Zum GT-10 als Audio Interface:
Direct Monitoring auf "On" ist unbedingt zu empfehlen! Ansonsten muss man per Software monitoren (das Sequenzer-Handbuch gibt Auskunft darüber...) und da ist nach meinem Dafürhalten die Latenz deutlich zu hoch (ca. 17 ms).
Man kann trotzdem nur das direkte Signal aufnehmen (oder sogar beide), dafür muss man in der "Signal Chain" den Digital Output an die entsprechende Stelle bewegen (für nur das trockene Signal dann halt direkt hinter den Eingang).
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Zum Noisegate:
Natürlich hat das GT-10 ein per Patch einstellbares Noisegate, und zwar sogar zwei davon, die kann man dann bspw. unabhängig für Kanal A und B einstellen und dort platzieren. Ein Blick ins Handbuch tut manchmal wirklich Wunder!
Die Noisegate Einstellung unter "System" ist ein globaler "Offset". Super brauchbar und liefert kaum ein anderes Gerät. Bsp.: Man erstellt sich daheim einen Patch und justiert das Noisegate so, dass alles super ist. Jetzt muss man live irgendwo spielen, wo etwa das Licht brutal reinhaut und das Noisegate deshalb nicht mehr schließt. Was tun? Bei den meisten anderen Geräten muss man jetzt jeden verdammten einzelnen Patch umprogrammieren - nicht so beim GT-10, denn da gehe ich einfach ins "System" Menü und verändere global den Threshold des Noisegates.
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Zur Klangneutralität bei Anwendung der "4 Kabel Methode": Ich finde, dass das GT-10 hier eine ganz erstaunlich gute Figur macht (im Gegensatz zu allen Vorgängern), die Wandler sind Roland/Boss wirklich gut gelungen.
Das Problem ist meistens, dass irgendwo die Levelanpassung nicht stimmt.
Vorgehensweise, um das in den Griff zu bekommen:
- Alles im GT-10 ausschalten. Bypass hilft NICHT, denn dann arbeitet auch die Loop nicht mehr, und die genau will man ja anpassen.
- Keine Sperenzchen im System Input/Output Menü, da muss alles brav auf 0 stehen.
- Den Output richtig wählen, also Combo oder Stack Return, definitiv nicht Headphones, Combo/Stack In, JC-120 In, wasauchimmer.
- Der GT-10 Output sollte mittig stehen, das entspricht eigentlich einer neutralen Einstellung.
- Gitarre in den Amp, genau anhören, wie's klingt.
- Gitarre in's GT-10, Loop aktivieren und erstmal nur den Send benutzen, damit ab in den Amp-Eingang.
=> Klingt's jetzt annähernd identisch? Bei Verwendung eines anständigen Kabels sollte es das.
Klar, wir haben hier schon eine AD und eine weitere DA Wandlung hinter uns, all das mit einem eher kläglichen Instrumentensignal, und es werden auch nicht gerade Wandler in Apogee-Qualität sein, die Boss da verbaut. Aber nach meinem Dafürhalten ist das schon ein recht neutrales Ding.
Eine andere Ursache könnte sein, dass das Signal im GT-10 ja gepuffert wird, und man seinen Amp aber vielleicht nur mit ungepuffertem Eingangssignal kennt, das kann schon anders klingen, für mich ist das aber, zumal live, meist von Vorteil (keine Kabelverluste, gleichmäßigere Reaktion auf's Volume-Poti, etc.).
Ok, weiter im Prozedere.
- Jetzt kann man den Phrase Looper bemühen (vorher im System Menü auf "Patch" stellen) und was einspielen. So hat man beim weiteren Fummel die Hände frei.
- den Rest der Amp- und GT-10 Loops verkabeln.
