Castingshow für echte Musiker

  • Ersteller Johannes Hofmann
  • Erstellt am
Wenn niemand sich erlauben würde, Musik zu bewerten, würde sie sich nicht verbreiten können. Also macht es schon Sinn, eine Bewertung abzugeben und diese auch zu teilen.
hier sehe ich das problem, welches von den ganzen castingshows ausgeht: jmd aus einer jury von ''experten'' kürt eine, einen hans wurst zum pop-idol und eine vielzahl von zuschauern glaubt, das dargebotene wäre tatsächlich gut. gut bedeutet für mich aufrichtige, aus der seele kommende kunst.
darum ging es mir auch in meinem letzten kommentar. wenn durch castingshows eine kunstform wie musik, zum seelenlosen produkt gemacht und per flimmerkiste millionen von menschen als super kunst verkauft wird, läuft etwas falsch. das kommt ungefähr so, als würde ich eine postkarte, welche zwei kätzchen auf der blumenwiese zeigt, als großen meister verkaufen.

musik vor allem pop musik büßt ihren wert als kunstform mehr und mehr ein, wir schreiten zurück.
 
Ich glaube man sollte das ganze etwas pragmatischer sehen. Hier geht es ums Geschäft, nicht um Kunst. Kunst ist schön und gut, liegt aber im Auge des Betrachters und auf einer völlig anderen Metaebene. Wer mit Kunst Geld verdienen will, darf den wirtschaftlichen Faktor nicht außer acht lassen. Hier verkommt es zum Glücksspiel ob die eigene Kunst genug Anklang findet um daraus Kapital zu schlagen.
Bei solchen Formaten geht es nun mal in aller erster Linie ums Geschäft. Daher auch die Experten, die durchaus wissen bzw. zumindest einschätzen können welche Kunst wie vermarktet werden kann. Entsprechend wir diese angepasst...
 
hier sehe ich das problem, welches von den ganzen castingshows ausgeht: jmd aus einer jury von ''experten'' kürt eine, einen hans wurst zum pop-idol und eine vielzahl von zuschauern glaubt, das dargebotene wäre tatsächlich gut.

Das ist doch kein Problem von Castingshows, sondern vom Musikbusiness, seit es das überhaupt gibt. Ein Vorabauswahl durch "Experten" gab es sogar früher viel mehr als heute, nur dass sie damals anders hießen und der Kosnusment noch weniger Entscheidungsrechte hatte: Plattenlabelchefs, Musikvertriebe, Journalisten, Radiosender, Konzertveranstalter. Wer das ablehnt, soll sich seine Musik bei YouTube suchen. Die Möglichkeit gab es früher nicht.

gut bedeutet für mich aufrichtige, aus der seele kommende kunst.

Das ist ein äußerst subjektives Kriterium. Wer sagt denn, dass Ivy Quainoo nicht aufrichtig aus der Seele singt?

musik vor allem pop musik büßt ihren wert als kunstform mehr und mehr ein, wir schreiten zurück.

Das liegt aber auch nicht an DSDS und Co. Sondern daran, dass es die Jugendkultur, für die Pop mal was bedeutet hat, ausgestorben bzw. in Rente gegangen ist. Pop/Rock hat keinen Grund mehr. Es ist "nur noch Musik".
 
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und eine vielzahl von zuschauern glaubt, das dargebotene wäre tatsächlich gut.
Mein Reden - und aus meiner Sicht im Klassikbereich nicht anders... da wird auch fast nur noch gespielt, was der Mehrheit gefällt bzw. was man glaubt, was der Mehrheit gefällt. Und wenn man dann die Mehrheit fragt, was ihr gefällt, bekommt man auch noch die Bestätigung für solch anspruchsloses Programm. Weil die Mehrheit inzwischen gar nichts anderes mehr kennt, als die Oberflächlichkeit. So kann man wunderbar mit der Wirkung die Ursache begründen und sich auf einer angeblichen Demokratie ausruhen... :nix:
 
Und wenn man dann die Mehrheit fragt, was ihr gefällt, bekommt man auch noch die Bestätigung für solch anspruchsloses Programm.

