Das Musikrätsel

  • Ersteller Effjott
  • Erstellt am
Tatsächlich, Orphée 53 ist gemeint. (53 wegen der Uraufführung 1953)

Pierre Schaeffer und Pierre Henry begründeten in den 1940ern in Paris die sogenannte "musique concrète" - eine Form der Tonbandmusik, welche im Gegensatz zur (damals v.a. in Köln beheimateten) synthetischen elektronischen Musik ausschliesslich (zumindest zu Beginn) aus aufgenommenen und verarbeiteten Geräuschen der "realen Welt" bestand. Ein berühmtes Beispiel sind Pierre Henrys "Variations pour une Porte et un Soupir" (Variationen über eine Tür und einen Seufzer).

Orphée 53 war das erste Bühnenstück der Musique Concrète und verband Tonbandmusik mit einem Live-Orchester, einem Cembalo und Vokalstimmen. Dass es in Donaueschingen durchfiel mag auch mit den ideologischen Spannungen zwischen dieser Pariser Schule und der strengen elektronischen Musik aus Köln zusammenhängen, welche ganz grundsätzlich verschiedene Auffassung von der Funktion der Elektronik in der Musik hatten. Die Musique Concrète hatte daher zu dieser Zeit in Deutschland einen schweren Stand.

Die "Flügel" welche Pierre Henry dann dieser Oper verlieh, beziehen sich auf das Ballett "Le Voile d'Orphée", in welchem er die Schlussszene aus Orphée 53 neu überarbeitete um zu einer grösseren stilistischen Homogenität zu finden (dies war schon länger ein Streitpunkt zwischen Henry und Schaeffer gewesen). Im Gegensatz zu Orphée 53 war dieses Ballett deutlich erfolgreicher und kam zu vielen Aufführungen.

P.S. Wenn ihr Futurama kennt, dann habt ihr auch schon mal was von Henry gehört. Die Titelmelodie ist eine etwas bearbeitete Version eines seiner Stücke - allerdings ist das nicht die typischste Musik für Henry.

Du bist dran!
 
Zuletzt bearbeitet:
Bedankt!

Ein Bühnenwerk erlebte eine nicht geplante Unterbrechung, weil der Dirigent bereits nach der zweiten Szene sich weigerte, unter diesen Umständen weiterzumachen. Der Grund: Die Musiker spielten zu leise.
Nach einer kurzen internen Debatte einigte man sich aber und spielte das Werk noch einmal und dieses Mal auch bis zum Ende :).

Um welche Komposition geht es?
Wo fand das statt?
Was war der Hintergrund für den Streit?
 
Ich denke, die dritte Frage könnte ich mehr oder weniger beantworten, da ich dieses Debakel in Erinnerung habe - nur will mir nun beim besten Willen weder einfallen, was für ein Stück das war und wo das stattfand. Es liegt mir auf der Zunge…

EDIT: Ah, natürlich, mir ist das Orchester wieder eingefallen und so auch das Werk. Da mir aber kein neues Rätsel einfällt, enthalte ich mich der Antwort :)
 
EDIT: Ah, natürlich, mir ist das Orchester wieder eingefallen und so auch das Werk. Da mir aber kein neues Rätsel einfällt, enthalte ich mich der Antwort :)

Als Schweizer wirst Du es wohl wissen ;).
Also dann bitte die Lösung und keine vornehme Zurückhaltung.

Und von wegen, es fällt kein neues Rätsel ein, dann mal an die Arbeit!
Wir geben hier nicht so schnell auf ;).
 
Dann halt!

Das war Wozzeck im Berner Stadttheater. Jedenfalls wurde ein Vordach nach Bayreuth-Vorbild über dem Orchestergraben angebracht, wohl für die bessere Hörbarkeit (bzw. Trennung vom Orchesterklang) der Sänger im Publikum, was wiederum den Lautstärkepegel im Orchestergraben drastisch ansteigen liess. Der Dirigent bestand aber darauf, eine gewisse Lautstärke einzuhalten, damit sowohl die Lautstärkebalance im Publikum stimmte, als auch die Sänger das Orchester gut hören konnten. Die Musiker beriefen sich jedoch auf die gesetzlichen Lautstärke-Grenzwerte und spielten so aus Protest bei der Aufführung besonders leise - was den Dirigenten dazu veranlasste, wütend den Saal zu verlassen.
 
Ich habe ja schon gesagt, dass mir nichts einfällt - also müsst ihr mich entschuldigen, wenn ich gedanklich immer noch in der Nähe meines letzten Rätsels bin und keine grosse Abwechslung schaffe.

Nicht viel später als Orphée 53, wurde in Paris ein Werk mit folgender Besetzung ebenfalls in einem Skandalkonzert uraufgeführt: 2 Flöten, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Kontrabasstuba, Klavier, 5 Perkussionisten, Tonband. Diese Aufführung beinhaltete die erste (oder zumindest eine der ersten - ich garantiere hier für nix) Live Radio-Übertragung von Stereoklang überhaupt.

Wie heisst das Werk und auf welche Weise wurde es stereophon übertragen?

Wer noch diese Zusatzfrage beantworten kann, gewinnt einen Bonuspunkt: Was bedeuten die Buchstaben "OS" welche in der Partitur des Stücks an drei Stellen gross eingetragen sind?

Tipp: Die Besetzung ist ein deutlicher Hinweis auf den Komponisten.
 
Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, was denn hier gemeint sein könnte.

Eine vage Vermutung zur stereophonen Übertragung: Möglich, dass die Musiker in verschiedenen Räumen gespielt haben und quasi in "Synchroplay" übertragen wurde???

