Nehmen wir mal exemplarisch mein Setup...
...und optimieren wir das mal.
Wohlgemerkt, ich brauche jetzt schon jeweils eine knappe halbe Stunde für den Aufbau und eine knappe halbe Stunde für den Abbau. Zwischen den Keyboards und dem Rack liegen sechs Klinkenkabel, fünf MIDI-Kabel (davon sind die sechs Klinkenkabel und vier MIDI-Kabel zu einem Quasi-Kabelbaum zusammengefaßt, was den Aufbau beschleunigt), ein XLR-Kabel (das beweglich bleiben muß) und ein Netzwerkkabel für die Fernbedienung der MIDI-Patchbay. Ein weiteres Kabel gehört zur Vierfachsteckerleiste mit Kaltgerätekupplung, die vom Power Conditioner auf der Rückseite des Racks zum Boden vorm Keyboardständer geht. Von da geht ein Rasiererkabel zum größeren Keyboard, ein Netzkabel an einem Steckernetzteil zum kleineren und ein USB-Kabel zur MIDI-Clock. Dazu kommen dann auch noch drei Kabel (Tendenz steigend) von den Controllerpedalen zum großen Keyboard.
Der erste Schritt der Optimierung wäre, nur noch schwarze Kabel zu verwenden. Aktuell sind von den fünf MIDI-Kabeln nämlich eines schwarz, zwei weiß und zwei grün. Weiß ist immer vom Instrument zur MIDI-Patchbay, grün ist immer von der MIDI-Patchbay zum Instrument. Keine Verwechslungsgefahr, selbst wenn ich mehrere Kabel gleichzeitig verlege. Wenn alle schwarz wären, müßte ich wieder jedes MIDI-Kabel einzeln von Gerät zu Gerät ziehen, um sie nicht zu verwechseln, was wieder einige Minuten an Zeit kosten würde.
Der zweite Schritt wäre, die Kabel zum Boden unsichtbar zu machen. Dazu müßten sie gebündelt mit schwarzem Gaffa auf der Rückseite der Keyboardsäule fixiert werden, und zwar so, daß das Publikum das Gaffa nicht sieht. Idealerweise käme da dann auch die Verteilerleiste hin.
Daran wird problematisch, daß ich vom oberen, kleineren Keyboard die Kabel (zweimal Audio, zweimal MIDI, Strom) nicht durchgängig auf der Rückseite der Keyboardsäule verlegen kann, weil die Auflage fürs untere Keyboard im Weg ist. Die Säule hat auch keinen eingearbeiteten Kabelkanal. Das heißt, auf Höhe des unteren Keyboards würden die fünf Kabel vom oberen an der Auflage des unteren vorbeiführen, also seitlich hinter der Säule herausscheren.
Und dadurch, daß die Auflagen für Kabel unpassierbar sind, kann ich auch nicht den Trick anwenden, die Kabel horizontal parallel zu den Keyboards zur Säule und erst ab da nach unten zu führen, so daß sie immer auf eine Art unterhalb der Keyboards hängen werden.
Mal ganz davon abgesehen, daß es spätestens ab der Stelle, wo die Verteilerleiste fixiert wird, ein verdammt dickes Bündel wird, das man einfach nicht mehr vorm Publikum verstecken kann.
Der dritte Schritt wäre, die Kabel überall sonst unsichtbar zu machen. Idealerweise müßte ich direkt hinter der Keyboardsäule ein großes Loch in den Bühnenboden bohren, alle Kabel da durchstecken, sie unter den Bühnenpodesten hindurch hinter die Bühne legen, da eine Traverse oder dergleichen aufrecht aufstellen als Kabelführung nach oben, mein Rack mit der Rückseite gegen den schwarzen Bühnenmolton schieben, ein Loch auf Höhe Mitte Rack in den Molton schneiden und da alle Kabel von der Traverse durch das Loch ins Rack stecken. Dann wären sie futsch.
Ist aber nicht machbar.
Also halte ich mich an einen Grundsatz: Die einzige Richtung, in die Kabel auf einer Bühne verlegt werden dürfen, ist zum hinteren Bühnenrand, und zwar rechtwinklig zu demselben und möglichst flach. Also lege ich 13 Kabel nebeneinander direkt von der Keyboardsäule aus schnurgerade auf den Bühnenboden, um sie da zu fixieren. Nun passen unter eine Gaffa-Bahn allerdings nicht mehr als zwei, drei, vier Kabel je nach Querschnitt. Also liegen nebeneinander zwei Gaffa-Bahnen mit je drei Audiokabeln, eine mit den vier MIDI-Kabeln von/nach den Keyboards und eine vierte mit dem MIDI-Kabel für die Clock, der Stromzuleitung und dem Netzwerkkabel. Die vier Gaffa-Bahnen werden exakt bündig aneinander gelegt, um die nicht schwarzen Seiten zu verbergen. Das Ganze wird natürlich entsprechend breit unter meinen Füßen. Und im Gegensatz zu Ralf Hütter habe ich auch keine feste Position, wo ich immer stehe.
Etwaige Kabelüberlängen werden wiederum mit Gaffa an die Unterseite der Bühne geklebt, falls jemand unter der Bühne hindurchsehen kann, damit das dann nicht auffällt.
Vom Bühnenrand zum Rack wiederholt sich das Spiel, nur über kürzere Distanz. (Ach ja: Das Rack bleibt auf der Bühne. Ich brauche immer wieder händischen Zugriff darauf, in einem Fall sogar mitten im Song mit einem Zeitfenster von anderthalb Sekunden.)
Problematisch wird es dann, 13 Kabel unsichtbar hinter den dünnen Beinchen des Pianotisches, auf dem das Rack steht, nach oben zu legen, damit das Publikum sie nicht sieht. Probate Lösung wäre hier, den ganzen Pianotisch bis zum Boden mit Molton einzuhüllen, so daß sich darunter zusätzlich noch Stauraum befinden würde.
Allerdings brauche ich dann noch die Garantie, genügend Platz in der Tiefe auf der Bühne zu haben, daß das Rack genau bühnenparallel mit der Vorderseite zum Publikum stehen kann, damit auch die vielen Kabel hinterm Rack unsichtbar werden. Den Platz brauche ich deshalb, weil das Rack dann wirklich schräg hinter mir stehen muß, damit ich es noch bedienen kann. Links neben mir kann es dann nicht mehr stehen, weil ich dann nicht mehr an die Geräte kommen würde.
Das Mikrofonkabel muß gesondert betrachtet werden. Wenn das auch störend sein sollte, brauche ich ein Wireless-Mikro. Wohlgemerkt, das lohnt sich für mich überhaupt nicht. Ich bin der einzige in der Band, der keinen einzigen Song leadsingt, ich singe auch sonst nicht viel, ich hätte einiges an technischen Mehrkosten, und ich müßte sehen, wo ich im rappelvollen Rack den Wireless-Empfänger unterbringe.
Ach ja, und das alles muß weiterhin binnen maximal einer halben Stunde von einer einzelnen Person auf- bzw. abgebaut werden können.
Realistisch?
Martman