TEST, ENTSCHEIDUNGSHILFEN, ENTSCHEIDUNG, WELCHE MARTIN IST ES NUN GEWORDEN ?
Um nicht nur die Martin D-35 und HD28 zu vergleichen, um eine Kaufentscheidung zu treffen, so war es für mich auch wichtig, die Unterschiede zu einer guten Takamine und Lakewood zu hören und zu sehen (Verarbeitung).
Die Kanditaten:
Martin HD28, vollmasiv, Sitkafichte, Zargen und Boden OI Palisander, X-Bracing "scalloped";.
Martin D-35, vollmasiv, Sitkafichte, Zargen und Boden OI Palisander, X-Bracing "nicht scalloped";.
Takamine EF300W Limited, Decke massive Sitkafichte, Zargen Mahagoni laminiert, Boden Mahagoni massiv, X-Bracing "scalloped";.
Lakewood J32 Costum, vollmasiv, Engelmannfichte, Zargen und Boden OI Palisander, Spezial-Bracing LW.
Ausgangspunkt meiner ganzen Aktion, die vor Monaten neu erworbene Takamine eventuell gegen eine Martin auszutauschen.
Ich habe natürlich auch an die Artist-Serie von Martin gedacht, vielleicht eine DCPA4 mit Rosewood, was ich dann aber wieder schnell verworfen habe.
Wie schon im Thread erwähnt, so testete ich auch eine Martin 16RGT, die mich jedoch überhaupt nicht begeistern konnte.
Die Takamine und die Lakewood sind hier deshalb aufgeführt, da sie mich in meiner Entscheidung unterstützen sollen, ob es
sich wirklich lohnt Euro 1.500,- zusätzlich auszugeben und was man dafür auch wirklich zusätzlich bekommt.
Alle Vergleichsinstrumente wurden mit den Saiten D´ADDARIO EJ16 12er bespannt.
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Die TAKAMINE EF300W
Bevor ich sie kaufte, da habe ich ein paar Taylor, andere Takamine und auch zwei Martin-Gitarren getestet.
Keine dieser Gitarren von Euro 1000,- bis Euro 1.500,- und auch darüber konnten in Sachen Klang dieser Takamine das Wasser reichen.
Die Gitarre besitzt einen Cutaway und die übliche Dreadnoughtform, dazu ein hervorragendes Tonabnehmersystem mit Regelwerk.
Sie liegt super am Körper und ihre Bespielbarkeit ist 1A.
Ihr Klang ist voll und rund und sehr ausgeglichen. In keinem Frequenzspektrum geht sie einem auf die Nerven, auch nicht, wenn sie hart rangenommen wird.
Sie schwingt sehr schön und alles vibriert am Körper und unter Hand am Hals. So soll es sein.
Die Verarbeitung ist perfekt, besser geht es nicht.
Ein "Schmankerl"; ist die sehr schöne Heringbone-Schallochverzierung und die geflammten Mahagoni Zargen sowie der Boden.
Von diesem Modell wurden für Europa lediglich 200 Stück gefertigt, daher auch "Limited (2011)";.
Geliefert wird diese tolle Gitarre in einem Takamine-Koffer.
Der offizielle Preis liegt bei Euro 1.300,-.
3 Händler haben dieses Modell noch auf Lager und sie geht für Euro 980,- über die Ladentheke.
2.
Die LAKEWOOD J32 Costum
Hier handelt es sich von der Form her um eine Jumbo. Martin Seeliger hat jedoch darauf geachtet, dass der Korpus nicht zu gross ausfällt und sie damit immer
noch gut und handlich am Körper liegt.
Das Schalloch schmücken zwei Abaloneringe sowie auch ein Ring aus Nussholz.
Die Korpuseinfassung ist hier nicht aus Kunststoff, sondern aus Zierspäne (Nussholz), was sich wirklich optisch sehr gut macht.
Sie klingt sehr offen und frei und bringt ein schönes Volumen mit. Die Bässe kommen straff und die Mitten sind schön ausgeglichen, lediglich die Höhen (b u. e-Saite), können je nach Spielstil
und Anschlag etwas nerven. Insgesamt liegt ihr Ton in der Mitte, nicht zu hell und nicht zu dunkel. Hierzu trägt auch die Engelmannfichte/Decke bei, die etwas höhenbetonter ist als andere Fichtenarten.
