Wir wollen hier aber keine historischen Tatsachen verändern, alleine der Einmarsch der Hitlerarmee in die Sowjetunion hat weit mehr als 20 Millionen Leben gekostet, in der Mehrzahl Zivilisten. Am Ende dürfte dieser Krieg, der in Deutschland seinen Anfang nahm, weit mehr als 50 Millionen Menschen auf der ganzen Welt das Leben gekostet haben, einschließlich Millionen von Chinesen, die nach dem Einmarsch der Japaner in der Manscherei ermordet wurden. Allerdings sind mir die Zusammenhänge die Du hier siehst nicht klar und Du solltest da auch etwas vorsichtiger sein, solche Vergleiche zu ziehen. Deine Argumentationen könnten sich dann auch die Regime in Teheran und Nord Korea auf die Fahnen heften. "Mischt Euch nicht ein und kehrt erst mal vor Eurer eigenen Tür und das mindestens noch in den nächsten 100 Jahren", das rufen dann die Ajatollahs ebenso wie irgendwelche afrikanischen Diktatoren und rechtfertigen damit ihre Verbrechen und die Unterdrückung der Menschenrechte in ihrem Land. Solche Meinungen in Deiner Position in einem Forum zu äußern, zu dem auch Jugendliche Zugang haben, die sich hier vielleicht nicht nur musikalische Vorbilder suchen, halte ich für mehr als bedenklich.
Ich nehme Dir einfach nicht ab, dass das die Meinung von Chinesen ist, mit denen Du Dich über Politik unterhalten hast. Ich habe eher den Eindruck, dass Du Deine eigenen Ansichten Deinen imaginären chinesischen Diskussionspartner in den Mund legst, um hier Deine ganz eigenen politischen Ansichten zu verkünden. Das einzige, was Dir ein chinesischer Diskussionsteilnehmer erzählt, ist das was die Linie einer Partei ist, die Andersdenkende wegsperrt und mundtot macht, denn nichts ist für einen solchen Apparat gefährlicher als eine freie Meinung. "Der Chinese denkt, der Chinese glaubt, der Chinese hat mir in Shanghai einen Metalltopf gezeigt." Ich hoffe er hat Dir auch die vielen zerstörten Klöster und die ermordeten Priester in Tibet gezeigt, und die Millionen eigener ermordeter Landsleute, die der Kulturrevolution unter Mao zum Opfer gefallen sind. Hier geht es nämlich nicht um Langnasen, die sich in die inneren Angelegenheiten Chinas eingemischt haben, sondern um den Umgang und den Massenmord an der eigenen Bevölkerung.
Dieses Vermischen von historischen Halbweisheiten, ein bisschen Aztekengemetzel hier, ein wenig Nazigreul da, Dinge die im Grunde gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, in einen Zusammenhang zu unbestrittenen historisch, kulturellen Leistungen aus der chinesischen Frühzeit zu stellen, was soll das für einen Sinn machen? In welcher Bibliothek soll sich der Chinese das denn alles angelesen haben, in einem Land wo Bücher, Meinungen, das Internet und alles was anderer Meinung ist staatlich kontrolliert wird und bei Bedarf abgeschaltet wird. Ich habe mein halbes Leben in anderen Ländern verbracht, einen großen Teil davon in arabischen Ländern und Asien. Ich war in Indochina und habe in Kambocha die Killing Fields gesehen, die Friedhöfe einer Kulturrevolution unterstützt durch chinesische Waffenlieferungen und chinesisch geschulter politischer Umerziehung. Ich habe mit Exil Tibetern gesprochen die über Nacht ihre Heimat verlassen mussten, Priester deren Klöster angezündet wurden und deren geistige Führer noch heute von chinesischen Mordkommandos im Ausland verfolgt werden.
