Nachdenken aufstellen. Ohne Zweifel gab es bei Firmen wie Gibson oder Fender nicht nur Sternstunden, aber das gehört nun einmal dazu, wenn sich Firmen mehr als ein halbes Jahrhundert lag mit der Entwicklung von etwas Neuem beschäftigen. Sicherer fährt man bestimmt sicherer, wenn man abwartet was sich bewährt und dann einfach kupfert
.
Gruß, Armin