Mir hat mal ein pensionierter Techniker vom SWR bei einem sehr langen und sehr informativen Gespräch einen Satz gesagt, der sich mir eingeprägt hat (obwohl er nur bestätigt hat, was ich schon lange befolgte): "Was ist der Unterschied ziwschen einem Profi und einem Amateur? Der Profi hat einen Meterstab!"
Genau so gehe ich schon seit Anbeginn an meine Musiker-Tätigkeit ran. Auf der Bühne muß Ordnung herrschen! Das Bühnenbild muß aufgeräumt sein! Da ich in meiner Band zum Bühnenbeauftragten ernannt wurde (nach anhaltenden Nörgeleien meinerseits) gehe ich sogar so weit, daß ich die Musikerpositionen schön symmetrisch zur Bühnenmitte verteile, also Mikrosständer schön gleichmäßig auf der Bühne verteilt, Schlagzeug und Keyboard links und rechts der Bühnenmitte-Achse, Lichter auf den Milimeter genau gespiegelt auf der Bühne verteilt und ausgerichtet, keine sichtbaren Kabel, keine weißen Kabel und Verteiler, wenn Cases als Ampständer genommen werden, dann keine Aufkleber auf diesen Cases, schwarze Tücher, um Unschönes zu verhüllen usw. Es ist vielleicht ein Spleen von mir, aber ich bilde mir ein (und bin mir auch ziemlich sicher), daß sich so ein Bühnenbild unbewußt positiv auf dem Gast auswirkt. Wichtig ist z.B. bei Konzerten eine Aufstellung auf der Bühne, bei der jeder Gast im Saal jeden Musiker auf der Bühne sehen kann. Viele achten auf sowas nicht und dann ist der Basser oder Schlagzeuger irgendwo in einem Eck und nicht zu sehen. Wenn ich die Beleuchtung auch machen darf - als Bassist habe ich die Zeit dazu - dann mache ich mir die Mühe, bei jedem Lied eine anderes Programm zu nehmen, abhängig von Tempo und Message des Liedes. Das ist machbar.
Ich kann es nicht leiden, lose rumhängende PA-Kabel an den Boxen zu sehen oder Lichtstative, die ohne Plan irgendwo auf der Bühne abgestellt werden, die Lichter nur mal so grob auf die Bühne gerichtet, oder noch schlimmer, nur von hinten auf's Publikum.
Wenn ich mal Aushilfe bei einer Band bin, versuche ich, möglichst unauffällig solche Mißstände zu beheben. Sehr oft spreche ich das auch an und meistens gibt's positives Feedback. Die Jungs haben halt bis dahin nicht daran gedacht oder es ist ihnen nicht aufgefallen. Dazu zählen auch die auf 1,5 m ausgezogenen Notenständer (oder auch Tablet-Halter), nicht aufgeräumte Cases, sehr dumm und ungünstig verlegte Kabel aller Art, eine nicht durchdachte Auftstellung der Instrumente auf der Bühne (gut durchdacht kann man so am Monitoring sparen!) oder sogar, im Gegenteil eine angeblich professionelle Aufstellung auf der Bühne, die aber in der Situation völlig falsch ist. Sehr beliebt ist da die Aufstellung der Gitarren-und Bass-Boxen seitlich am Bühnenrand, weil die Profis das auch so machen. Und dann hat man einen sehr lauten Gitarristen mit einer 4 x 12" Box seitlich aufgestellt, der die Bühne wie mit einer Stalin-Orgel bestreicht. Oder einen Basser mit einer 8 x 10" Box... Alles schon erlebt... Und dann kommt noch der Ton-Mensch (oft bei einem bekannten Institut ausgebildet), der meint, daß sei jetzt mega-professionell, weil er so einen guten PA-Sound hinbekommt. Ich rede jetzt aber von Club- und Kneipen-Gigs, nicht von Hallen und Open-Air...
Wenn ich mal zu einem amtlichen Konzert gehe, interessieren mich oft das Bühnenbild und die Technik mehr als die Musik. Ich gehe ungern zu sehr großen Konzerten, weil man da nicht viel davon sehen kann. Da mag ich liebr Konzerte bis 1.000 ZUschauer oder so, da kann man viel mehr sehen. lernen und mit den AUgen klauen. Mir fällt auf jeden Fall bei solchen professionellen Veranstaltungen auf, wie gleichmäßig z.B. die Lichter aufgebaut sind (jedes Gerät in einem festgesetzten Abstand zum nächsten und das auf den Zentimeter genau), eine gute Ausnutzung der Bühnengröße, eine gute Ausleuchtung usw. Warum das bei einer Hobby-Band nicht auch gelten soll, ist mir schleierhaft! Wir haben heute dank Internet die Möglichkeit, uns zu informieren. Das erwarte ich von jedem Musiker, der öffenltich auftritt, unabhängig vom Status. Wer Eintritt und Gage verlangt, muß etwas bieten und muß auch etwas investieren, jenseits der reinen Musik.