Wie so häufig hier im Forum wird das Thema sehr schwarz-weiß diskutiert, oder zumindest wirkt es so auf mich.
Das man E-Gitarre erfolgreich spielen kann, ohne überhaupt zu wissen, wie Töne benannt werden, geschweige denn, wo sie denn auf dem Griffbrett zu finden sind sind, steht für mich außer Frage. Wenn der Gitarrist das rhythmisch drauf hat, muss er ja "nur" auswendig lernen, am welchen Bund, er welche Saite greifen bzw. anschlagen muss.
Aufwendig lernen ist jedoch IMO ziemlich öde, mühsam und auch noch vergänglich, weil man Auswendiggelerntes leicht wieder vergisst.
Die (bessere) Alternative zum Auswendiglernen, ist für mich, Verstehen und Zusammenhänge zu erkennen. Man nennt das auch "Vernetztes Wissen".
Wenn ich in einem Solo ein Arpregio über einen Akkord habe, fällt es mir wesentlich leichter, mir zu merken, "wenn da der Wechsel auf Dm kommt, kommt da dieses Dm-Arpregio", als mir
e---5-
b--6--
G-7
--
merken zu müssen.
Spätestens in einer Band ist es IMO auch nötig sich über die zugrundeliegenden Harmonien unterhalten zu können und Tönen, die gespielt werden, auch benennen zu können. (...wobei, wenn das alles Gehörspieler sind, kann man die Töne auch vor- und nachspielen... ist nur wieder mehr Aufwand bzw. dauert idR länger).
Das bedeutet aber auch nicht, dass man ein Musiktheoriestudium abschließen muss, bevor man ein Instrument nur anfassen sollte.
"Theorie" ist (für die meisten Menschen) ähnlich abtörnend, wie "Auswendiglernen". Wenn die Theorie jedoch hilft, das (immer auch notwendige) Auswendiglernen zu erleichtern oder letztlich vereinfacht, ein Stück spielen zu können, wird das zusammen attraktiv.
Ein Lehrer sollte daher IMO genau so viel Theorie in seinen Untericht einbauen, dass es für die Zielerreichnung hilfreich ist und ein Schüler sollte auch dieses Maß an Theorie dann beherrschen, um schneller, einfacher und besser an sein individuelles Ziel zu kommen.
(Genauso sollte ein guter Gitarren-Lehrer auch bereit und in der Lage seinem Schüler das notwendige Wissen über sein Instrument hinsichtlich Bespielbarkeit, Intonation und Sound zu vermitteln, wenn das zum Bottle Neck beim Vorankommen wird).