Bessere Gitarrensoli schreiben?

Meinst Du, dass sich Leute wie Blackmore, Page, Beck, ... Haynes, Bonamassa, ... hingesetzt und Soli komponiert haben? Falsch.
Das sehe ich etwas anders. Man muss hier IMO Komposition/Songwirting/Recording/Producing von Live/Improvisation unterscheiden!
Die genannten Herren sind natürlich in der Lage, ihre Soli so gut zu "improvisieren", dass sie als Frist-Take auch auf einer Aufnahme landen können.
Gleichzeitig machen sich aber auch Profis viele Gedanken über das was und wie sie etwas spielen wollen und haben auch das theoretische Wissen, wie man welchen Effekt ganz gezielt erreicht.
Darüber hinaus kann man z.B. bei einem frühen Bonamassa auch leicht heraushören, dass er wohl Eric Johnson sehr cool fand und er hat dessen Speedruns wahrscheinlich auch mühsam rausgehört, analysiert und dann in sein eigenes Spiel eingebaut. Das ist IMO auch etwas anderes, als "es kommt halt aus den Fingern".

Nichtsdestotrotz ist die Frage von @Der_Midi-Komponist natürlich etwas "schwierig".
Zunächstmal was macht ein "gutes" Solo aus? Klingt nicht schief, Spannung, Virtuosität, Gefühl,...?
Mit den Möglichkeiten von KI, wird man wahrscheinlich auch ein Genre typisches Solo generieren können. Ein solch spezielles Tool ist mir nicht bekannt, aber ich würde es auch nicht nutzen wollen...(...was IMO noch mal eine ganz andere Diskussion ist.)
Ein (einfache) musiktheoretische "Formel" oder Vorgehensweise ein Solo zuschreiben gibt es IMO nicht.
Man kommt in der Tat nicht umhin, sich z.B. mit der Theorie von passenden Tonleitern, Scalen, Modes (und ihrem "Klang"/Wirkung) und auch typischen Trademark Licks auseinanderzusetzen, um fähig zu sein, geschmackvolle, interessante und gefühlvolle Soli zu kreieren. Ein gewissens musikalisches Talent gehört IMO auch dazu.

Einige der Soli, die ich spiele, sind tatsächlich auch "durchkomponiert". Das ist dann aber eher so entstanden, dass sich aus wiederholter Imrprovisation sich "persistente" Melodien, Licks und Linien ergeben haben, weil sie genau dem entsprachen, was ich im Kopf hatte und ich "gut" fand und dann auch reproduzieren wollte.
 
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Das ist interessant - wie muss man da fragen (oder "prompten" ;) )?
Könnte ja auch für den Fragesteller interessant sein.
Ich hab einfach mal gepromt "schreibe ein gitarrensolo im XY Stil"
Das ist natürlich nicht pures Gold, was dad kommt. Aber die Charakteristiken stimmen mE schon
 
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OK, das hatte ich mal für Klavier versucht, das war nicht zu gebrauchen. ;) reine Melodien sind vielleicht was anderes.
 
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Das ist IMO auch etwas anderes, als "es kommt halt aus den Fingern".
man darf auch nicht vergessen, daß diese ganzen Soli nicht für sich alleine (ent)stehen. Die Mitmusikanten spielen da auch eine grosse Rolle, was und wie spielen sie und auch was halten sie davon, was der Gitarrist da macht. Ich denke mal, im Ansatz ist das auch nicht anders zu verstehen, wenn die Musik quasi virtuell entsteht.

Einige der Soli, die ich spiele, sind tatsächlich auch "durchkomponiert".
in bands war es bei mir auch so, daß durch wiederholtes spielen der songs sich eine klare Linie der Soli ergeben hat, die dann mehr oder weniger von mir auf Dauer reproduziert wurde, und dann eben auch als komponiert angesehen werden konnten, gerade dann bei Auftritten.
Bei sessions ist halt eine andere situation, in der man einfach auch mehr improvisiert, zwangsläufig.
 
