Moin liebe Leute,
wie lang und breit angekündigt, habe ich mir gestern endlich einen Ruck gegeben und den Traum einer FGN LC 20 gekauft. Diese konnte ich am Tag zuvor bei Berlin Guitars antesten und habe sie dort auch schlussendlich mitgenommen. Der Betreiber ist noch recht jung und spielt ebenfalls Metal. Die Jungs waren super freundlich und haben mich wirklich objektiv beraten können (eine LS 20 war zB. auch da). Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Die LC 20 selbst war so perfekt eingestellt, wie ich es bei deutlichen größen Musikhäusern in Berlin so noch nicht erlebt habe. Der Sound der LC 20 hat mich am Ende aber dann voll und ganz überzeugt. Die Seymour Duncan funktionierten überraschend gut im High Gain und wenn es nicht reichen sollte, können immer noch andere rein. Die Gitarre ist, wie zu erwarten war, perfekt verarbeitet und hat noch das "alte" Headstockinlay mit dem Trapez und den japanischen Schriftzeichen auf dem Trussrodcover, das ich deutlich hübscher finde, als das Neue. Die Potis sind noch recht schwergängig, was sich sicher bald ändern wird. Als alter Metalschlumpf werde ich wahrscheinlich noch 11-48er Saiten aufziehen, aber das ist ja alles geschmackssache.
Zum Sound kann ich nur sagen: klingt anders! Da ich ja direkt von einer Gibson Les Paul Custom wegen mangelnder Verarbeitung auf die FGN umgestiegen bin, hatte ich noch einen direkten und guten Vergleich. Die Gibson war entlackt, deshalb muss man auch nochmal ein wenig unterscheiden. Grundsätzlich klingt die FGN trocken laut, ich würde sagen genauso laut wie die Gibson. Auch bei der FGN stellte sich das vertraute Bauchkribbeln ein, einfach weil der Body resoniert wie sonst was und die Vibrationen an den Körper weitergegeben werden.
Von der Verarbeitung mal abgesehen und nur auf den Sound bezogen, ist die FGN einfach anders als die Gibson, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass die FGN eine Mahagonidecke und die Gibson eine Ahorndecke hat und sich die Halsmaße dezent unterscheiden. Der Hals meiner Gibson war dicker (der fette 50's), hatte man die Gitarre auf dem Schoß, war er aber kürzer. Der Hals der FGN hat ein schönes rounded C und ist im Sitzen spielend einen Tick länger (was an dem veränderten Cutaway liegen dürfte). Mir kommen die neuen Halsmaße sehr entgegen, weil ich ja Metal mit dem guten Stück spielen möchte und der Hals sich für eine Les Paul meiner Meinung nach sehr schnell spielen lässt und noch mehr Platz als auf der Gibson einräumt. Im Sitzen ist der Hals der FGN fast so lang, wie der Hals meiner Explorer, die ich immer als bequemste Gitarre ever bezeichnet habe und die jetzt wohl durch die FGN abgelöst wird. Durch das geänderte Cutaway kommt man auch einwandfrei in die höheren Lagen und bei der sagenhaft niedrigen Saitenlage steht schnellen Riffs und Solis auf der Gitarre nichts mehr im Wege.
Wie schon erwähnt ist der Sound der FGN anders. Genauso laut aber irgendwie dunkler und weicher, was ich im Vergleich zu zb. einer '57er Gibson LP Custom auf die Mahagonidecke zurückführe. Da die Höhen nun ausschließlich vom Ebenholzgriffbrett kommen, klingt das gute Stück im Clean sehr sanft und weich und kann richtig glitzern. Im High Gain Bereich drückt es wie Hölle, wobei das Ebenholzgriffbrett dabei hilft nicht zu versumpfen. Wo wir gerade bei Griffbrett sind: Ich spiele seit Jahren ausschließlich Gitarren mit Ebenholzgriffbrett und ein Brett mit derart feinen Poren ist mir noch nicht untergekommen
. Aber zurück zum Sound: Ich finde es unglaublich interessant, das es die FGN schafft, ausschließlich aus Mahagoni gefertigt und mit Acryllack lackiert, als LP nicht muffig zu klingen. Bevor ich meine Gibson entlacken ließ, klang die muffig und zwar richtig übel. Ich hatte zeitweise das Gefühl, ich spiele Bass. Als die Gibson dann entlackt war, klang sie trocken sehr laut und resonierte schön. Allerdings hörte man im High Gain immer die Ahorndecke mit raus. Die Höhen klirrten und klingelten statt zu singen, was mir nicht gefiel und weshalb sie dann auch wieder gehen musste. Sie war offensichtlich nicht besonders für meine Musikrichtung geeignet, obwohl viele bekannte Metalgitarristen eine LP Custom bevorzugen.
Das hier soll keinesfalls eine Hassrede auf Gibson werden. Ich bin immernoch der festen Überzeugung, dass Gibson sehr gute Instrumente baut. Leider profitiert Gibson meist ausschließlich von der Holzqualität und bei der Verarbeitung wird gern mal geschludert. Da eine Studio ja mittlerweile schon soviel wie meine LC 20 kostet, sollte man da mehr erwarten dürfen. Gestern durfte ich mir dann von Berlin Guitars als ehemaligen Gibson Händler die Geschäftspraktiken dieses Riesenkonzerns anhören und war danach ganz froh, jetzt zu FGN zu wechseln. Ich glaube Gibson hat durchaus sein Berechtigung, nicht zuletzt ist die Firma essenziell für viele Sammler dieser Welt, die wohl mittlerweile einen großen Anteil der Kunden darstellen und weshalb Gibson auch stets daran interessiert ist, historisch korrekte Gitarren zu bauen. Andererseits kann ich nur jedem empfehlen in den Laden zu gehen, alle Gitarren zu nehmen, die einem optisch gefallen und auszutesten. So blickt man über den Tellerrand und findet so ein Schmuckstück wie die LC 20. Ich kam selbst in den Laden, um die FGN anzutesten, habe aber daneben auch eine Mayones und eine Schecter probiert.
Zusammenfassend kann man natürlich festhalten, dass die Euphorie momentan noch sehr groß ist. Ich bin jedoch gern bereit, in einem halben Jahr mal ein kleines Review über die LC 20 zu schreiben, wenn die Euphorie dann den Erfahrungen mit der Gitarre Platz gemacht hat. Ich bin jedenfalls sehr froh den Schritt gewagt zu haben und diese "Black Beauty" nun hier begrüßen zu dürfen. Weiterhin möchte ich mich noch einmal ausdrücklich für die freundliche Aufnahme in der FGN Gemeinde, als auch für den tollen und zielführenden Rat bedanken.
Leute macht weiter so!