Ich bin sicherlich kein Merkelanhänger, die bei ihren Staatsbesuchen mit Dutzenden von deutschen Wirtschaftsbossen im Schlepptau, den Machthabern in Peking für den nächsten Milliardenauftrag die Schuhe wienert. Ich vertrete offiziell überhaupt niemanden, auch nicht Amnesty Dingsbums. Ich vertrete hier nichts als meine Meinung und wenn ich Greenpeace oder Amnesty unterstütze, dann nur deshalb, weil sie meiner Ansicht der Dinge am ehesten entsprechen. Denn da gibt es sehr wohl Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, die in ihrer Arbeit nicht von wirtschaftlichen Interessen geleitet sind. Ich kann Deinen Vorschlag dort hinzufahren und sich durch Gespräche mit den Menschen ein eigenes Bild zu machen wirklich nur gutheißen. Aber dazu muss ich mich in diesem Land auch frei bewegen können, mir meine Gesprächspartner selbst aussuchen und die Teile des Landes anschauen dürfen, die ich gerne sehen möchte und nicht die, die mir die Partei vorführt. Es ist Dein gutes Recht die Politik Chinas gutzuheißen oder meinetwegen in Maobettwäsche zu schlafen, schließlich bist Du hier in einem freien Land, wo niemand verfolgt wird, nur weil er anderer Meinung ist. Was aber mehr als bedenklich ist und gar nicht geht, da sehe ich Dich ganz einfach als eine maßgebliche und verantwortliche Person in diesem Forum, ist hier Menschenrechtsverletzungen und Verfolgung Andersdenkender zu verharmlosen und mit banalen historischen Halbwahrheiten in Verbindung zu bringen. In Sachen Menschenrechtsverletzungen und unterdrückter Religionsfreiheit, sprechen wir hier nicht von irgendwelchen Äußerungen westlicher Politiker, sondern von dokumentierten und von der UN Charta für Menschenrechte festgestellten Tatsachen.
Thesen wie: " ... immerhin schaffen sie es, dass es ihrer gigantischen Menschenmasse BEDEUTEND besser geht, als unter der anglo-amerikanischen Herrschaft." dienen nur dazu, die wahre Situation in China zu verschleiern und zu relativieren. Schon lange wurde in einer der zahlreichen Resolutionen festgestellt: "Es gibt keine Beziehung zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und einer Verbesserung der Lage der Menschenrechte. Tatsache ist, dass in den Jahren, als das Nazi-Deutschland wirtschaftlich im Aufschwung war, sie die Menschenrechte missachteten und weiterhin gewaltsam Menschen entführten und ermordeten. In China gibt es außerhalb jeder größeren Stadt große Zwangsarbeitslager, und die Polizei kann Menschen jeder Zeit verhaften. In China wurden Menschen mit Feuerwaffen exekutiert, um anschließend ihre Nieren zu entfernen, die dann für Organ-Transplantationen verkauft werden sollten. Hier gibt es also keine Beziehung zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und Verbesserung der Lage der Menschenrechte. Eines der Beispiele ist die Unterdrückung von Falun Gong. Tatsache ist, dass die gegen Falun Gong-Praktizierende eingesetzte brutale Folter noch schlimmer geworden ist, als je zuvor. Menschen können nicht von Brot allein leben. Menschen müssen in der Lage sein, das lesen zu dürfen, was sie lesen wollen, über das nachdenken zu können, über das sie nachdenken wollen und sagen zu können, was sie sagen wollen. Aber diese Rechte existieren in China nicht." Zur Erklärung, Falun Gong ist eine buddhistische religiöse Lehre, die in China, einem traditionell religiösem Land, sehr viele Anhänger hat.
Ich kenne Dich persönlich so wenig wie Du mich und ich kann Dich nur an dem was Du hier äußerst messen. An der Tatsache, dass Du hier eine wichtige und verantwortliche Person bist, lässt Du ja mit der richtungswesenden göttlichen Hand in Deinem Avatar, keine Zweifel aufkommen. Zweifel habe ich aber an der Art, wie Du mit solchen sensiblen Themen wie Menschenrechten hier umgehst. Um es noch einmal zu sagen, es gibt hier auch Minderjährige und Jungendliche, die in diesen Fragen noch keine Meinung haben und die man solchen Standpunkten, wie Du sie hier vertrittst, nicht unreflektiert aussetzen kann. Wenn Du in einem Beitrag hier solche Themen aufgreifst, worin ich prinzipell nichts Schlechtes sehen kann, solltest Du zumindest darauf hinweisen, dass das ganz alleine Deine persönliche Meinung ist. Nicht weniger, aber auch ganz sicher nicht mehr. Was auf alle Fälle nicht geht, ist solche Themen anzuschneiden, ohne darüber eine öffentliche Diskussion zuzulassen. Ich urteile hier nicht über Dich als Person, das steht mir gar nicht zu und dafür kenne ich Dich auch viel zu wenig, wohl aber über die Meinung die Du hier vertrittst, selbst wenn das auf den ersten Blick nur "wie einfach mal so erwähnt" aussieht.