Das widerspricht - zumindest im Castiingshowbereich - aber der anderen viel geäußerten Kritik, dass die Kandidaten langsfristig keine größere öffentlliche Aufmerksamkeit für ihr Werk genießen. Jene lässt eher darauf schließen, dass die "Mehrheit" * zwar bereit ist, einen Kandidaten kurzfristig zu unterstützen, aber dennoch nicht bereit ist, seine "Kunst" als solche dauerhaft zu anzuerkennen und zu konsumieren.

Das heißt dann: Die Zuschauer glauben nicht zwingend, dass das Dargebotene gute Musik ist, weil es ihnen ein Bohlen oder ein Garveay oder eine Nena sagt. Sie konzentrieren lediglich temporäre Sympathien aus einer begrenzten Auswahl. Kaufen tun sie sich dann was anderes. BTW: Lena M-L hat wahrscheinlich durch ihre Castingteilnahme mehr für Adeles oder Kate Nashs Umsatz beigetragen als für ihren eigenen. Die beiden kannten in DE vor "Unser Star für Oslo" nur Insider.

* ich bin mit dem Begriff "Mehrheit" etwas vorsichtiger geworden. Im Schnitt wird zB TVoG von etwa 3-4 Mio Deutschen Zuschauern gesehen. Im Verhältnis zur gesamtdeutschen Bevölkerung relativiert sich das rasch. Da besteht also durchaus noch Hoffnung für "die Kunst". Und ein bisschen elitär sein war ja noch nie was Schlechtes. Wie schrecklich wäre es, wenn plötzlich alle einen guten Geschmack hätten?
 
Wer entscheidet eigentlich, was ein guter Song ist? Kann man da irgendwo anrufen und fragen?
Eigentlich mache ich das immer, bin aber gerade im Urlaub, sorry.

Frag einfach nächste Woche nochmal, dann bin ich wieder im Büro und zu jeder Schandtat bereit. ;)
 
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Heutzutage ist sowieso so ziemlich alles "Kunst"...
 
Mein Reden - und aus meiner Sicht im Klassikbereich nicht anders... da wird auch fast nur noch gespielt, was der Mehrheit gefällt bzw. was man glaubt, was der Mehrheit gefällt. Und wenn man dann die Mehrheit fragt, was ihr gefällt, bekommt man auch noch die Bestätigung für solch anspruchsloses Programm. Weil die Mehrheit inzwischen gar nichts anderes mehr kennt, als die Oberflächlichkeit. So kann man wunderbar mit der Wirkung die Ursache begründen und sich auf einer angeblichen Demokratie ausruhen... :nix:
:nix: es ist aber auch sehr schwer, interessante und hörenswerte "Neue Musik" zu finden. Mir ist zu vieles konstruiert oder zu sehr auf "Aussage" getrimmt. Effekthascherei und "neu" ist mir zu oft in der "Neuen Musik" in Vordergrund stehen, die Suche nach für mich hörenswertem Neuen ist für mich in meiner momentanen Lebenssituation zu anstrengend. Das "neue", was ich (selten) höre, ist auch schon alt - Ligeti, Stockhausen, ...

BT: "Kunst" kommt von "können" - dann kann man seine Kunst doch im Fernsehn präsentieren, oder?
 
Oh, davon spreche ich gar nicht, Neue Musik ist eine Sache für sich, die sich nur schwer von allein verbreitet.

Ich meine die Zerstückelung von klassischen Werken, das "Herauspicken" angeblicher Rosinen, aus dem Nabucco der Gefangenenchor, der 4, Satz von Beethovens 7., der Holzschuhtanz aus Zar & Zimmermann usw... Notfalls wird sogar vom FadeIn/Out Gebrauch gemacht, damit die Stücke ja nicht länger als 3-4 Minuten sind, der Hörer könnte ja einen Aufmerksamkeitskollaps erleiden...