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Melodie mit Power-Akkorden zu kreieren, aber es ist möglich.
Fang doch da an, soll ja auch Metal sein- deshalb kannst du die offenen Lagerfeuergriffe auch erstmal beiseite lassen.
1. Bau mal eine Progression aus 2 oder drei Powerchords, und um beim e-moll zu bleiben immer schön um den E5 kreisen.
zb.:

2 2 10 5
2 2 10 5
0 0 0 0 0 0 0 0 8 0 0 0 3 0 0 0 0
(e5) (C5) (G5)

Darauf passt jetzt für ein Anfängersolo (da die Progression in e-Moll ist) die gesamte e-Moll-Tonleiter und/oder e-Moll-Pentatonik, besonders die e-Moll-Grundtöne e,G und b (start/zieltöne). Dort wo mal was nicht so richtig passt probierst du halt ein wenig rum.

Du kannst auch einfacher anfangen, über dem E5 spielst du die Akkordtöne des Lagerfeuer e-Moll, und zwar einzeln, über dem C5 die töne des offenen C-Dur, das selbe über dem G5 mit den G-Dur-Grifftönen.

Ehe ich mich hier um Kopf unf Kragen schreibe würde ich dir empfehlen dir einen DIR genehmen Youtuber zu suchen und da mit den Basics zu starten.

Ich habe bei Signals Music Studio viel gelernt, der ist zwar kein Trvemetaller, aber er hat es einfach drauf theoretische Angelegenheiten verständlich zu erklären.


View: https://youtu.be/j-j4g0ktPGw?feature=shared

Und da es dir ja um Soli geht empfehle ich dir dieses Tutorial besonders:


View: https://youtu.be/wuSJHUhacmI?feature=shared
 
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Die genannten Herren sind natürlich in der Lage, ihre Soli so gut zu "improvisieren", dass sie als Frist-Take auch auf einer Aufnahme landen können.
Gleichzeitig machen sich aber auch Profis viele Gedanken über das was und wie sie etwas spielen wollen und haben auch das theoretische Wissen, wie man welchen Effekt ganz gezielt erreicht.
1. habe ich nichts von den "first take" Fällen geschrieben - bitte richtig lesen.
2. komponieren die genannten Profis mit ihrem nie bestrittenen theoretischen Wissen nicht am Schreibtisch, sondern am Instrument und nur um letzteres ging es in meinen Darstellungen.
 
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Ich kenne die Grundakkorde, Powerakkorde und Pentatonik habe ich auch schon mal gespielt, nur war ich leider noch nicht soweit gekommen, echte Solis zu spielen.

Die Gitarrenparts nachzuspielen von Songs wie von Linkin Park, Marilyn Manson oder auch Offspring kriege ich hin. Das geht ja auch einigermaßen mit einem fortgeschrittenen Anfängerstatus.

Wenn man Lieder bspw. von Metallica, Iron Maiden, Dream Theater, o.ä. nachspielen möchte, ist das in bestimmten Songparts schon anspruchsvoller.

Hallo @Der_Midi-Komponist
Wie ging/geht es dir denn etwa bei Iron Maiden denn mit den schnelleren Geschichten, die noch nicht so ganz unter "Solo" fallen ?
Also etwa das Hauptriff von Dance Of Death, Aces High oder The Trooper, dem Intro von Out Of The Silent Planet oder The Pilgrim?

Zuerst muss man das mal flüssig spielen und "denken" können, dann kommen die Soli ;)
 
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@abolesco

Danke. Mit den Videos lässt sich sicher schon sehr gut arbeiten. Hab den Kanal mal abonniert.



@Palm Muter

Ja, bei manchen Iron Maiden-Songs sind die Grundgriffe auch schon sehr kniffelig nachzuspielen. Also ich gebe zu, ich könnte "The Trooper" bspw. nicht in Original-Geschwindigkeit spielen. Das erfordert schon sehr viel Übung und Können am Instrument.
 
Bezieht sich wohl auf meinen Beitrag direkt davor, und darin hab ich das nicht geschrieben. Man muss halt bedenke, dass die Leute, von denen die Soli der Rockgeschichte stammen PROFIS sind, die den lieben Tag lang nichts anderes machen müssen als zu musizieren. Ich sprach von
"Du nimmst 1000 Varianten aus dem Gefühl heraus zu spielen und die dann 1000 mal anzuhören"
Das sagt ja klar, dass die ikonischen Licks nicht "einfach so" entstanden sind, sondern Resultat von vielen vielen Versuchen und Durchgängen sind, und genau das können PROFIS machen

Das sehe ich etwas anders. Man muss hier IMO Komposition/Songwirting/Recording/Producing von Live/Improvisation unterscheiden!
ich denke, darüber muss man sich nicht streiten. Das sind Profis, es wird nichts dem Zufall überlassen, so wie ein Song komponiert wird, setzen sich die Profis ( aber eigentlich alle Nicht-Profis) mit ihren Soli auseinander. Es wird das Solo komponiert, so, dass es reproduzierbar ist.
Und klar, die sind auch so versiert, dass sie "improvisieren" können, und wollen. Hendrix hat das auch nicht anders gemacht.

