Die Frage ist immer: Warum kaufe ich eine gebrauchte Gitarre?
Wenn ich an einen der Feinstofflichen 'rankomme, der ein "perfekt Eingeschwungenes" Instrument haben will und deswegen nicht neu kaufen will, dem berechne ich meine Jahre lange Arbeit extra und verkaufe noch eine gepimpte Aquarium-Luftheberpumpe als "TonReit" zum Sonderpreis von 299 Euro - weil individuell an genau DIESE Gitarre angepasst - dazu. Eventuell lasse ich mich dazu breitschlagen, fuer seine anderen Gitarren auch so einen "TonReit" zum Sonderpreis von je 250 Euro (bei Abnahme von mehr als 3 Stück auch NUR 199 Euro) dazu zu verkaufen. Aber nur sehr, sehr ungern, weil ich ja eigentlich mit der Produktion der individuellen Kondensator-Resonanzfolien voll ausgelastet bin.
Aber leider trifft man diese Klientel nur allzu selten, meist sind es dann arme Musos, die gern was Gutes hätten, sich aber was neues nicht leisten können. Die haben dann ein Budget und suchen etwas, was da 'reinpasst und dann auch gut ist. Oft fragen dann Leute ob die Martin nicht auch für 499 Euro ginge, weil mehr haben sie nicht. Oder es sind die voll abgefuckten Schnäppchenjäger. Die wollen alles, zahlen aber nix. Die erkenne ich daran, dass die da suchen, wo ein praktizierender Muso nie nach Schäden, Kratzern usw.,. suchen würde, weil da ohnehin Macken reinkommen. Das sind die, die sagen "Der Lack ist ja ok, aber das Schlagbrett, das hat Kratzer im Gegenlicht, da muss aber jetzt richtig was am Preis gemacht werden!" Sowas schicke ich dann gleich weg. Danke. Nicht hier, nicht mit mir.
Sicher. 'Türlich, Dicker!
Wer aber in die 4 Stellen greifen kann, der kauft dann lieber neu.
Lange Zeit war der Preisverfall bei Martins tatsächlich relativ zum Gesamtmarkt noch erträglich. 75% gingen schon mal.
Aber seitdem Martin die Stückzahl hochtreibt ist das Geschichte. Hinzu kommt, dass das Käuferverhalten sich aendert. Gitarren ohne Elektronik gehen schlechter als welche mit. Ob die Leute es brauchen oder nicht, aber so ein Zargenradio mit eingebautem Stimmgerät ist ein Verkaufsargument :-(
Gitarren haben weder einen Fahrzeugbrief noch ein Wartungsheft. Eine gebrauchte Gitarre ist immer das: eine gebrauchte Gitarre. Ob die jetzt durch eine, zwei oder zwanzig Hände gegangen ist, kann ich weder sehen noch nicht sehen. Deswegen ist es egal. Der Kunde wird immer einen Abschlag fordern. Neu kaufen und gebraucht verkaufen lohnt nicht. Bei gebraucht kaufen und weiterverkaufen kommt man erstaunlich oft mit einem Nullsummenspiel oder gar mit geringen Gewinnen (leider auch manchmal Verlusten) hin. Aber Neukauf heisst sofort 40% bis 50% des Kaufpreises in den Ofen schieben.