Es gibt Ausnahmen, BR4 zum Beispiel, der allerdings auf UKW keine bundesweite Ausstrahlung wie zB. Klassik-Radio hat :(

Zur Verbreitung von Neuer Musik habe ich eine gute Erfahrung. Wenn man monatlich ein 2stündiges Sinfoniekonzert aufführt, in dem ein kurzes, etwa 15minütiges modernes Werk präsentiert wird, entwickelt das Publikum nach einiger Zeit (Jahren) ein entsprechendes neues Hörgefühl und geht auch mal in eine Neue Oper wie zB Zemlinskys "Kleider machen Leute" oder Hans Krásas Kinderoper "Brundibar" :)
 
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Hatte dich falsch verstanden! Das, was du beschreibst, hab ich erfolgreich verdrängt (und ist ein Grund, weshalb ich "Klassiksender" meide.

Gleicher Effekt ist aber auch bei der "Popmusik" festzustellen. Längere Stücke werden oft gekürzt: Beispiel "Rosanna" von Toto

Warum wird hier meist gegen 4:33 (oft auch schon 2:55) ausgeblendet?

Wird in der Castingshow Platz sein für Instrumentalsolos?
 
Das liegt aber auch nicht an DSDS und Co. Sondern daran, dass es die Jugendkultur, für die Pop mal was bedeutet hat, ausgestorben bzw. in Rente gegangen ist. Pop/Rock hat keinen Grund mehr. Es ist "nur noch Musik".

Wobei selbst die politische Dimension der Jugendkultur z.B. in den 60 ern letztlich zum Markt gehörte. Es wurde genauso als Produkt verkauft wie alles andere. Blümchenhemden hin oder her. Aber die Übergänge sind fliessend. Wer weiß, vielleicht wird es dem Publikum irgendwann mal zu eintönig und Idealismen treten wieder in den Vordergrund.

Wer das ablehnt, soll sich seine Musik bei YouTube suchen. Die Möglichkeit gab es früher nicht.

Zum Glück eben heute. Musik aus der vermeintlich 2. Reihe, die für nicht wenige Musikfreunde in die 1. Reihe gehört und in den alten Medien schlicht ignoriert wurde und sogar zunehmend wird (Stichwort: Radiodauerschleife). Danach hätte ich mir in meiner Jugend die Finger abgeleckt, ebenso wie nach den Möglichkeiten der musikalischen Weiterbildung (z.B. Lessons für Gitarristen).
 
Wobei selbst die politische Dimension der Jugendkultur z.B. in den 60 ern letztlich zum Markt gehörte. Es wurde genauso als Produkt verkauft wie alles andere


Völlig richtig. Musik ist ein Produkt, seit man billig Tonträger in hoher Auflage verfielfältigen kann. Das Wesen der Jugendkultur lag wohl eher darin, dass es eben Musik (und auch Mode, Locations etc.) speziell für eine junge Generation gab, mit der man zumindest für Kontroversen mit älteren sorgen konnte. Aber die aktuell jungen Generationen haben keine eigene Musik mehr. Sogar Skandale und Schockelemte sind heute inszeniert - und dementsprechend auch nur noch als Randnotiz in Boulevardmagazinen vertreten.

Musik kann also nicht mehr in einem gesellschaftlichen, generationsbezogenen Kontext beurteilt werden, sondern nur noch danach, ob sie möglichst überzeugend und fehlerfrei dargeboten wird. Und dadurch wird sie natürlich beliebig bzw nur auf ihre Fertigkeit reduziert, was aber urprünglich so gar nicht der primäre Anspruch von Popkultur war. Sogar das Gegenteil war teilweise der Fall: Ganz bewusst und minmalistisch Lärm zu erzeugen.

Vermutlich ist die Teilnahme an einer Castingshow sogar die letzte jugendliche Bastion, mit der man überhaupt noch anecken kann - zumindest bei Traditionalisten und manchen Eltern. Siehe den Kommentar oben von Max: "Wenn mein Kind zu DSDS will, würde ich das bestimmt nicht fördern." Früher wäre das ein Grund gewesen, erst recht hinzugehen. :)

Wer weiß, vielleicht wird es dem Publikum irgendwann mal zu eintönig und Idealismen treten wieder in den Vordergrund.