Ja, wie kommt man da hin?
Man kommt in der Tat nicht umhin, sich z.B. mit der Theorie von passenden Tonleitern, Scalen, Modes (und ihrem "Klang"/Wirkung) und auch typischen Trademark Licks auseinanderzusetzen, um fähig zu sein, geschmackvolle, interessante und gefühlvolle Soli zu kreieren.
Leider ist das so. Dahinter steckt viel Arbeit, deshalb ist es schwierig für mich, anhand von Video-Beispielen einen Song raus zu suchen, um einen Tip abgeben zu wollen, welche Band welche Soli spielen. Dazu muss man die Harmonien kennen, aber auch die Scalen, die dazu passen. Diese Soli sind im Prinzip ein Ausschnitt dessen, was man noch machen könnte. Dieses "was man noch machen könnte", machen eben die genannten Gitarristen, Live weicht es bewusst, oder unbewusst ab, die Basis ist aber das Studioalbum.

Mein Rat an dieser Stelle, wie immer, wenn man ein "gutes" Solo spielen möchte, braucht man das Handwerk (Zitat @InTune ). @soundmunich sagte, die genannten Gitarristen sind Genies. Schon, sicher, sie sind aber nicht nach vier Wochen dorthin gekommen. Erst wenn man das Handwerk beherrscht, kann man geniale Solos komponieren,....... oder nicht, ab hier könnte sowas wie Talent ins Spiel kommen.
 
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Ja, bei manchen Iron Maiden-Songs sind die Grundgriffe auch schon sehr kniffelig nachzuspielen.
Hmm, bei Maiden sind die "Grundgriffe" eigentlich immer sehr simpel und die Schwierigkeiten kommen durch andere Dinge in die Songs.
Nichts für Ungut, aber Du scheinst soweit aus der Ferne beurteilbar noch weit am Anfang des Gitarrenspiels zu stehen. Mein Rat wäre, erst einmal sukzessive daran zu arbeiten, Spieltechnik anzueignen (gerne auch mit einem Lehrer), Sicherheit aufzubauen, ein Repertoire aufzubauen, viel nachzuspielen, zu verstehen, wie und warum die Dinge funktionieren und erst dann intensiver in Solokomposition auf dem Papier zu investieren.
 
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Ja, bei manchen Iron Maiden-Songs sind die Grundgriffe auch schon sehr kniffelig nachzuspielen.
Was sind für dich Grundgriffe?
Bei Maiden kommt man zum absoluten Großteil mit PCs aus, was immer wieder kommt ist ein (idR kleiner) Sext-Zweiklang, aber das greift sich eh auch fast wie ein PC, z.B. 2. Takt von Dance Of Death, X-9-12-X-X-X und hin und wieder ganze Dreiklänge, die dann aber eher 3-Notes-Griffe sind (etwa beim Refrain von 2 Minutes To Midnight), kaum Barres, grifftechnisch würd ich das eher unter simple Basics legen.

Aber dir gehts ja auch eher um Melodien oder?
Wie geht's denn mit dem kreieren von eben etwas, was noch nicht unter Solo, sondern eher unter Interlude/Bridge/Riff/Intro/.... fallen würde?
Wenn's da harkt ist das zu überspringen und gleich "richtige" Soli schreiben wollen wohl eher keine so zielführende Idee.

LG
 
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Was sind für dich Grundgriffe?
Bei Maiden kommt man zum absoluten Großteil mit PCs aus, was immer wieder kommt ist ein (idR kleiner) Sext-Zweiklang, aber das greift sich eh auch fast wie ein PC, z.B. 2. Takt von Dance Of Death, X-9-12-X-X-X und hin und wieder ganze Dreiklänge, die dann aber eher 3-Notes-Griffe sind (etwa beim Refrain von 2 Minutes To Midnight), kaum Barres, grifftechnisch würd ich das eher unter simple Basics legen.

