Okay, der Post von mir war ungenau formuliert. Muss ich wohl doch etwas weiter ausholen:
Ich meinte eigentlich nicht, dass es okay ist, wenn sich der Hals von der Gitarre löst. Worauf ich hinaus will ist, dass - egal wie hoch der Qualitätsstandard ist - solche Sachen durchaus passieren
können. Und nur weil man im Internet zu einem bestimmten Modell öfter von Materialermüdungen liest die eigentlich nicht der Regelfall sein dürfen, heißt das noch lange nicht, dass diese Sammlung an Fällen nun representativ ist. Natürlich gebe ich allerdings zu, dass eine solche Häufung von Vorfällen bei diesem Modell den Schluss nahelegt, dass es eine Häufung geben könnte. Nur heißen drei Fälle von 1000 gekauften Gitarren nicht, dass man sich nun automatisch eine Ruine ins Haus holt.
Zu der Aussage des Gitarrenbauers. Auch hier muss ich relativieren. Es ist natürlich nicht gut, dass so etwas passiert. Aber: Es ist nicht so, dass das absolute Einzelfälle sind.
Wie damals schon im Thread beschrieben: Es war das erste Mal, dass er sowas bei einer Martin hatte. Allerdings gab es solche Fälle schon von anderen Herstellern quer durch alle Preisschichten. Auch bei deutlich teureren. Das Problem war schlicht und einfach die Schraube die den Hals am Korpus befestigt, die sich gelockert hat. Dass dies schon so früh passiert ist, war ungewöhnlich, dass es allerdings überhaupt passiert ist es wohl nicht. Dass der Gitarrenbauer diese Fälle kennt weil sie häufiger vorkommen als sich hier mancher vorstellen mag, kann man wohl kaum dem Gitarrenbauer zur Last legen. Seine Gelassenheit dem gegenüber ist ja nur der Erfahrung geschuldet, die er im Laufe seiner Laufbahn als Gitarrenbauer damit gemacht hat.
Man darf man ja auch nicht aus den Augen verlieren, dass Gitarren (gerade handgefertigte) von Menschen gebaut werden die auch mal Fehler machen können, zumal Materialien verwendet werden, die eben nicht maschinell gefertigt werden sondern im Wald wachsen und natürlichen Schwankungen unterliegen. Eine hohe Qualitätssicherung wird solche Fälle seltener machen, aber nie ganz verschwinden lassen.
Nichts für ungut ihr zwei, ich meine es echt nicht böse, aber wenn ich eines in Diskussionen (und vor allem Musikerforen) für heikel bis schwierig halte, dann sind es Aussagen wie: 'Das kann nicht sein' oder 'das darf nicht sein'. Wenn ich eines bei den Gitarrenbauern die ich bisher kennengelernt habe selbst gelernt habe dann, dass die Qualität ihrer Arbeit mit der Offenheit gegenüber der Materie gestiegen ist. Die Experten die felsenfest an in Stein gemeißelten Thesen, Möglichkeiten und Gesetzen festgehalten haben waren (nach meiner bescheidenen Meinung) die jenigen die am wenigsten auf den eigentlichen Wunsch des Kunden eingegangen sind.
Die jenigen die jedoch sehr entspannt und komplett offen an die Dinge rangegangen sind und vor allem nicht die Neigung zum Dramatisieren hatten, haben mich mit ihrer Arbeit am nachhaltigsten überzeugt.
Der Fall mit dem Hals war das beste Beispiel:
Ich hab damals mehrere Experten dazu befragt. Einige (z. B. auch der Händler bei dem ich die Gitarre gekauft hab), waren mehr oder weniger aus dem Häuschen und dramatisierten nicht zu knapp. Der Gitarrenbauer von dem ich rede meinte am Telefon, dass es schwerwiegend sein kann, aber nicht muss. Als ich dann bei ihm war kam eben raus, dass es nur die Schraube war, die angezogen und gesichert werden musste. Dazu noch ein paar Tropfen Leim in den Spalt - fertig. Eine Arbeit von zehn Minuten und alles andere als dramatisch.
Jetzt die Preisfrage: Wem hätte es am meisten genutzt daraus einen Weltuntergang zu konstruieren? Ganz genau. Dem Gitarrenbauer. Er hätte die Gitarre da behalten können und mir dann die Geschichte von der Notoperation erzählen können für die ich ihm dann gerne einige hundert Euro gezahlt hätte. So lief es dann auf ein paar Euro plus Trinkgeld hinaus, wobei ich die Gitarre gleich wieder mitnehmen konnte.
Wird klar, worauf ich hinaus möchte?