Danke für das Lob! Man fühlt sich geschmeichelt ;-)
Wie hast du denn den Hals behandelt?
Die Rückseite des Halses habe ich angeschliffen, allerdings mit einem Schleifvlies. 180er Schleifpapier geht auch, nimmt aber schon viel auf einmal weg und mit dem Vlies konnte ich mich besser annähern: Ich wollte auf keinen Fall einen harten Übergang oder eine grobe Holzoberfläche wie bei den ersten Fender Roadworn oder auch einigen Custom-Shop Modellen.
Also, mit dem Vlies an den gewünschten Stellen bis der Lack runter ist. Dann habe ich (nicht lachen ...) teilweise Tee-Prött, teilweise Gartenerde in die Ahornstruktur gerieben, damit es die passende, ungleichmäßige Patina bekommt. Dann leicht anschleifen und eine dünne Schicht Klarlack drüber. Zum Schluss habe ich diese Schicht wieder mit dem Vlies angerauht. Der Hals ist im Ergebnis total eben, ohne Übergänge, und gleichmäßig "satiniert" an den "nicht bespielten Stellen" geht er nahtlos in polierte Stellen über.
Kopfplatten-Vor- und Rückseite sind zusätzlich mit einem amberfarbenen Nitro-Klarlack (von gitarrenbastler.de) überarbeitet, weil mir der Hals ab Werk zu hell war und schön vergilbt aussehen sollte. Zuvor hatte ich diese Stellen angeschliffen und auch ein wenig mit Tee-Prött für Verfärbungen und "Ablagerungen" gesorgt ...
Wunderhübsch, nur die Oberfläche des Korpuses ist mir etwas zu clean.
Ich habe - für mein Empfinden - schon darauf geachtet, dass das Gesamtbild stimmig ist, also Spuren an Hals und Korpus ausgewogen sind. Ich habe natürlich auch einige Bilder von Custom-Shop-Modellen oder echten Vintage-Modelle angeschaut oder auch mal im Musikladen "spioniert", wobei mir das teilweise schon viel zu weit geht... Ich habe z.B. davon abgesehen, dass Griffbrett mit den bekannten ovalen, durchgescheuerten Stellen zu versehen. Die entstehen ja nur, wenn man die Bünde komplett durchspielt und dann noch weiter macht ... Gut, wenn das bei vielen Vintage-Gitarren so war, ok. Meine ist eben immer bei Bedarf neu bundiert worden und hat kein durchgefädeltes Griffbrett ;-)
Beim Korpus genauso: Die abgeriebene Stelle an der Armablage erschien mir realistisch, dort liegt mein Unterarm auf und vergleichbare Spuren sehe ich an meiner Explorer. Auch sind die Gürtelspuren auf der Rückseite da, wo die Gitarre bei mir vorm Gürtel hängt. Großflächige Rory-Gallagher-Absplitterungen wollte ich aber nicht, ich wüsste auch nicht, wie und wie lange man mit eine Gitarre "benutzen" muss, damit sie so aussieht.
Leider geben die Bilder den Zustand des Korpus aufgrund der Spiegelungen nicht so gut wieder. Schwarz ist einfach schwer zu fotografieren. Er hat schon eine Menge Macken und Kratzer, vor allem aber ist er an allen Kontaktstellen (harmonisch auslaufend) mattiert, was die Bilder leider nicht wiedergeben.
Den Korpus habe ich insgesamt immer wieder geschliffen (mit dem Vlies), poliert, geschliffen, poliert, geschliffene, poliert, usw. .... Dazwischen immer mal wieder ein Ding hier und ein Ding dort, so dass die Gitarre verschiedene "Generationen" von Macken hat, also auch solche die sich fast schon wieder rauspoliert haben ... He, lacht da jemand? Wie gesagt, ich habe mich da auch an meiner, tatsächlich jetzt 25 Jahre von mir, auch viel live, gespielten Explorer orientiert.
Da stecken insgesamt aberwitzig viele Stunden drin, wo mich meine Frau abends hat auf der Klampfe herum reiben sehen ... Dabei musste ich mir Sprüche anhören wie: "Ich wünschte, Du würdest mal wieder an mir so 'rumschrauben", haha.
Hat aber Bock gemacht. ich kann jeden, der so ein Projekt mal angehen will, nur dazu ermuntern. Klar, über "Aging", "Relic" "Distressed" etc, kann man geteilter Meinung sein. Mir hat's enorm viel Spaß gemacht und die Gitarre fühlt sich extrem vertraut an. Nun, die Spielspuren sind ja auch alle von mir, wenn auch im Zeitraffer entstanden ...
Vielleicht noch ein absurd simpler und guter Tipp für's Agen von Hardware, falls noch nicht bekannt: Die entsprechende Hardware Teile in eine hitzefeste Schüssel. Die Plastikschüssel in einen Topf. Den Boden des Topfes ein paar mm hoch mit Essig-Essenz befüllen. Deckel drauf und das ganze 15-20 Minuten köcheln lassen. Anschließend sind alle Teile richtig schön unregelmäßig angelaufen und verfärbt. Ist erschreckend einfach ;-)