Aber dir gehts ja auch eher um Melodien oder?
Wie geht's denn mit dem kreieren von eben etwas, was noch nicht unter Solo, sondern eher unter Interlude/Bridge/Riff/Intro/.... fallen würde?
Wenn's da harkt ist das zu überspringen und gleich "richtige" Soli schreiben wollen wohl eher keine so zielführende Idee.

LG

Mit Grundgriffe meinte ich genauer gesagt schon die Melodien, die in vielen Iron Maiden-Intros schon vorkommen.

Ja, mir geht es auch um komplexere Melodien.

Ich komponiere vorwiegend mit Guitar Pro.

Um einen Einblick zu bekommen, was ich z.B. so komponiere, kann ich ja mal eine Datei hochladen.

Das Format ist in MIDI. Das ist zwar nicht das Non-Plus-Ultra-Format, das weiß ich selber. Doch der Musik-Erfahrene kann da sicher schon raushören, wie es mal in echt klingen sollte.

Mir fehlt halt für professionelle Aufnahmen das Equipment und die Software und muss deutlich länger dafür sparen, um mir mal was besseres für Aufnahmen zuzulegen. Dennoch liebe ich das Hobby Musik und möchte trotz technischer Einschränkungen nicht drauf verzichten.

Wie auch immer. Unten ist das File zum reinhören. Ich hab da eben halt 2 Strophen mit Refrain reingebaut und könnte mir noch ein kleines Solo dafür vorstellen. Hätte da auch schon ein Solo-Thema im Kopf. Ich müsste es nur hinkriegen das zu tabulieren.


Ansonsten gebe ich den Vorrednern Recht. Ich muss auch weiter an meinen instrumentalen Fähigkeiten arbeiten.
 

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  • Dust_n_Smoke_.mid
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Hi,
Wie auch immer. Unten ist das File zum reinhören.

leider kann ich mir das nicht anhören. Es wird runtergeladen und dann kann ich es, mit meinen Möglichkeiten, nicht abspielen.
Versuch doch vielleicht mal, das als MP3 File hier rein zustellen, lG Micky
 
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Hi,


leider kann ich mir das nicht anhören. Es wird runtergeladen und dann kann ich es, mit meinen Möglichkeiten, nicht abspielen.
Versuch doch vielleicht mal, das als MP3 File hier rein zustellen, lG Micky

OK. Neuer Versuch als MP3.
 

Anhänge

  • Z_DustNSmoke_session.mp3
    3,4 MB
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Ich müsste es nur hinkriegen das zu tabulieren.
Ich verstehe immer noch nicht, was du im Endeffekt vorhast, und wofür du unbedingt die Tabulatur brauchst: du schreibst, du komponierst in Guitar Pro. Willst du denn für deine Aufnahmen eine MIDI-Gitarre verwenden, die du so erstellst? Oder willst du die Gitarre "in echt" einspielen und dir nur vorher die Komposition genau notieren?

Nachtrag: dein Stück finde ich ganz gut. Nur zwischendrin die a-g-Melodie über den fis-moll-Akkord (z.B ab 0:35) hört sich ein bisschen schräg an, finde ich. Kann natürlich Absicht sein.
 
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Ich verstehe immer noch nicht, was du im Endeffekt vorhast, ...

Ich möchte so lange ich kein passendes Equipment habe, vor allem meine Ideen festhalten. Für Aufnahmen bräuchte ich zudem ne neue Wohnung, tolerantere Nachbarn, etc., was noch ein weiter Weg ist.

Eine weitere Option wäre natürlich auch eine Band zu finden, die meine Songs spielen möchte. Wobei ich natürlich auch weiß, dass die allermeisten Rock&Metal-Bands ihre Songs selbst schreiben und der Bedarf diesbezüglich gering ist. Bei solchen Bands ist es weniger üblich, dass sie noch jemanden haben, der ihre Songs schreibt.


