Bin ich aus der Zeit gefallen?

  • Ersteller Knallcharge
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Moin,
ich habe kürzlich und dankenswerter Weise das 57. Lebensjahr erreicht. (und fühle mich sehr gut dabei) ;-)

Klar, bin ich schon auch ein kleiner Nerd, was Gitarren, Amps und dergleichen betrifft, aber manchmal habe ich aus ganz anderen Gründen das Gefühl "aus der Zeit gefallen zu sein".

Warum? Früher ging es trotz alle Liebe zu den Instrumenten deutlich mehr um die Musik. (Ja, ja, früher war alles besser und auch mehr Lametta und so. Ich weiß.)
Ich versuche mir das zu erhalten. Wobei das Eine nicht das Andere ausschließt.

Eine Zeit lang habe ich mich auch ein bisschen zu sehr in der Technik verloren. Heute sehe ich das einfach sehr viel gelassener.
Alles was so klingt und funktioniert wie ich das möchte, dass ist für mich auch ok, sofern es mir dabei nicht zu viel Zeit frisst. Ich nutze erzeit nur noch einen Röhrenamp und einen Kemper, bzw. habe auch nur noch einen Röhrenamp. Mein Kemper eröffnet mir halt sehr viele zusätzliche Möglichkeiten und Klänge. Dabei fühlt er sich für mich auch nicht sehr viel anders an als mein Röhrenamp. Wenn überhaupt. (Kemper, Endstufe, Kemper-Kone)

Aber am Ende des Tages geht es doch um die Musik? Da bin einzig und alleine ich selbst der limitierende Faktor.

Analog, digital, egal....ist das wirklich wichtig?
Einen in meinen Ohren ansprechenden Sound bekommen ich in jeder Welt hin.

Was mit übrigens auch auffällt, das ist der Umstand das die Berufsmusiker (ich bin keiner) in meinem persönlichen Bekanntenkreis da gar nicht so viel Gedöns um das ganze Thema Equipment machen. Die wissen wie sie einen guten Sound hinbekommen und benutzen eher das was zweckdienlich ist.

Ok, bei den Gitarren sind viele vielleicht doch auch oft ein bisschen anspruchsvoller. ;-)



PS:
Ich gehöre übrigens ebenfalls zu denen, die sich auch sehr gut mit einer akustischen Gitarre beschäftigen können.
 
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Ich gehe inzwischen auch mit großen Schritten auf die 60 zu. Früher stand ich auf Vollröhrenamps, hatte Vox und Marshall. Ich beschäftige mich ungern mit zu viel Technik und fand deshalb einfache Röhrenamps immer klasse. Ohne viel Gefummel bekommt man einen guten Sound geliefert. Bis vor zwei Jahren habe ich noch einen Marshall JCM 900 gespielt, den habe ich aber dann verkauft, weil mir das sperrige Zeug auf die Nerven ging. Jetzt spiele im Proberaum einen Bluguitar AMP1 auf dem Pedalboard. Das ist super praktisch, Pedalboard einpacken und ich habe immer einen geilen Sound dabei ohne große Schlepperei.
Zuhause spiele ich auf Grund der hellhörigen Wände einen Line 6 Amplifi tt über Kopfhörer. Auch hier habe ich einen, für meine Ohren, echt gute Sound raus gekitzelt.
Ich finde es klasse, das es heute so viele Möglichkeiten gibt, vor allem auch ohne gleich das Dach abzuheben einen vollen satten Klang zu haben.
Auch ohne der Nerd mit dem totalen Durchblick zu sein und Stunden mit Profielen zu experimentieren, kann man mit innovativem Equipment tolle vintage aber auch moderne Sounds generieren.
 
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Ich kombiniere einfach beide Welten miteinander. Ich mag meine Röhrenamps sehr gerne und schleppe die auch herum; sie sind nicht so sackschwer und mit Mitte 30 geht das noch locker. Aber Live und v.a. zu Hause nutze ich gerne die Amps in Kombi mit digitaler Lösungen, wie ein Torpedo Captor X.