- GT-10 Loop Send und Return beide auf 100 stellen (bzw. da stehen lassen)
- Zum Soundvergleich am Amp die Loopstecker (beide) mal abziehen, dann wieder einstöpseln (der GT-10 Output sollte wie gesagt mittig stehen). Kleine Lautstärkeunterschiede mit dem GT-10 Output ausgleichen.
- Schauen, ob die Amp-Loop zwischen -10 und +4 dB umschaltbar ist, auf jeden Fall die entsprechende Einstellung im GT-10 System Menü vornehmen.
- Falls es jetzt immer noch Unterschiede geben sollte, mal am GT-10 bzw. der Amp-Loop die eben erwähnten Einstellungen in jeglicher Kombination ausprobieren.
=> Jetzt sollte an sich fast alles genau so wie ohne GT-10 klingen. Zumindest für den täglichen Gebrauch (üben, Proben, live spielen) muss man schon echt das Gras wachsen hören, um relevante Unterschiede feststellen zu können.
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Allgemein zum GT-10:
Hat jemand einen direkten Draht zu den Boss Entwicklern? Wenn ja, kann derjenige denen mal ganz ganz tüchtig in den Hintern treten? Am besten gleich mehrmals?
Sachen, die ich ABSOLUT nicht verstehen kann:
- Eingetappte Delay-Tempi bleiben, egal welche Einstellungen man per Patch oder global vornimmt, beim Patchwechsel nicht erhalten! Das macht micht WAAAAAAAAAAHNSINNIG! Haben diese Typen denn den Schuss nicht gehört? Das konnte sogar schon das GT-5 - und das ist bald an die 20 Jahre alt! Wie kann man das sowas von versaubeuteln? Jetzt ist das echt genau so beknackt wie bei Line 6 und Vox, deren Teile können das nämlich auch nicht. Peinlich, echt...
Noch erstaunlicher mutet übrigens an, dass, wenn man das GT-10 per MTC synct, das Delay-Tempo fein erhalten bleibt. Ja soll ich mir etwa einen Custom-Taster maßschneidern lassen, sowas wie "Tap Tempo to MTC"?
- Wenn man bei zwei Patches nicht dieselben Amps benutzt, werden Reverbs und Delays abgeschnitten. Fast noch peinlicher. Auch das konnte das GT-5. Ist für mich ein Zeichen, dass Boss da am Arbeitsspeicher gespart hat und vermutlich irgendwelchen alten und/oder billigen Scheiß, der irgendwo noch so rumlag, eingebaut hat. Die sehr kurze Loopzeit ist ein weiterer Zeuge davon.
- Warum habe ich, wenn ich Kanal A und B stereo benutze, bitte nicht die Möglichkeit, die beiden Amps im Panning zu regeln? Ich will den Kram nicht immer extrem links und rechts haben. Die Programmierung von so 'nem simplen Panning-Parameter ist absolut lächerlich. Wenn ich jetzt was pannen will, muss ich FX1 und/oder FX2 verschwenden.
- Was ist das denn bitte für eine MIDI-Implementation? Warum kann ich a) nicht im Patch den Prg.Change bestimmen, welcher gesendet wird, sondern muss dafür in ein extra Menü, bei dem man nicht einmal die Patch-Namen sieht? Ja haben wir denn noch 1986 und MIDI ist gerade erfunden worden? Und warum kann ich b) nicht per Patch die Controllernummern, die die Pedale rauswerfen, ändern? Erneut 1990. Bestenfalls.
Ehrlich, das GT-10 ist an sich ein wirklich feines Gerät, aber die Programmierer zeigen mal wieder die (auch aber nicht nur für Roland generell geltende) Betriebsblindheit von irgendwelchen Typen, die vermutlich das Tageslicht nie sehen und abends nicht mehr die letzte Bahn nach hause bekommen und dann in einem dieser Röhrenhotels pennen müssen, nur um am nächsten Tag wieder total verkopfte Komischkeiten in irgendwelche GT-10s reinzukloppen.
Gruß
Sascha