Danke für das Feedback. Die a-g-Melodie die Du hörst, ist wohl die Gesangs-Linie. Habe aber noch keinen Text dafür, wohl aber eine Gesangsmelodie, die da rein konnte. Im Grunde ist die Melodie so gewollt. ;)
 
Grund: Direkte Antwort, Vollzitat ist dann überflüssig.
Ich möchte so lange ich kein passendes Equipment habe, vor allem meine Ideen festhalten. Für Aufnahmen bräuchte ich zudem ne neue Wohnung, tolerantere Nachbarn, etc., was noch ein weiter Weg ist.
Das brauchst du alles nicht. Es reicht ein Computer und ein Audio-Interface. E-Gitarre und E-Bass lassen sich komplett geräuschlos über virtuelle Amps einspielen, Drums und Keyboard ja sowieso als VST einbinden. Das einzige, was laut ist, sind akustische Instrumente und Stimme.
Ich habe für meine Aufnahmen (s. Signatur) lediglich ein Mikrophon für den Gesang gebraucht, der Rest sind virtuelle Instrumente und Amps, da hat niemand im Nebenraum gehört, was ich einspiele. Und so machen es heutzutage wohl die meisten Home-Recorder. Was du an Software brauchst (DAW und VSTs), gibt es auch mittlerweile komplett als Freeware. Das führt hier wohl zu weit, aber vielleicht machst du es dir gerade ein bisschen zu schwer.
 
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Ich streu mal meine Senfkörner hier rein:

Meiner Erfahrung nach ist es ein Riesenunterschied, ob man:
  1. eine Idee festhalten oder
  2. einen songs "auskomponieren" will.
Warum?
Im ersten Fall hälst Du die Grundstruktur fest: Akkordfolge, Struktur (Strophe, Refrain, Bridge), Gesangsmelodie, Einfälle für Solo, Tempo und Taktart.
Machst Du das, geht Dir nichts verloren. Hat Demo-Qualität.

Im zweiten Fall komponierst Du quasi alles aus, im Zweifelsfall bis zum letzten Ton. Das hat Konsequenzen - siehe unten.

Meine Erfahrungen im homerecording-Bereich haben mich dazu geführt, letztlich nur Punkt 1 zu machen (also Demo). Warum?
  • So lange der Text nicht steht, ist die Gesangslinie sowieso nur vorläufig. Text und Gesangsmelodie müssen zueinander passen. Vorher eine Gesangslinie "fertig" machen zu wollen, macht keinen Sinn. Das halte ich genau so, obwohl ich selbst auch meine Texte schreibe: ich skizziere nur grob, der Feinschliff erfolgt immer erst, wenn ich den Song auch tatsächlich einsinge.
  • Ein Solo unterstützt immer die Wirkung vom Song. Deshalb soll man zuerst schauen, dass die Grundlagen stehen. Sogar der tatsächliche sound von Rhytmusgitarre, Bass und Schlagzeug sowie Text und Gesang. Ein Solo vorher "fertig" machen zu wollen, macht keinen Sinn.
  • Wenn Du alles auskomponierst, gängelst Du Dich und andere nur unnötig. Und je mehr Du schon auskomponiert hast, desto mehr wirst Du es verteidigen wollen (weil ja viel Arbeit drin steckt). Das macht keinen Sinn, weil:
    • wenn Du mit anderen Musiker*innen Deine songs fertig machst, fühlen die sich gegängelt, wenn Du ihnen bis in die Kleinigkeiten vorschreiben willst, was sie zu spielen haben. Das kannst Du machen, wenn Du im Keller einen Sack voll Geld hast und Studiomusiker beauftragst, genau das zu spielen, was Du komponiert hast (obwohl die es alle besser können als Du).
    • wenn Du Deine Demos in eine Band trägst, fühlen die sich ebenfalls bevormundet und gegängelt. Und: Du verschenkst unnötig das Potenzial, was die einbringen können.
    • wenn Du die irgendwann mal (wenn Du technisch dazu in der Lage bist), selbst umsetzt, dann wirst Du Dich ebenfalls ärgern. Weil Du nämlich in der Zwischenzeit um etliches besser geworden bist. Glaub mir: Jeder, der mal früher mit Begeisterung seine songs ausgetüftelt hat und sich an seinem Instrument (und dem songwriting) entwickelt hat, blickt schon ein halbes Jahr später mit einer Mischung aus Unglauben, immer noch Begeisterung und gleichzeitig Distanz auf seine mit so viel Arbeit und Energie und Aufwand ausgetüftelten Sachen und denkt sich: wenn ich die Zeit mal investiert hätte, um weiter zu kommen ...
Kurz: Du wirst einfach feststellen, dass es nichts bringt, mit beschränkten Möglichkeiten (technisch und handwerklich und alleine auf Dich gestellt) viel Arbeit darein zu investieren, Dinge auskomponiert zu haben.

