Abgesehen vom Wählen der "richtigen" Ausgänge: Ein für Kopfhörer optimiertes Preset kann an PA völlig daneben klingen.
Da muss ich sagen, dass das GT-10 mich hier persönlich immer wieder überrascht. Ich muss wirklich seltenst Sounds, die ich daheim (ob über Kopfhörer oder Nearfields) programmiert habe, nacheditieren.
Und ein am Gitarrenamp gut klingendes taugt nicht unbedingt fürs direkte Recording in den PC.
Das ist natürlich ganz klar. Auch wenn das GT-10 es erlaubt, global die Speaker-Simulation an- bzw. auszuschalten, so haut das doch nicht wirklich hin, man muss also für DI- und/oder amp-geeignete jeweils extra ran, teilweise auch ganz schön umfangreich, besonders, wenn man in die (dann natürlich cleane) Vorstufe eines Amps spielt.
Die Presets müssen halt für die jeweiligen Anwendungen angepasst werden. Ich selbst habe nach 1/2 Jahr Multi seinerzeit schnell das Handtuch geworfen. 90% der Zeit in Menüs und Untermenüs rumfrickeln und zig Presets speichern, wo man nach 3 Stunden keinen Überblick mehr hat und es morgen an einem anderen Amp etc. eh schon wieder anders klingt ... no go.
Beim GT-10 hält sich das auf sehr erfreuliche Art und Weise recht eng in Grenzen.
Klar, Patches, bei denen meine Amps inkl. Vorstufe am Start sind, funktionieren nicht ohne Amp. Aber sie funktionieren durchaus mit verschiedenen Amps, fast komplett ohne Rumschrauberei an den eigentlichen Patches.
Grund dafür ist die für ein Mulit recht umfangreiche Ausstattung hinsichtlich globaler Einstellungen. Es gibt:
- Die Anpassung für verschiedene Amp-Typen bzw. DI-Betrieb.
- Eine Anpassung für bis zu 3 Gitarren, die beinhaltelt die Parameter Gain und Presence (Schwachsinn, das so zu nennen, ist halt eine Höhenanhebung bzw. Absenkung), so kann man bspw. mal eine SC-, mal eine HB-Gitarre nutzen. Dummerweise ist diese Anpassung nicht per Fußschalter steuerbar (was ich echt idiotisch finde, denn das würde sehr viel Sinn machen, wenn man 'n Gig mit mehreren Gitarren spielt).
- Einen globalen EQ mit parametrischen Mitten. Hier kann man ziemlich gut Anpassungen für diverse Verstärkungen basteln.
- Einen globalen Hall "Offset". Soll's mal rockiger sein, oder es klingt eh schon matschig genug auf der Bühne, schraubt man den halt runter.
- Einen globalen Noisegate Threshold "Offset". Je nach Brumm kann man den eben hoch- oder runterdrehen.
Die letzten beiden Einstellungen haben natürlich nicht so viel mit dem Grundsound zu tun.
Zusätzlich kann man, wenn man nicht so viele Amp-Modelle benötigt, einen Amp als "immer nur der" auswählen, auf den hat man dann auch globalen Zugriff.
Ferner ist natürlich, besonders wenn man oft mit verschiedenen Setups spielt, die Archivierungsfunktion per Librarian extrem sinnvoll. Wann immer ich mal mit einem anderen Setup spiele und Sounds nachjustieren muss, wird das GT-10 nach dem Gig an den Laptop angeschlossen und diese Sounds mit entsprechenden Hinweisen abgespeichert. Da ich den Laptop eh fast immer bei mir habe, kann ich so jederzeit darauf zugreifen.
Ganz abgesehen von all dem halte ich es aber auch aus den erwähnten Unannehmlichkeiten, wie etwa dem Rumwühlen in etlichen Parametern (und das hätte man bei einigen Effekten wirklich *deutlich* besser lösen müssen, gerade beim EQ ist das 'ne glatte 6), für viel angenehmer, zumindest eine externe Vorstufe mit einzubeziehen. Mit meinem Laney mache ich das ganz konsequent so, dass der cleane Sound eben für alle cleanen Sachen benutzt wird (plus vielleicht mal ein wenig Anzerrung), der verzerrte eben für alles Verzerrte. Die restlichen Sounds bekomme ich durch Modifikationen hin. So habe ich wenigstens auf die allerwichtigsten Parameter dauerhaft analogen wie globalen Zugriff und kann mein Setup mit immer denselben Patches schnell den Gegebenheiten anpassen.
Ich werde mir aber in den nächsten Monaten ein etwas umfangreicheres Case mit ein paar Schnuckeligkeiten für's GT-10 bauen lassen. Da kommen dann in den Deckel (quasi als Rackersatz) ein paar Bodentreter (eigentlich nur Zerrer) und ein Custom-Switcher/Looper rein. So habe ich dann, ob DI oder über Amp, immer die wichtigsten Sounds ganz direkt im Zugriff. Für mich die angenehmste Art und Weise, mit Multis zu arbeiten. Grundsounds analog aber mit programmierbarem Schaltzustand, Effekte ruhig komplett digital (zumal die im GT-10 auch wirklich gut klingen, ein paar Abstriche beim Hall mal dahingestellt).
Gruß
Sascha