Du sagst es, so pauschal kann man das nicht sagen
Gerade die Frage vintage versus neu oder kürzlich gebaut (in den letzten 2 Dekaden) kann man eigentlich nicht fair beantworten, weil die Produktionsverfahren in den 60ern und 70ern ganz andere waren. Das hatte Vor- und Nachteile. Letztlich hat eben jede Epoche und auch jeder Standort bei Fender seine Eigenheiten. Das aufzudröseln, ist jetzt ziemlich fragwürdig weil sehr subjektiv und stark verkürzt.
Grob: Bis Ende der 60er wurde noch eher in Manufakturbauweise produziert, also viel Handarbeit. Und gutes Material auch, Fender war ja damals nciht gerade ein Billighersteller. Gespart wurde nicht am Material, sondern an Features, wenn es günstiger werden sollte.
In den 70ern wurden viele Dinge eingeführt, die man heute eher kritisch sieht, zB Halsdreipunktverschraubung und Thick Skin Lackierung, außerdem waren da sehr schwere Bodies in Mode. Und der Ausstoß wuchs sehr stark an, ohne dass die Produktion groß moderner wurde. Also wurde es etwas schlampiger im Schnitt.
Anfang der 80er stieg Fender in Japan ein. Dort hatte man zwar ein atemberaubendes handwerkliches Qualitätsverständnis und große Präzision, aber eben auch preiswertere Produkte im Blick. Das ist eigentlich bis heute so, die Japaner können bauen, bei Fender bauen sie aber meistens etwas günstiger als die Amis, verwenden billigere Lacke, elektrische Bauteile usw. Dafür kostet das Produkt am Ende ja auch weniger.
Fender Mexiko ist eigentlich ja nur eine Ausgründung von Fender USA, sprich dort wird sehr eng zusammengearbeitet und wurde in der Vergangenheit oft ganz gezielt günstiger produziert. Das heisst billigeres Holz, billigere Lackierverfahren, bis zu einer bestimmten Preisklasse auch billigere Hardware. Inzwischen hat sich das stark verwischt, eine teure Gitarre aus Ensenada kostet vielleicht sogar mehr als eine billige aus Corona und kann dann durchaus auch ambitionierter sein.
Ich habe eine 65er Duo Sonic, und da gibt es schon Unterschiede zu heutigen Produktionsverfahren, die ein deutlich anderes Spielgefühl machen. Damals waren dünne Nitrolackierungen Standard, Pickups wurden noch per Hand gewickelt, und es gab auch keine maschinelle Schnelltrocknung von Holz. Statt Plastik sind viele Teile (Potis, Schlagbrett) aus Materialien wie Bakelite, Celluloid oder Schellack. Dafür hatten sie es mit den Mechaniken zB noch nicht so raus, die sind ziemlich unvorteilhaft übersetzt.
Ob man das jetzt unterm Strich besser findet? Live spiele ich die Gitarre nur selten. Nicht weil sie zu wertvoll ist (ist sie nicht), aber weil ich etwas mehr Vielseitigkeit brauche. Sie klingt und spielt sich halt doch sehr eigen.