Dat nennt sisch "Kinesthetik" - Farben hören, Gerüche sehen, Töne schmecken usw. Gibt es tatsächlich!
Du meinst sicher "Synästhesie" [
Wiki-Link], was
"... hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Modalitäten der Wahrnehmung (bezeichnet)".
"Kinästhesie" meint etwas anderes, nämlich
"Bewegungsempfindung und ist als „Fähigkeit, Bewegungen der Körperteile unbewusst zu kontrollieren und zu steuern definiert" [
Kinästhesie].
Laut dem verlinkten Artikel wird der Anteil der Menschen, die Synästhetiker sind auf ca. 4% geschätzt, bei Untersuchungen an einer Kunstschule fand man dort einen deutlich höheren Anteil, nämlich 23%.
Dabei ist die Ausprägung dieser Fähigkeit sowohl individuell sehr variabel - die Ton-Farb-Synästhesie ist z.B. nur eine Spielart, zudem sind die synästhetischen Empfindungen der Synästhetiker auch noch höchst individuell.
Der französische Komponist Olivier Messiaen war ein geradezu extremer (Ton-Farb-)Synästhetiker, er hat aus dem Farbenspiel von Kirchenfenstern (er war auch sehr gläubig) regelrecht ganze Stücke heraus gehört und sie dann zu Papier gebracht.
Ich selber bin es gar nicht, könnte Synästhesie daher auch in keine Weise methodisch anwenden. Ich halte es aber aus der oben erwähnten starken Individualisierung dieser Empfindungen auch ganz allgemein für sehr problematisch, wenn gar unmöglich, daraus methodisch etwas ´basteln´zu wollen.
Apropos Methodik: Jeder Lehrende ist auf jeden Fall gehalten, sich dazu stets gute Gedanken zu machen, sich methodisch auf dem Laufenden zu halten und überhaupt, sich diesbezüglich im Rahmen seiner Möglichkeiten möglichst breit aufzufächern (wobei ich den Ehrgeiz, sozusagen eine methodisch "Eierlegende Wollmilchsau" sein zu wollen um es ja nur jedem recht zu machen für überzogen, eigentlich ungesund halte).
Aber Methoden sind kein Selbstzweck, es geht immer um die Lernenden, die Schülerinnen und Schüler. Und es gilt, ein Gespür dafür zu entwickeln, ob die Schülerin/der Schüler jetzt
offen ist und aufnahmefähig für ein Ansinnen, dass ich als Lehrer eigentlich für wichtig halte und dem Schüler auch unbedingt beibringen will.
Ein Beispiel: Typischerweise produzieren Bläser-Anfänger(-Kids) am Anfang ziemlich grobschlächtige Töne. Das geht erst mal auch kaum anders, da die für den "kultivierten" Ton nötige Ansatz- und Atemstromkontrolle sich erst mal entwickeln muss. Das kann sich mit dieser Entwicklung fast von alleine in eine gute Richtung bewegen, und der Klang wird allmählich im besten Fall einfach so besser, auch (erst mal) ohne dezidierte Tonübungen.
Manche Kids haben aber keine Empfindung für den guten Klang und spielen weiter etwas grobschlächtig, auch wenn sich der Ansatz und die Atemführung entwickeln.
In diesen Fällen wird man als Lehrer oft kaum mehr unternehmen können als die gröbsten Kanten etwas abzuschleifen, und es heißt, besonders Geduld zu haben, bis sich bei diesem Schüler das Fenster öffnet, und er
selber Interesse an einem schönen Ton bekommt.
Ich habe das öfter so erlebt: Natürlich spiele ich allen mit dem bestmöglichen Klang auf meinem Instrument vor, aber bei den beschriebenen Schülern kam nach einigen Jahren plötzlich ein Satz wie "Bei Ihnen klingt das immer so schön, bei mir klingt das so grob". Da weiß ich, dass jetzt der Moment ist, wo ich mit diesem Schüler intensiv am Klang arbeiten kann und er motiviert genug ist, diese - mitunter bei Bläsern eher etwas langweiligen - Übungen auch wirklich zu machen.
In dem Sinne finde ich die Aussagen vieler hier, nur dieses oder jenes lernen und können zu wollen, nur dieses oder jenes Ziel anzusteuern als absolut legitim.
Als Lehrer kann ich ihm zwar immer darüber hinaus gehende Angebote machen, in dem Sinne, dass ich aufzeige, was möglich ist. Kann auch versuchen, ihn neugierig zu machen auf weitere Möglichkeiten und Ziele.
Ihm aber etwas aufzwingen zu wollen, das geht gar nicht. Das gäbe nur Krampf und Frust. Es gilt, den Schüler auf seinem Weg zu begleiten und ihm zu helfen,
seine Ziele zu erreichen. Wenn er sich neue und weitere Ziele vornimmt, wird er schon damit kommen und Wünsche äußern. Das gilt insbesondere für den Erwachsenenunterricht, da Erwachsene in der Regel eher eine Vorstellung eines Ziels haben als (vor allem kleine) Kinder.