Ja, wer weiß. Ich wunder mich sowieso - nicht nur kuturell, sondern zB auch gesellschaftspolitisch - was die alles mit sich machen lassen.
 
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Um den kritischen Stimmen noch Nachschub zu liefern: ein Casting-Show-Zombie kehrt zurück, POPSTARS auf RTL II!
http://www.rtl2.de/sendung/popstars/inhalt

Na, da hat das Format ja auch den richtigen Sender bekommen ... :weird:
 
Nur mal so: "Die Band" kommt vom selben Produzenten wie Popstar. Tresortv oder so ;)

Wenn ich das richtig lese ist heute Einsendeschluss.
 
Was Popstars betrifft, kenne ich nun doch einige ehemalige Teilnehmer, von denen man sagen kann, dass sie's "geschafft" haben. Stellvertretend nenne ich mal Mandy Capristo und Ross Antony, die man ständig auf dem Bildschirm sieht und die wohl beide erheblich mehr verdienen als die meisten von uns hier. Mandy Capristo würde wohl kaum lieber Sekretärin sein, was wohl ihr Ausbildungsberuf war.

Von dem Projekt "Die Band" höre ich hinter den Kulissen, dass man mit den Bewerbungen recht zufrieden ist. Man brauch noch ein paar Gitarristen, weil das spielerische Niveau vieler Gitarrenbewerber zu gewöhnlich war.

Und dann natürlich die Frauenquote... hier mangelt es doch erheblich an geeigneten Instrumentalistinnen, was mich jetzt nicht wundert, da wir ja hier das gleiche Problem haben.
 
...die man ständig auf dem Bildschirm sieht...
Und das ist dann der Erfolg eines modernen Rockstars/Musikers: Jungelcamp, Kochshows und Doku-Soaps?! Okay, wer es mag...

Naja, zumindest erklärt das, warum ich Mandy wer-auch-immer nicht kenne, Fernsehgucken reduziert sich bei mir im Allgemeinen auf Arte beim Wochenendfrühstück und ab und an die Simpsons. :D
 
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Es gibt die einen, die einfach "in den Medien bleiben wollen" und dafür einiges tun, und die anderen, die Musik machen. Manche machen das recht erfolgreich (Egli, Klaws, Heintzmann), andere eher jenseits der TV-Kamera (Godoj, Kesici, Schoppmann). Von denen kriegt man es nicht so direkt mit, weil für viele Konsumenten "Erfolg" mit einer gewissen Boulevard- und TV/Radio-Dauerpräsenz alá Beyonce oder Madonna verbunden ist.

BTW: Auch wenn es so wirkt, als würde ich für Castingshows werben oder sie verteidigen wollen: Mir gehen die auch auf den Sack. Ich finde nur die Argumente dagegen oft unzureichend bis naiv.

Man kann ja sagen: Ich habe keine Lust, mein Talent von einer Masse Couch-Potatoes vorm Fernseher und ein paar mehr oder weniger begabten Juroren beurteilen zu lassen, die mehr sich selbst als die Musik feiern.

Man kann auch sagen: Ich habe keine Lust, etwas zu sagen, zu machen oder zu spielen, was ich doof finde und wo ich nicht hinter stehe. Und noch weniger Lust habe ich, mich dadurch von BILD und Co. als Problemkind, Buhmann oder Schwachmat vorführen zu lassen.

Was man aber nicht pauschal sagen kann ist, dass niemand, der an einer Castingshow teilgenommen hat, Erfolg hatte oder alle nur noch als "Trash-Promis" fürs Dschunglecamp agieren. Was jemand mit dem Stückchen Prominenz, die ihm temporär zuteil wird, anstellt, hängt von seinem eigenen Geschäftssinn und von seinen Zielen ab.

Und was man genauso wenig sagen kann ist: Castingshows sind Pfui, weil es nur ums Geld geht und nicht um die Musik. Ums Geld ging es schon immer bei der Rock/Popmusik. Auch schon bei Elvis, den Stones, Hendrix usw...
 
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