Ich merke auch gerade, dass ich mich da wieder einmal gekonnt reinsteigre...
Du warst ja auch mal Keyboarder in einer Tributeband (oder bist es immer noch). Dich betrifft das also persönlich.
@Martman: bist du sicher, dass du hier nicht nur deine eigene Erwartungen wiedergibst, die du auf andere projizierst? Oder hast du mal eine Feldstudie unter Hardcore-Tribute-Band-Fans durchgeführt?
Ich stelle mir gerade vor, man steht nach dem Konzert noch mit ein paar anderen Gästen bei einem kühlen Bier an der Theke und diskutiert erregt darüber, ob die die Filterfrequenz beim Lowpassfilter im Solo von xyz richtig eingestellt war? Die Resonanz 3% zu hoch? Und das das Filter ja überhaupt einen leicht anderen Klang als der vom Originalsynth von 1972 hatte? Fazit: Also, wenn die das nicht besser in den Griff bekommen, dann schau ich die mir aber nicht mehr an - peinlich, so ein grober Schnitzer!!!
Also erlebt habe ich das noch nicht, aber ich kenne immerhin EINEN Menschen (außer MM), bei dem ich mir durchaus vorstellen könnte, dass er solche Diskussionen ernsthaft führen würde
...
Genesis-Fans können schon extreme Nitpickers und Originalitätsfanatiker sein. Ohne ihre Ansprüche gäbe es keinen
Verghese Pro Soloist Rack, einen echtanalogen 1:1-Nachbau des ARP Pro Soloist als Rackmodul, dessen einzige Zielgruppe Genesis-Tribute-Keyboarder sind, und der wohl näher am ARP-Original ist als der Korg Odyssey.
Und dann gibt's da noch
die Fans von Jean Michel Jarre. Einige von denen hören wirklich extremstens genau hin. Im verlinkten Unterforum ist immer mal wieder die Rede von "Replica-Covers", und Leute wie Chrisbern, Radek Tymecki und Analog-Umph diskutieren Hüllkurvencharakteristiken und Millisekunden in Delay- oder Hüllkurvenzeiten. Wer da etwas auf sich hält, versucht nach Möglichkeit, das gleiche Equipment zu verwenden wie Jarre (und wenn man sich einen ARP 2600 leihen muß – auch schon gemacht worden), und wenn nicht, wird das genommen, was irgendwie am nächsten dran kommt (und nicht unbedingt das, was man schon hat).
Jarres Musik ist allerdings auch sehr gut dokumentiert.
Außerdem muß man gar nicht ins Technische gehen. Es reicht teilweise, Nuancen daneben zu sein, um das Originalfeeling zu zerstören. Und wenn eine Band von sich sagt, daß sie bei der Originaltreue extrem ins Detail geht, dann kann ich erwarten, daß sie solche Nuancen ausbügeln, wo und wann es irgendwie machbar ist. (ABBA-Tribute-Keyboarder, die auf der Bühne VSTis verwenden können oder schon verwenden, sollten sich schleunigst den Gforce Oddity 2 zulegen...)
Also ich als Genesisbegeisteter und Keyboarder verstehe MM schon und beschäftige mich auch zunächst mit den Originalsounderzeugern. Dementsprechend würde ich mich bei einer Genesis-Tribute-Band z.B. über Sythsoli auf dem Arp Prosoloist über die Authentizität freuen.
Bingo.
Ne GX1 bei ner ABBA Tribute Band würde ich als Musiker natürlich klasse finden. Viele Grüße Gunnar
Gehörst du auch zu denen, die glauben, daß die GX-1 der einzige Synthesizer ist, den ABBA je eingesetzt haben?
Und die Lichtshow.............
Es gibt
diverse Tributebands, die originale Lichtshows bis zu jeder einzelnen PAR-Kanne 1:1 nachbauen. Besonders aus dem Prog-Bereich.
Apropos: Wie macht man das eigentlich als Drummer einer supermegahypoauthentischen Tribute-Band?
Man baut Neil Pearts Kit 1:1 nach. Und das ist nicht der einzige, der das gemacht hat.
