"O trenzinho do caipira" ("Die kleine Eisenbahn") stammt aus der zweiten von neun "Bachianas brasileiras". Die "Bachianas brasileiras" sind Johann Sebastian Bach gewidmete kontrapunktische Stücke, die sich gleichzeitig an die Kompositionstechnik Bachs anlehnen und brasilianische Volksmusik verarbeiten.
"O trenzinho do caipira" ist im Stil der Toccata komponiert, einer freistimmigen, virtuosen Phantasie für Orgel oder Klavier, bei der Läufe und Akkorde miteinander wechseln. Im Original ist das Stück für Klavier und Cello angelegt, es liegt jedoch auch eine zweite Fassung für drei Gitarren vor. Von diesem Stück gibt es auch eine orchestrale Fassung, die in dieser Unterrichtseinheit Verwendung findet.
"O trenzinho do caipira" zeichnet ein Bild einer alten Dampflok, die durch das Hinterland Brasiliens fährt, indem - im Bach´schen Stil - mittels rhythmisch gebrochener Akkorde die Geräusche der Dampflok nachgeahmt werden, die Landschaft aber durch eine Melodie aus der Brasilianischen Volksmusik dargestellt wird. Das musikalische Bild lässt sich folglich in zwei sich ergänzende Elemente einteilen: Die Lok, bei deren Darstellung der Rhythmus im Vordergrund steht und die Landschaft, die durch ein Volkslied symbolisiert wird.
Die Komposition des Stückes ist stark an den Ablauf einer reellen Eisenbahnfahrt gebunden: Der Zug setzt sich in Bewegung, fährt los, wird schneller, bis er ein gewisses Tempo erreicht hat; an dieser Stelle setzt die Landschafts-Melodie ein; die Zugfahrt steigert sich zu einem Höhepunkt, wo ihr fast "der Dampf ausgeht" und setzt dann ihre Fahrt mit verändertem Klang (Wechsel der beiden Stimmen) fort; schließlich kommt die kleine Eisenbahn am Ziel an und kommt quietschend zum Stehen.