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ArthurMilton
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Hurra, endlich gewinnt das Musikerboard an literarischem Format. 'Die Stimmung der Welt' werde ich mir bei Gelegenheit doch mal 'reinziehen, hab' bei Libreka schon mal etwas 'reingeguckt, las sich recht anziehend. Tip an Jens Johler: So wie wir in der Musik Taktstriche benutzen, um Zeiteinheiten zu markieren, setzt der Schriftsteller Satzzeichen wie zum Beispiel Gänsefüßchen, um die wörtliche Rede zu markieren. Die Charaktere treten dadurch klarer und handgreiflicher hervor.
Ich muß nun gestehen, daß ich beim Lesen der sehr guten Posts in diesem Thread öfter mal 'ne Pause einlegen mußte, weil doch recht komplexe Inhalte diskutiert wurden; hab' auch 'ne Menge dabei gelernt. Ich nun allerdings hab' doch den Eindruck, Du bist mit Deinem neuen Aufsatz etwas vom Thema abgekommen, nämlich von der Entwicklung der Klaviatur (ich denke, das war doch Dein Thema, oder?) zur gleichstufigen Stimmung.
Ich hatte ja schon erwähnt, daß Lautenisten die gleichschwebende Stimmung schon in der Renaissance benutzten; das ist ganz natürlich, wenn man auf dem Griffbrett Darmsaiten als Bundstäbchen herumschiebt. Der Schock der neuen Stimmung auf der Orgel wird für Johann Sebastian Bach und seine Zeitgenossen im Barock wohl nicht ganz so groß gewesen sein, wenn's diese Stimmung schon seit über hundert Jahren gab. Was mir aber noch wichtiger ist, sind die Bedeutungen der Tonstufen in einer Tonleiter.
Mit der Entwicklung der Tetrachordlehre und der Hexachordlehre, die ich ja bereits erwähnt hatte, treten ja auch neben Ganztonschritten Halbtonschritte und damit starke Strebetöne, also starke Leittöne und Gleittöne, auf den Plan. Möglicherweise waren die Strebetöne damals vielleicht wichtiger als die wacklig zu intonierende Mediante, die heute ja über Dur und Moll und damit über den Klangcharakter des Musikstückes entscheidet. Durch den Blues ist die Mediante heute in der Pop- und Rockmusik ein wichtiges Intervall geworden: Der Wechsel von einer kleinen zu einer großen Terz täuscht eine melodische Bewegung vor, die eigentlich gar nicht stattfindet. Mir fällt als Beispiel gerade nur dieser Song von den Ting Tings ein: http://www.youtube.com/watch?v=v1c2OfAzDTI .
Ich kann mir schon vorstellen, daß im Mittelalter die Tonika, die Oberdominante, die Unterdominante und der starke oder schwache Leitton schon die Hauptbestandteile der Melodie ausmachten, während die Mediante nicht so wichtig war. Aus dem starken Leitton b quadratum im hexachordum durum - das deutsche h - wurde so das b rotundum - das deutsche b - im hexachordum molle, also ein schwacher Leitton in g-Moll. Damit wäre das b rotundum die erste schwarze Taste auf der Klaviatur, also Deinem Thema; weiß jemand näheres über Positive im Mittelalter?
Tip an Jens Johler: Schreib' doch mal 'nen Roman über Guido von Arezzo!
Weiterhin noch viel Spaß in der Musiktheorie!
Arthur Milton
Ich muß nun gestehen, daß ich beim Lesen der sehr guten Posts in diesem Thread öfter mal 'ne Pause einlegen mußte, weil doch recht komplexe Inhalte diskutiert wurden; hab' auch 'ne Menge dabei gelernt. Ich nun allerdings hab' doch den Eindruck, Du bist mit Deinem neuen Aufsatz etwas vom Thema abgekommen, nämlich von der Entwicklung der Klaviatur (ich denke, das war doch Dein Thema, oder?) zur gleichstufigen Stimmung.
Ich hatte ja schon erwähnt, daß Lautenisten die gleichschwebende Stimmung schon in der Renaissance benutzten; das ist ganz natürlich, wenn man auf dem Griffbrett Darmsaiten als Bundstäbchen herumschiebt. Der Schock der neuen Stimmung auf der Orgel wird für Johann Sebastian Bach und seine Zeitgenossen im Barock wohl nicht ganz so groß gewesen sein, wenn's diese Stimmung schon seit über hundert Jahren gab. Was mir aber noch wichtiger ist, sind die Bedeutungen der Tonstufen in einer Tonleiter.
Mit der Entwicklung der Tetrachordlehre und der Hexachordlehre, die ich ja bereits erwähnt hatte, treten ja auch neben Ganztonschritten Halbtonschritte und damit starke Strebetöne, also starke Leittöne und Gleittöne, auf den Plan. Möglicherweise waren die Strebetöne damals vielleicht wichtiger als die wacklig zu intonierende Mediante, die heute ja über Dur und Moll und damit über den Klangcharakter des Musikstückes entscheidet. Durch den Blues ist die Mediante heute in der Pop- und Rockmusik ein wichtiges Intervall geworden: Der Wechsel von einer kleinen zu einer großen Terz täuscht eine melodische Bewegung vor, die eigentlich gar nicht stattfindet. Mir fällt als Beispiel gerade nur dieser Song von den Ting Tings ein: http://www.youtube.com/watch?v=v1c2OfAzDTI .
Ich kann mir schon vorstellen, daß im Mittelalter die Tonika, die Oberdominante, die Unterdominante und der starke oder schwache Leitton schon die Hauptbestandteile der Melodie ausmachten, während die Mediante nicht so wichtig war. Aus dem starken Leitton b quadratum im hexachordum durum - das deutsche h - wurde so das b rotundum - das deutsche b - im hexachordum molle, also ein schwacher Leitton in g-Moll. Damit wäre das b rotundum die erste schwarze Taste auf der Klaviatur, also Deinem Thema; weiß jemand näheres über Positive im Mittelalter?
Tip an Jens Johler: Schreib' doch mal 'nen Roman über Guido von Arezzo!
Weiterhin noch viel Spaß in der Musiktheorie!
Arthur Milton