Habe ich irgendwo gelesen, dass sich erst so um die 20 (na vielleicht sind`s jetzt 30) Gitarristen hier geoutet haben? Das ist ja echt wenig, würde ich meinen. Diesen Thread habe ich natürlich schon seit dem ersten Post wahrgenommen, dachte aber so bei mir: oh Mann, wie langweilig, schon wieder Gitarre und Kram. Damit kann man mich jagen. Problem ist, dass ich mal Gitarrist
war.
Und so richtig passe ich deshalb eigentlich nicht in diesen Thread, bzw. passe eigentlich kaum wo hin. Am ehesten ins Recording, denn dort fühle ich mich wirklich zuhause.
Und jetzt habe ich schon 2 Absätze formuliert und ihr wisst immer noch nicht, wie ich mit Gitarren umgehe und wie lange schon? Dem kann abgeholfen werden. Ich bin im Februar 1956 geboren und zwar in einer Nacht mit beinahe -30° Celsius. Ich müsste also heißblütig sein, weil ich das kompensieren konnte.
Als Kind habe ich immer in den Versandhauskatalogen meiner Mutter geblättert, Quelle, Neckermann und so. Vorwiegend auf den Seiten mit Spielzeug... Und irgendwann mit 13 oder 14 Jahren fand ich im Katalog des OTTO-Versands sogar Musikinstrumente. Spielzeuge waren in dem Alter da schon irgendwie out.
Und da war eine wunderschöne elektrische Gitarre für (ca.) 150 DM abgebildet. Die war ähnlich einer Strat gestaltet, aber solche Namen sagten mir damals noch nichts. Die Abbildung der Gitarre zeigte ich meinem Freund, der 2 Jahre jünger als ich war und der fand das Ding auch cool. Und nun wurde ich verwegen. Zu der Zeit lag meine Mutter wegen einem Herzinfarkt im Krankenhaus und ich als lieber Junge habe stets gefragt, wenn ich etwas mochte. Also lief ich mit meinem Kumpel zum Krankenhaus (er wartete draußen) und fragte, ob ich mir die Gitarre kaufen dürfe. Vom Taschengeld selbstverständlich und keineswegs "gesponsort". Zu meiner totalen Überraschung bekam ich ein sofortiges "Ja" und brauchte nicht mal anfangen zu quengeln oder es mit Überredungskünsten zu versuchen. Was für ein gelungener Coup! Die Gitarre wurde sofort bestellt und als sie kam, war ich stolz wie Oskar, konnte aber kein Stück damit umgehen. Trotzdem bastelte ich mir einen Verzerrer in einen Pappkarton, der dann über ein Nachkriegsradio verstärkt wurde. Und bei meinem Kumpel im Keller durften wir "üben". Der stellte sich zunächst verschiedene Plastikeimer zusammen und einen metallenen Strumpfständer... dies war mein Startpunkt. War das so um 1971?
Sehr schnell sprach sich in der Schule rum, dass da jemand eine elektrische Gitarre besaß und es aus einem Keller so unverschämt schrecklich dröhnte (wir zwei versuchten
'Iron Man' von Black Sabbath zu "spielen"). Aber schnell merkten wir, dass das mit dem Fuzz und dem Röhrenradio irgendwie nicht so recht funktionieren wollte. Die Sommerferien waren angebrochen und ich fest entschlossen, mir noch einen echten Verstärker zu kaufen; als 15- oder 16-Jähriger - und mein Kumpel ein echtes Schlagzeug. Die ganzen Ferien über schwitzte ich für 5 DM/Std. an der Rampe am Wareneingang der EDEKA-Nordhessen und danach besaß ich einen ordentlichen, schicken
Suprem Concord 80 Watt Combo. Ich kaufte mir noch einen akustischen Eierschneider, auf dem ich ein halbes Jahr lang Gitarrenunterricht nahm, aber das hätte ich mir auch schenken können, denn unterm Strich bin ich Autodidakt geblieben. Mein ganzes Leben lang. Mit Freunden, die zu solchen wurden, bildeten wir in 1972 eine Band, die sich zum "Star" in unserer Region entwickelte, obwohl wir nur 3x auftraten (aber beinahe täglich für 5 bis 7 Stunden in einem tollen Proberaum üben konnten). Und hatten ein großes Repertoire und Equipment, das sonst in unserer Altersgruppe eigentlich nicht denkbar war.
Diese fantastische Truppe (ich danke euch echt, Jungs!) zerfiel aus Gründen von Zivildienst, Militär und Studium... Und so blieb mir Anfang der 80er Jahre nichts anderes übrig als mir einen der ersten "Synthesizer" zuzulegen, um alles, was ich mir so vorstellte, selbst spielen zu können. Um mir dies leisten zu können, verkaufte ich mein Auto, einen R4 - und erhielt dafür einen funkelniegelnagelneuen Crumar Multiman S.
Damit und mit meinem mittlerweile durch verschiedene Jobs finanzierten 4-Kanal-Tonbandgerät (Teac A-2340SX) bestritt ich für die ersten Jahre mein kreatives Hobby, verlor aber selbst nach dem Erwerb weit besser spielbarer Gitarren als meine ersten beiden den Spaß am Gitarrespiel.
Stattdessen investierte ich weiter in Synthesizer und hatte in meiner Studentenzeit in meiner Musikecke sowohl den Crumar als auch einen Roland SH-2 mit Hardware-Sequencer (CSQ-600), einen Jupiter 4 und ein Rhodes Mk I E-Piano stehen. Das fütterte ich über ein 12-Kanal Mischpult in mein Teac ein (um es kurz zu machen...).
Daraus ist ersichtlich, dass ich Mitte der 80er meinen Schwerpunkt von Gitarre auf Keys verlegt habe.
Und nach dem Studium, das für mich musikalisch eine äußerst kreative Phase war, fing der Ernst des Lebens erst an - und erst 1995 schwenkte ich von Tonbandaufzeichnungen zu digitalen Aufzeichnungen um (Notator SL + Tonband per
SMPTE-Timecode) und seit etwa 2008 arbeite ich vollständig mit
Reaper als DAW. Meine ausgemusterten Spulentonbandgeräte stehen nun in einer Sichtvitrine, meinem
"Museum".
Ich bin nicht sehr virtuos, sowohl was Gitarren anbelangt und auch auf meinen Keyboards bin ich eher eine lahme Ente
, aber da ich ohnehin nicht live spiele, sondern großes Vergnügen am Recorden meiner Ideen entwickelt habe - und natürlich auch das entsprechende Geschick - macht das nix, bzw. ist nicht so schlimm. Ich glaube, es gibt zumindest zwei Typen von Musikern, nämlich die, die Publikum brauchen und sich dadurch berauschen (können) und solche, die das allein aufgrund der Melodien in ihrem Kopf können und so wie ich für immer glauben, dies selbst mit dem besten Equipment nicht adäquat umsetzen zu können. Also jedenfalls werkele und feile ich wie ein beinahe selbstvergessener Bildhauer an seiner finalen Skulptur...
Ich habe apparativ alles war ich brauche und will - und wen es interessiert, der kann ja über meine Signatur Genaueres erfahren.
Na, darf ich nun an diesem Thread teilnehmen?