Komplett digital, wie Kemper & Co, mag ich nicht, weil es mir einfach zu komplex ist und ich nicht erst eine Stunde die Bedienungsanleitung lesen möchte. Und es gibt zu viele Möglichkeiten...ich kann mich so schon schwer entscheiden ;)
 
Denke auch da bist Du in guter Gesellschaft. Ich bin Ende fünfzig und hab noch mit 4-Spur Fostex und Boss Drummi Zuhause aufgenommen. Bin mittlerweile auch in beiden Welten zuhause. Als Arbeitstier ein Fender Vibrolux '79 und für zuhause Mustang 1 und Cubase zum Aufnehmen . Hab aber auch noch ein Roland R8 zum schnellen Ideen sammeln. Editieren ist da allerdings die Hölle. Also alles gut. Hauptsache rockt....

Gruß Magnus
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
sorry Boss BR8 nicht Roland. verwechselt ;-)
 
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Die Ausgangsfrage war ja glaube ich, ob man aus der Zeit gefallen ist, wenn man die digitalen Möglichkeiten fürs Gitarrenspielen nicht nutzen möchte.

Ein ganz klares Jain!

Es gibt nun mal Umbrüche in der Entwicklung der Menschheit, denen man sich nicht verwehren kann. Es gibt dazu ja auch den Spruch: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.". Der hat sicher viel Wahres.

Z.B. der Wechsel zum Automobil. Innerhalb von nur 10 Jahren hat sich das Verhältnis von Pferden zu Autos in New York von 99 zu 1 auf 1 zu 99 geändert, mit allen Konsequenzen. Pferde werden seitdem nur noch sehr selten wirtschaftlich für kommerzielle Transporte oder Fortbewegung genutzt.

Die gute Nachricht: Das dürfte übertragen eher professionelle Gitarristen betreffen. Als Hobby-Mucker kannst du tun und lassen, was du möchtest.

Einige große Stars können auch noch ihre analogen Vorlieben ausleben, haben sich aber in der Regel auch verkleinert. Aber viele Profis nutzen die neuen Möglichkeiten gerne, um wirtschaftlich arbeiten und überleben zu können...

Gruß,
glombi
 
Komplett digital, wie Kemper & Co, mag ich nicht, weil es mir einfach zu komplex ist und ich nicht erst eine Stunde die Bedienungsanleitung lesen möchte. Und es gibt zu viele Möglichkeiten...ich kann mich so schon schwer entscheiden ;)
Genau so geht es mir auch, das erschlägt mich einfach und ich verzettel mich wieder in diesen unendlichen Möglichkeiten.

Bin ich dann auch schon aus der Zeit gefallen? :confused:
 
Eine ähnliche Frage wie Knallcharge habe ich mir auch neulich gestellt, als ich viel Kohle gespart hatte und mit der Entscheidung geliebäugelt habe komplett auf digitale Technik umzusteigen, letztendlich ist es dann aber doch ein schöner Röhrenamp geworden. Lieber das 20 Kilo Head für Gigs durch die Gegend schleppen und sich mit der Box zusätzlich abschleppen, dafür aber etwas "echtes" spielen. ...Wenn es für meine bescheidenen "Künste" vielleicht auch etwas übertrieben ist. Irgendwie bin ich auch der Typ, der zu jeder Probe zur Riesengitarrentasche - damit noch etwas Platz für Getränke ist - ;) , sein Pedalboard durch die Bahn schleppt, aber bis jetzt habe ich es nie bereut) Wenn ich es auch mit Pedalen nicht übertreibe, ist es für mich immernoch eine ganz eigene Welt ... an seinen Pedalen rumzuprobieren, mal hier und da etwas zu tauschen und auszuprobieren. Abgesehen von Delays, bin ich auch eher ein Analogliebhaber.
Es gibt nun mal Umbrüche in der Entwicklung der Menschheit, denen man sich nicht verwehren kann. Es gibt dazu ja auch den Spruch: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.". Der hat sicher viel Wahres.
Allerdings hat sich ja beispielsweise die Strat seit über 60 Jahren kaum verändert. Viele Menschen kaufen noch Vinyl und Röhrenamps wird es hoffentlich auch immer geben, wobei ich mir da manchmal auch nicht so sicher bin.
Einige große Stars können auch noch ihre analogen Vorlieben ausleben, haben sich aber in der Regel auch verkleinert. Aber viele Profis nutzen die neuen Möglichkeiten gerne, um wirtschaftlich arbeiten und überleben zu können...
Was ich nicht verstehe, wenn große Stars die es sich auch heute noch auf jeden Fall leisten können, komplett auf digitale Technik umsteigen. Das ist für mich total absurd und eine Beleidigung für den Rock 'n' Roll (nur meine Meinung), ...gerade wenn sie eh genug Roadies haben, die ihren Kram tragen.
 