Und genauso diffus meine Annahme, dass z.B. Stockhausen bei bestimmten Werken die Musiker in unterschiedlicher Position aufstellen ließ. In diesem Fall interpretiere ich das "OS" so, dass damit sowas wie "optische Sitzordnung" oder "optische Struktur" gemeint sein könnte???

Jetzt dürft Ihr gern lachen :D.

Aber ein weiterer Hinweis wäre ganz zweckdienlich.
 
Die Musiker haben weder in verschiedenen Räumen gespielt, noch hat OS etwas mit der Sitzordnung zu tun. Wohl aber mit anderen Ordnungen. Auf einer abstrakteren Ebene spielen Räume für dieses Stück auch eine wichtige Rolle. Sehr grosse Räume im Freien (auch wenn das Stück selbst durchaus in einem normalen Konzertsaal gespielt wurde).

Die Besetzung ist deshalb ein Hinweis, weil keine Streicher vorkommen.

Der Komponist kam selbst aus Frankreich, lebte aber dann die meiste Zeit seines Lebens in den USA.

Die besondere Art der Stereoübertragung hat übrigens damit zu tun, dass Radiosender damals nicht in Stereo übertragen konnten.
 
Dann war es vermutlich "Desérts" von Edgar Varése.
Ich weiß, dass es das Werk gibt, aber ich hab es bis jetzt noch nicht gehört.

Was OS heißt kann ich allerdings immer noch nicht sagen.
 
Völlig richtig. Gesucht ist aber immer noch die Methode der Radioübertragung. Kann gut sein, dass man da bei google nicht gleich fündig wird - aber man kann hier auch mal ruhig Vermutungen in den Raum werfen. Tipp: Später machte man auch mal ein paar Quadrophonie-Übertragungen nach gleichem Prinzip.

OS werde ich auflösen, wenn niemand drauf kommt. Ich denke man muss das Werk kennen, um darauf zu kommen.
 
Das ließ mir doch nun keine Ruhe mehr, daher habe ich weiter recherchiert ;).

Folgendes über "OS":

Das Werk "Deserts" wird an drei Stellen von Tonbandinterpolationen unterbrochen, die Varese "organized sounds" (OS) nannte. Elektronisch manipulierte Montagen aus Geräuschen aus der Arbeitswelt und Umwelt, die eingestreut werden(können) und sich teilweise auch mit dem Instrumentarium vermischen.

Ich hoffe, das war richtig definiert. ;)

Was die Übertragungstechnik angeht, stehe ich weiterhin wie Ochs vorm Berge:(.

Ich denke, da könnte ts2 uns weiterhelfen.

Edit: Mir kommt da gerade noch ein (wahrscheinlich völlig dummer) Gedanke;):

Wenn der Hörer Besitzer zweier Radios war - und die Sendeanstalten über zwei verschiedene Sender synchron ausstrahlten, z.B. Holzbläser auf Sendestation 1, Blechbläser auf Sendestation 2, dann könnte doch sowas wie "Stereophonie" dabei herausgekommen sein. Ich gebe zu, das ist total weit hergeholt :D.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der völlig dumme Gedanke war völlig korrekt :)

Nicht Holzbläser über einen Sender und Blech über einen anderen, aber einfach eine normale stereophone Aufnahme, von der ein Kanal über einen Radiosender (Radio France, glaube ich) gesendet wurde und der andere Kanal über einen anderen Sender (ich habe vergessen welcher). Die Hörer mussten dann zwei Radiogeräte auf zwei Sender einstellen, sie schön vor sich positionieren und hatten so (vorausgesezt die beiden Geräte klangen relativ ähnlich) einen Stereoklang im Wohnzimmer. Und später hat man den gleichen Trick angewandt um mittels zwei Stereo-Radios einen Quadro/Surroundeffekt zu erreichen.

Und OS ist natürlich so völlig richtig übersetzt. Der Terminus "organized sound" hat bei Varèse eine wichtige Bedeutung, nicht nur wie hier im Zusammenhang mit Tonband/elektronischen Klängen. Das berühmte "Zitat" einer Definition der Musik als "Music is organized sound" hingegen, habe ich so noch bei keiner sicheren Quelle nachlesen können und ist wohl eher eine Verkürzung verschiedener seiner Aussagen zum Thema "organized sound".
 
Und wer ist jetzt dran?
 
Na, das freut mich jetzt. Ab und zu sollte man nachdenken statt recherchieren, auch dann kann es mal klappen ;).

Ohne den Titel und den Komponisten, die ja der Lord genannt hat, wäre ich allerdings niemals auf diese Lösung gekommen, zumindest was das "OS" betrifft.

Also der Lord ist dran mit einem neuen Rätsel!
 
Es gibt ein Werk eines Komponisten, das, wie so viele "zeitgenößische" Werke, zu einem mehr oder weniger großen Zwischenfall während einer Aufführung sorgte.
Während der Aufführung rannte eine Frau, offenbar mit den Nerven am Ende, auf die Bühne und rief: "Ist ja gut, ich beichte!"
Das Werk wurde vom Publikum auch eher gemischt gut aufgenommen.

Als kleiner Tipp: Das Stück ist für einen Spieler geschrieben.
 
Werden noch weitere Tipps benötigt?
 
Ich bin der neue, ich komm jetz öfter.
Ja das Jahr wäre interessant. Ich hab noch nicht die leiseste Ahnung.
 
Der Komponist ist Amerikaner und lebt noch.
 
Ist der Komponist John Adams?
 

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