Dafür gibt es wieder wunderschöne Obertöne zu hören. Je nach Spielrichtung/Stil erzeugt sie ein Tonspektrum, als ob zwei Gitarren gleichzeitig spielen, was sich wunderbar und ansprechend anhört. In dieser Form
habe ich das bisher noch von keiner Gitarre so wahrnehmen können.
Fingerpicker werden ihre Freude an diesem Instrument haben.
Die Verarbeitung dieser J32 ist sehr gut.
Ihr Preis, in dieser Ausfertigung, der liegt bei Euro 3,200,- inklusive Koffer.
3.
Die MARTIN HD28
Ist die D-28 bereits eine Legende, so wird es auch eines Tages wohl die HD28 werden.
Schlicht, aber schön, kommt sie daher. Ein paar Besonderheiten hat sie aber doch zu bieten. Der Korpusrahmen wird durch ein Heringboneinlay geschmückt, was sich auf der hellen Sitkafichtendecke
schön abhebt. Die eigentliche Besonderheit ist jedoch das "scalloped"; X-Bracing.
Spielt man diese Martin an, dann weiss man sofort wo es hin geht. Es gibt viele Schwingungen und viel Druck. Ihr Ton hält lange an und schwingt lange aus.
Wer diese Gitarre noch nie gespielt hat, der wird auf der einen Seite sofort begeistert sein, andererseits zeigt sich ein etwas dunkles Gesamtklangbild (jeder wird es anders empfinden), womit man sich erst anfreunden muss.
Hier hatte ich auch vorab meine Probleme.
Insgesamt spielt sie tonal vollkommen ausgeglichen. Egal wie und was man spielt, immer ist ein schöner und warmer Grundton vorhanden, was es so nur bei Martin gibt.
Manche Martins fangen an beim "STRUMMING"; zuzumachen, die HD28 macht es nicht, was mich sehr überraschte.
Alles, was ich spielerisch drauf habe, das habe ich in ihr reingegeben, sie hat alles mitgemacht, ohne zu patzen.
Legt man sie wieder bei Seite, dann will man sie schon wieder zum spielen in die Hand nehmen. " ACHTUNG, SUCHTGEFAHR ".
Man könnte jetzt noch viel zu dieser HD28 sagen, sie ist einfach eine besonders gute Gitarre, mit der man ein Leben lang gut auskommen kann.
Etwas Kritik habe ich jedoch auch anzubringen. Die Verarbeitung bekommt meinerseits ein GUT. Hier könnte/müsste Martin noch nachbessern.
Ihr Preis inklusive Koffer liegt z.Z. bei Euro 2.390,-.
4.
Die MARTIN D-35
Um noch einen Vergleich zur HD28 zu haben, so liess ich mir noch die D-35 kommen.
Diese Gitarre ist "non scalloped";, dafür gibt es wieder zusätzlich was für die Optik.
Das Hauptmerkmal dieser Martin ist der dreiteilige Palisanderboden, der auch mit für ihren Klang verantwortlich ist.
Ferner ist ihr Hals mit einem Binding versehen.
Der Hals der D-35 scheint etwas bequemer in der Handfläche zu liegen wie bei der HD28, kann aber täuschen. Oft liegt es am Auge, wenn Hälse ein Binding haben. Vielleicht kennt Ihr das !
Angespielt, so hört man sofort den Unterschied zur HD28. Nein, nicht dass sie keinen ordentlichen und schönen Bass machen kann und somit am Fundament etwas fehlt,
sie hat ein völlig anderes Klangbild zu bieten.
Tonal klingt sie heller und hat schöne und seidige Mitten zu bieten und badet dabei immer in einem sehr schönen Grundton. Ja, sie differenziert auch etwas mehr als die HD28.
Bringt man sie richtig schön zum schwingen z. B. "STRUMMING";, dann legen sich über ihre Töne eine wunderbare Seidigkeit, einfach wunderschön.
Ein paar Einschränkungen sind mir jedoch aufgefallen.
Spielfehler bringt sie recht deutlich hervor, ferner kommt sie mit einer härteren Gangart nicht so gut klar wie die HD28.
Mein Fazit sowie meine Entscheidung.
Es wird die Martin HD28 werden.