ich vermute profis haben anderen prioritäten, als den ultimativen sound.
auftreten, programm abspulen, verbeugen, und ab nach hause.
möglichst geringe kosten erzeugen (=kleines team, wenig wartung, etc.)
analoges equipment benötigt immer viel wartung und hat deshalb kosten.
je größer die ausrüstung, je höher die kosten....deshalb können sich das eigentlich nur amateure leisten, die nicht mit der musik ihren lebensunterhalt erwirtschaften müssen, sondern zum spaß geld verbraten zum eigenen und dem vergnügen anderer.
 
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Ein weiteres Problem, das ich dabei häufig sehe, ist, dass wir den Konflikt aufmachen zwischen "alter Technik", Röhrenamps und Analog-Effekten, und "neuer Technik", Modellern und Plugin-Lösungen.
Aber was wir nicht erzeugen oder weiter verbreiten, ist die Synthese: Röhrenamps mit "neuer Technik".

Es ist schon schade, dass wir zwar die schönsten Röhrenamps bauen können, die die Welt je gesehen hat, die bei geringer Lautstärke schon guten Sound liefern, die robust sind, die zich Kanäle haben, Settings noch und nöcher - aber unsere Steuereinheiten arbeiten mit midi, einer Technik aus den frühen 80ern, die in ihren technischen Limitationen im Vergleich zu moderneren Alternativen fast schon ans Groteske maßt.

Es wäre so einfach, einen "modernen" Analog-Verstärker zu haben, der keinen einzigen AD/DA-Wandler benötigt, aber gleichzeitig so viele Möglichkeiten bietet wie ein Modeller. Aber eben nicht, wenn wir aus Kompatibilitätsgründen an veralteter Technik festhalten.
 
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Ich denke man sollte nicht die Technik die man verwendet in den Vordergrund stellen, sondern diese zweckmäßig zum Unterstützung seines eigenen Musizierens benutzen. Es ist schon absurd dass einige Musiker glauben mit besserer Technik ein besserer Musiker zu werden. Wer die Stärken seiner Hardware nutzt und die Schwächen zu einer Stärke macht, der macht es richtig.
 
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wohl dem, der virtuosität punkten kann.
hat man keine virtuosität, so wie ich, kann man nur versuchen mit sound zu punkten.
 
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wohl dem, der virtuosität punkten kann.
hat man keine virtuosität, so wie ich, kann man nur versuchen mit sound zu punkten.
Man sollte musizieren nicht nur auf Technik beschränken. Wenn du deine eigene Art hast und sie dir und den Zuhörer gefällt, dann ist es doch okay. Musizieren ist ja ein Ausdrucksmittel, aber wie bei vielen wird dieses simple Prinzip oft so reglementiert und professionalisiert dass der Kern nicht mehr sichtbar ist. Wie heißt es doch so schön? Wenn nur die talentiertesten Vögel singen würden, dann wäre es im Wald sehr still. Und man muss nun wirklich nicht an die Meister herankommen um gute solide Musik zu machen.
 
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Da ist das gute alte "Weniger über Verstärker reden und mehr üben"-Argument, das überhaupt nur dann gerechtfertigt ist, wenn man zur Teilnahme an der Diskussion gezwungen ist. Das ist aber nicht der Fall.
 
wohl dem, der virtuosität punkten kann.
hat man keine virtuosität, so wie ich, kann man nur versuchen mit sound zu punkten.

Nun ja, man muss doch kein "Virtuose" sein um Musik zu machen?
Das bin ich ganz gewiss auch nicht.
Aber "mit Sound punkten"? Musik ist doch in erster Linie etwas emotionales?
Da kann mich eine Melodie berühren, oder ein Text, oder was auch immer. Aber der "Sound"?

Klar sollte das klangtechnisch natürlich auch irgendwie gefällig klingen. Aber die Musik entsteht doch in erster Line durch uns selbst.
Oder einfach ausgedrückt: Wenn ich nicht gescheit spiele, dann hilft mir auch ein guter Sound nichts.

Wenn ich z.B. auf einer akustischen Gitarre spiele, dann muss ich damit arbeiten was ich kann (oder auch nicht kann ;-)) und was mein Instrument klanglich hat so zu leisten vermag.
Lezteres wird aber kaum darüber entscheiden ob meine Musik mir oder anderen Menschen gefällt.
 
