Da kann man sich aber auch die Frage stellen, ob man eine klangliche Aufwertung nicht mit "Stangenware" hinbekommen hätte. Die American Deluxe ist ab Werk doch mit Noiseless-Singlecoils bestückt. Da reicht schon ein stinknormaler Seymour Duncan SSL-1 aus, um die Gitarre "besser" klingen zu lassen.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es nicht unbedingt Boutiqueware sein muss. Ich habe sowohl günstige Pickups von Tonerider, als auch "Stangenware" von Seymour Duncan, Gibson. Dazu kommen noch ein paar Pickups von Boutiqueschmieden wie Bareknuckle Pickups und Häussel.
Beim Häussel merkt man schon, dass er ein ganz detailliertes und feines Höhenspektrum hat und er sehr sensibel auf das Volume-Poti reagiert. So etwas habe ich bis jetzt bei keinem anderen Pickup gehabt, auch nicht bei den Bareknuckles. In meiner Les Paul hat der Bareknuckle The Mule gegenüber dem "Billigpendant" von Tonerider, dem AC4 Alnico IV Classic die Nase vorn gehabt, weil er noch etwas "komplexer" und "älter" klingt, also etwas mehr Charakter hat. Dafür klingt der AC4 in der Halsposition meiner Dean Vendetta einfach "magisch" und ich will den gar nicht tauschen, weil er einfach passt. In meiner Yamaha RGX habe ich dem Seymour Duncan Custom 8 den Vorzug gegenüber einem Bareknuckle Holy Diver gegeben.
Die Tonerider Singlecoils gefallen mir auch sehr gut. Für relativ wenig Geld gibt es guten Sound mit "Charakter".
Ich finde, ein Pickup muss zur Gitarre passen. In manchen Gitarren hat bei mir die "Massenware" den Vorzug bekommen, in anderen gefällt mir feine Boutiqueware besser. Man muss also nicht viel Geld ausgeben, um an einen "guten" Sound zu kommen. Allerdings gibt es auch Pickups, die einfach "schlecht" klingen. Ich habe schon so einige OEM-Pickups gespielt, die einfach nur flach und muffig klangen. Da lag es auch nicht an der Gitarre, die klang nämlich mit anderen Pickups gleich eine Nummer "edler".
Man sollte auch bedenken, bevor man sich von einem kleinen Einmann-Betrieb sich ein paar Pickups schustern lässt, die so viel kosten wie ein kleiner Gebrauchtwagen, was die Gitarre bietet, in die sie eingebaut werden sollen. Gerade Pickups, die sehr fein und detailliert die kleinsten Nuancen wiedergeben können und mehr oder weniger nur das verstärken, was da ist, brauchen die entsprechende Basis. Klingt die Gitarre "tot", können solche Pickups auch kontraproduktiv sein. Da würde ich doch einen "Einfärber" wählen, der der Gitarre etwas Charakter verleiht.
Viele denken, teurer=besser und verbreiten dann ohne zu hinterfragen oder mal selber zu testen irgendwelche Weisheiten. Ich wäre da immer etwas vorsichtig.
Man kann teilweise schon so etwas wie einen Preisunterschied hören, aber bei mir war es bisher noch nie so, dass ein Pickup jetzt dreimal besser klang als ein anderer. Die Unterschiede waren dann doch eher in den Details zu hören, die im Band- oder Livekontext aber kaum noch rauszuhören sind.