Hallo guitarartist, schön dass du dich einschltest
Wenn man jetzt zB die F-Dur und die C-Dur Tonleiter hast und die beiden vergleichst wird einem auffallen, dass beide Tonleitern zwar unterschiedliche Töne haben, aber die Halbtonschritte (wie in allen anderen Dur-Tonleitern) an den selben Stellen sind.
Die unterschiedlichen Töne kommen daher, dass man beim Verschieben der C-Dur Tonleiter auf den Ton "F" auch die Halbtonschritte verschiebt. Da sie aber wie für eine Dur Tonleiter üblich zwischen der 3. und 4. Stelle und auch zwischen der 7. und 8. Stelle sein müssen müssen die Töne so alteriert (erhöht bzw. erniedrigt) werden, dass die Halbtonschritte wieder an den richtigen Stellen sind.
Du siehst in dieser Betrachtung die Durtonleiter als Folge von Ganz- und Halbtonschritten an.
Also in Zahlen ausgedrückt etwa so: (1=Halbtonschritt, 2=Ganztonschritt)
2-2-1-2-2-2-1
Das ist natürlich eine absolut gängige Praxis und zunächst völlig ok.
Musikalisch noch erhellender finde ich aber eine Betrachtung, die die Tonleiter als "Intervallreservoir" ansieht.
also so:
1 2(9) 3 4(11) 5 6(13) maj7
Da es bei den Intervallbezeichnungen aber oft schon zu gerunzelten Stirnen und fragenden Blicken kommt, erkläre ich die Sache lieber zunächst so:
(Gitarrenmodus an)
man nehme
eine Saite und spiele:
0-2-4-5-7-9-11-12
Diese Darstellung bereits eine Folge von Tonabständen (2+2=4 u.s.w.)
und ein Intervallreservoir 0-2, 0-4, 0-5 u.s.w
Mein nächster Schritt ist, meine Schüler alle möglichen Lieder mit dieser Tonleiter spielen zu lassen um die Ohren für die typischen Intervallverläufe in Dur zu öffnen. Alles auf einer Saite, nur mit den Zahlen, dabei haben Erwachsene und Kinder gleichermassen Spass und Erfolg.
Danach führe ich die Intervallnamen ein, zunächst so:
Die Durtonleiter besteht aus 7 verschiedenen Tönen, diese werden von 1-7 durchnummeriert. Man nennt die einzelnen Tonstufen im Verhältnis zum Grundton:
I-Prim, II-Sekunde, III-Terz, IV-Quarte, V-Quinte, VI-Sexte, VII-Septim
Danach folgt das gleich Spiel mit der Molltonleiter
0-2-3-5-7-8-10-12
Auch hier handelt es sich um eine 7-Tönige Tonleiter die genau wie in Dur durchnummeriert wird es treten aber einige Unterschiede auf, die eine genauere Bezeichnung der Intervalle notwendig macht:
Man erhält folgende Übersicht: (wieder auf einer Saite)
0-Prim
1-kleine Sekunde
2-grosse Sekunde
3-kleine Terz
4-grosse Terz
5-Quarte
6-Tritonus
7-Quinte
8-kleine Sexte
9-grosse Sexte
10-kleine Septim
11-grosse Septim
Wenn dies verstanden ist und man damit auch gehörbildungsmässig gearbeitet hat (Intervalle erkennen + typische Unterschiede von Dur und Moll)
...kann man sich an die Modes heranwagen.
Die gängigste Praxis die Modes herzuleiten ist ja etwa folgende:
"Man nehme die C-Durtonleiter und spiele vom 2. Ton aus, also
D-E-F-G-A-H-C-D = Dorisch usw. ...)"
Ich habe das auch lange Zeit so gehandhabt. Normalerweise hat diese Erklärung eher enttäuschte Gesichter zu Folge gehabt im Sinne von:
"Was, dass soll der ganze Witz sein?? - das mache ich doch beim Improvisieren ständig und das klingt überhaupt nicht neu..."
Ich glaube das Erklärungsmuster ist nicht besonders musikalisch, denn es beschreibt nicht den besonderen Sound einer Dorischen Tonleiter.
Besser finde ich wieder folgendes:
Dorisch:
auf einer Saite:
0-2-3-5-7-9-10-12
als Intervalle:
Grundton, gr Sekunde,
kleine Terz, Quarte, Quinte,
gr Sext, kl Septim
Dorisch ist also verwandt mit der natürlichen Molltonleiter,
ein Ton ist aber anders, nämlich grosse Sext statt kleine Sext. Ein Dorischer Sound wird also erzielt wenn wir z.B. einen Mollakkord+gr Sexte spielen, also auf der gitarre z.B.
Em6
0
2
0
2
2
0
Das ist ein echtes Klangerlebnis, vorallem wenn man den Akkord mit der Variante aus nat.moll vergleicht:
Emb6
0
1
0
2
2
0
(Gitarrenmodus off)
Die Ordnung der Modes sieht für mich am schlüssigsten so aus:
Durfamilie:
Ionisch (Dur)
Lydisch (Dur - aber nicht mit der reinen Quarte, sondern der übermässigen Quarte #11)
Mixolydisch (Dur - aber nicht mit der gr Sept, sondern der kl Sept)
Mollfamilie:
Äolisch (natürliches Moll)
Dorisch (Moll - aber nicht mit der kl Sext, sondern der gr. Sext)
Phrygisch (Moll - aber nicht mit der gr Sekunde, sondern der Kl Sekunde)
Sonderfall
Lokrisch (lässt sich nicht eindeutig einordnen und wird später behandelt)
Verschiebt man die C-Dur Tonleiter jetzt zB auf den Ton "E" (3. Stelle in der Tonleiter) ohne die Halbtonschritte anzupassen erhält man die Phrygische C-Dur Tonleiter.
Oha, ich glaube diese Erklärung führt zu Verwirrungen. Eine "phrygische Durtonleiter" - (wenn eine solche Bezeichnung überhaupt gebraucht werden sollte) sähe für mich so aus:
E-F-Gis-A-H-C-D-E - das wäre der 5.Modus von harmonisch moll (HM5)
auch Flamencotonleiter, oder Ahava Rabbo genannt in der Klezmermusik.
Natürlich kann man auch Moll-Tonleitern und Pentatoniken in Modi setzen. Dies funktioniert dann genau auf die selbe Art und Weise wie oben erklärt (ohne Halbtonschrittanpassung).
so ist es
viele grüsse
gw