Simple Fakten - die Simulationen sind nach wie vor Welten entfernt vom echten Ding bzgl. Dynamik [...]
Ich bin eigentlich überhaupt kein Freund von Modellern aller Art, aber was Du hier als "Simple Fakten" darstellst, sehen sehr viele Leute, darunter sehr erfahrene Gitarristen, einfach anders. Auch ich tue mich sehr schwer da einen Unterschied zu hören, wenn man überhaupt was bemerkt, dann ist es trotzdem nahezu unmöglich den Unterschied einem bestimmten Amp zuzuordnen. Es mag noch einen Unterschied geben, ja, aber "Welten entfernt" ist dieser ganz sicher nicht. Und ein Fakt ist es deshalb auch nicht.
Das Eingangsthema kann man wohl nicht so einfach verallgemeinern. Es kommt einfach auf den Einsatzzweck drauf an. Jemand, der ein riesiges Pedalboard verwendet und jedes Mal einen riesen Aufwand treibt um alle seine 200 Sounds live bringen zu können, wird sicher in Zukunft großes Interesse an einem Modelling Amp haben. Das sieht man ja auch jetzt schon bei entsprechenden Bands. Die drei unterschiedlichen Amps nebeneinander wird man auf den Bühnen immer weniger sehen.
Leute, die nur wenige Sounds brauchen und eine bestimmte Charakteristik für eine Musik wollen, können mit dem Axe wenig anfangen. Ich kenne keinen, der für einen bestimmten Sound lieber ein Axe Fx irgendwo im Rack hat anstatt sich ein schönes Topteil hinzustellen. Ernsthaft, wer kauft sich ein schwarzes unscheinbares Rackgerät mit grünem Display, anstatt Röhren auf der Bühne glühen zu haben, wenn letzteres insgesamt sogar billiger ist? Auch das "Rock'n'Roll-Gefühl" mit Box auf der Bühne ist doch gerade bei nicht hauptberuflichen Musikern Teil des Hobbys.
Ein gutes Bespiel sind BTBAM (auch wenn sie damit Geld verdienen): AxeFx in Mesa Endstufe mit normalen Boxen auf der Bühne. Würden die nicht 5 Musikstile in einen Song packen, gäbe es überhaupt keinen Grund, nicht einfach wieder Topteile zu spielen.
Im Grunde sehe ich drei Fälle, bei denen ein Axe Fx, Kemper o.ä. wirklich Sinn macht:
1. Top40 Coverbands, die alle möglichen Sounds brauchen, viel schleppen müssen und direkt in die PA spielen
2. Bands wie BTBAM
3. Recording zuhause.
Letzerer Punkt wäre auch für mich interessant. Man kriegt einfach super Sounds aus den Dingern ohne dem Nachbarn auf den Sack zu gehen. Für Homerecording wirklich genial. Nicht mehr ewig mit der Mikroposition spielen, nicht mehr nur ein enges Zeitfenster am Vormittag wenn alle arbeiten sind. Livegigs würde ich damit aber nicht spielen wollen.
Fazit: Solange ein Kemper oder AxeFx nicht für wirklich kleines Geld (<<500 Euro) zu haben ist, glaube ich nicht dass es zu einem Rückgang der Ampverkäufe kommen wird. Schaut man sich an, was sich im Bereich der schon länger am Markt verfügbaren Effektgeräte tut (G-System, G-Major etc. pp.), dann sehe ich in den nächsten Jahren keinen Preisverfall.