Natürlich spricht absolut nichts dagegen, dass Du Dich weiterentwickelst. Dass Du Deine Ideen festhälst, einzelne Parts besser machen willst und auf allen Ebenen übst. Es spricht auch nichts dagegen, Dich mit dem Thema Solo zu beschäftigen und mal an einem Solo zu tüfteln. Wirklich nicht.

Aber - und das wäre mein Rat an dieser Stelle: nimm Dir nicht vor, songs auszukomponieren. Sondern schau, dass Du auf jeder Deiner Baustellen weiter kommst, dass Du Dir nach und nach das Equipment anschaffst, das Du brauchst und halte Deine Ideen fest.
Kurz: Setze Deine Prioritäten richtig.

Das sind meine Erfahrungen, die ich allerdings sehr sehr oft bestätigt gefunden habe - auch bei anderen, die sich mit homerecording beschäftigen. Gerade zu Anfang neigt man zu einem Perfektionismus, der einfach "overdone" ist. In einem Bild: Du versuchst mit einem Lego-Baukasten den Eiffelturm nachzubauen und versenkst viel Zeit damit, dass der Fahrstuhl auch wirklich fährt. Es ist und bleibt aber ein Modell. Und wenn Du die Mittel hast, mehr als ein Modell daraus zu machen, dann sieht Dein Turm auch schon wieder ganz anders aus.

just my 2,37 cent.

Herzliche Grüße und viel Erfolg!

x-Riff
 
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Für Aufnahmen bräuchte ich zudem
Einen Kopfhörer und z.B. sowas. Da ist das Interface zum Rechner schon drin, damit kannst Du auch nur mit Kopfhörer spielen, da ist ein Drum-Computer genau so drin, wie ein Looper und das alles dem Vernehmen nach in durchaus guter bis sehr guter Qualität (je nach Deinem Level).

Hotone Ampero Mini Vanilla


Der hier hat mir z.B. jahrelang hervorragende Dienste geleistet (ich habe erst vor drei Monaten das Geld für einen Beyerdynamic investiert). Bist Du dann alles in allem mit 250 Euro durch

Superlux HD-681 Evo BK


Meine Empfehlung wäre hier, einfach mal die Zeit investieren und üben üben üben, Werkzeugkasten aufbauen und Praxiserfahrung gewinnen. Dann werden auch Aufnahmen nicht so verkopft, wie Dein Beispiel von oben. Das ist okay, aber hier geht es nicht darum "bessere Soli zu komponieren", hier geht es ja wirklich erstmal um Grundlagenarbeit und Aufbautraining, um auch ein Verständnis für das Instrument zu entwickeln. Dann braucht man auch die Argumente nicht an den Haaren herbeiziehen.
 
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eine Idee festhalten oder
bei meinem homerecording geht es mir auch darum Ideen quasi zu umspielen, um dann zu hören, was rauskommt.
Eben ausprobieren, was geht. Als Kompositionen sind sie nicht gedacht, für wen oder was auch?
Für jemanden, wie @Der_Midi-Komponist (ich nehme mal an, er ist noch jung und ihm fehlen auch Leute zum musizieren),
kann das mMn. schon Sinn machen. Er beschäftigt sich zumindest mit Harmonien, Rhythmus und Melodie, was ja auch zu musikalischen Erkenntnissen führen kann.
@Der_Midi-Komponist , deine Vorgehensweise ist halt ein Teilaspekt. Der ersetzt aber, mMn. nicht, sich mit einem realem Instrument auseinander zusetzen und bei der Art von Musik auch keine Mitmusikanten ( die eben zu suchen wären). Um seine musikalischen Träume zu verwirklichen, muß man aber auch erstmal kleine Brötchen backen. Mit der Zeit wird es dann besser. Ich glaube, einige erwähnten es schon, die guten und bekannten Musiker haben auch klein angefangen.
Du kannst natürlich deine Sachen aus der "Konserve" machen, aber wen interessiert das:rolleyes:?
 
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