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hmmm.....naja, üben ist schon wichtig, aber das talent setzt einfach die grenze.
das ist wie beim autofahren. wieviele autofahrer würden es in die F1 schaffen?
ich nicht talentiert genug für die F1, obwohl ich viele erste plätze bei diversen autorennen erzielen konnte
 
..... Musik ist doch in erster Linie etwas emotionales?
Da kann mich eine Melodie berühren, oder ein Text, oder was auch immer. Aber der "Sound"?......
vielleicht bin ich da nicht aus der zeit, aber aus der art gefallen.
melodie oder text sind für mich sekundäre dinge.....alles startet bei mir mit dem sound.
 
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ich vermute profis haben anderen prioritäten, als den ultimativen sound...
Hallo DarkStar679,

Ein Profi legt Wert auf seinen Sound, vielleicht nicht den ultimativen, aber wenigstens auf einen hervorragenden. So emotionsloses Abarbeiten muss das Profidasein auch nicht zwangsläufig bedeuten, soll ja Leute geben, die ihren Job mögen :)
Geringe Kosten: also, ich sage Mal, als ich noch sehr viel live gespielt habe, hatte ich immer Röhrenamps und ein Effektboard mit ein paar analogen Effekten (okay, und Digital Delay :) ) am Start, und das, was am meisten "kaputt" ging waren Kabel. Der Amp? Nie, Platinenamp, hat alles mitgemacht. Die Effekte? Nie Stress gehabt.
Und selbst wenn mal was am Amp wäre, den kann man dann halt reparieren und hat ja eh immer eine Backuplösung am Start gehabt (Crate Powerblock war es damals).

Wenn ich mir vorstelle, meine Programmierung im Kemper geht flöten, oder der Kemper/Helix w.a.i. wird warum auch immer gergillt, ich glaub, da hätte ich mehr Angst :)

Aber gut, das digitale Zeug wird ja ohne Ende Live benutzt, da mache ich mir wegen der Haltbarkeit auch keine Sorgen, aber der Wartungsaufwand bei einem Röhrenamp und anlogen Effekten, also, wenn man das pfleglich behandelt, dann hält sich das doch sehr im (Kosten)rahmen. Das können sich auch Amateure leisten. Ich habe jetzt in 25 Jahren noch keinen Totalausfall eines Röhrenamps live bei mir erlebt, das teuerste waren bisher: Röhrenwechsel (keine Ahnung wie oft, aber nicht sehr oft), einmal ein defekter Fußschalter und eine wacklige Steckverbindung von Preamp auf Endstufe (da war die Fehlersuche das teure).
Klar steigt mit der Größe der Ausrüstung auch das Fehlerpotential, aber mal ehrlich, wenn ich hier im Forum von wet/dry/wet System mit Bogner/Diezel/Mesa Tops nebst Digitaleffektorgien lese und sehe, was Leute so zu Hause an Amp Armadas stehen haben (von den Gitarren ganz zu schweigen), also, so eine Technikschlacht habe ich ehrlich gesagt früher fast nie auf Bühnen gesehen.
Und auch heute glaube ich, ist das eher was für Top Acts, oder Leute, die in der Technik eben ein zweites Hobby haben, was ja total in Ordnung ist. Also, bei uns in den Clubs oder Kneipen habe ich vllt. mal einen Kemper gesehen oder ein HX, aber sonst ist das alles noch wie früher Da ist eher zu sehen, dass die Halfstacks weniger geworden sind und die PA Technik einen Riesenschritt nach vorne gemacht hat (und fast überall digitalisiert wurde).


Aber um mal zurück zu kommen auf den Ursprung: da ging es doch nicht um entweder, oder, sondern um die Frage, ob der TE aus der Zeit gefallen ist, weil er mit den Digitallösungen von heute keine Bindung aufbauen kann wegen der Komplexität und gleichzeitig bemerkt, dass klassische Röhrenamps und Co. gebraucht im Preis sinken, woraus er eben die Frage ableitet, ob er da aus der Zeit gefallen ist, weil die klassischen Technik cool findet. Und meine Antwort bleibt: Nein, ist er nicht, beides gut, beides okay, jeder wie er will, nix besser, nix schlechter, je nach Anforderung/Sichtweise.


Alles Gute!


Jonas
 
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