Es geht doch gar nicht darum, ob ein Keyboarder sich das antun will, sondern ob es in Ordnung ist, dass ein Tribute Keyboarder es wagt, vom Original Equipment abzuweichen.
Nein, es geht darum, ein wie großer Aufwand es ist, nicht vom Original-
SOUND abzuweichen. Vor allem in den Fällen, wo entweder der Originalsound ausdrücklich angekündigt wird (auch wenn's nur Marketing-Gelaber ist, das wird immer wieder getan) oder der Originalsound von vornherein notwendig ist, also vorausgesetzt wird.
Es ist eine Sache, wenn es nur um akustisches Piano, Rhodes und Hammond geht und auch das nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Es ist ganz was anderes, wenn Unmengen an teilweise exotischem Equipment verwendet wurden und deren ganz besonderer, mit nichts anderem in der Form nachahmbarer Sound ein integraler Bestandteil des Gesamtsounds des Originals ist.
...vor allem geht er ja selbst bei seinen Projekten da offensichtlich auch nicht gerade mit leuchtendem Beispiel (seinen eignen Ansprüchen folgend) voran...
Ich bin hier der einzige, der
a) über den Tellerrand blicken kann
b) sich selbst nicht als Maßstab sieht
Ich kann mich selbst gar nicht als Maßstab nehmen. 100% der Keyboarder hier, die mehr als 50 Posts haben, sind besser als ich.
Soll ich aller Welt empfehlen, auf
meinem Niveau stehenzubleiben?
Also ich hätte an Martmans Stelle auch keine Lust, mich weiter an dieser Unterhaltung zu beteiligen. Letztlich wird seine Meinung hier durch den Kakao gezogen und sich über ihn oder seine Kommentare lustig gemacht. Das ist weit weg von einer konstruktiven Diskussion.
Vollkommen normal. Respekt kommt hier mit der Anzahl an Gigs pro Jahr, vielleicht noch multipliziert mit den Anschaffungskosten des eigenen Equipment. Ich bin in einer Amateurband, die auch mal nur zwei, drei Gigs pro Jahr spielt, und mein Equipmentberg in der Band hat mich weniger gekostet als die meisten hier ihr 2-Keyboard-Setup.
Aber es stimmt schon: Betriebswirtschaftlich durchoptimierte High-Performance-Mucke im Top40-Bereich ist hier dominant, und alles, was davon und von Jazz, klassischem Piano und Classic Rock abweicht, wird hier zumindest ignoriert.
Und entschuldige bitte, aber wenn ich so etwas höre und sich jemand denn eine zweite XP80 Kiste kauft... sorry, das kann ich dann nicht ernst nehmen. Das Geld hätte man dann doch besser in einen Sounderzeuger investiert, der näher an irgendeinem Original ist.
Auf besagter XP-80 ist nicht nur Livespiel um Klassen geschmeidiger möglich als auf jedem Keyboard der letzten 10 Jahre (beidhändiges Aktivieren und Deaktivieren von Multimodeparts lokal, outbound und inbound innerhalb von Sekundenbruchteilen mit 16 dedizierten Tastern – jeder andere Keyboarder würde in derselben Situation in demselben Song per Fußtaster zwei Dutzend Multimode-Programme durchfeuern, die sich nur in den aktivierten Sounds unterscheiden), sondern wir spielen derart viele "Originale", daß ich arm werden würde, wenn ich mich derer annehmen müßte. Vom Platzbedarf für die vielen Tastaturen, um das alles spielbar zu machen, ganz zu schweigen.
Ihr solltet mittlerweile zwei Dinge über mich wissen. Zum einen: Ich verwende keine Softsynths, Punkt, Ende. Zum anderen: Ich blicke weit genug über den Tellerrand, um keinen Nord und keine Workstation je als Allheilmittel anzusehen.
Wenn ich wirklich Geld in die Hand nehmen
KÖNNTE, um aufzurüsten, und wenn ich in der Band den Platz
HÄTTE für das, was ich mir zulegen würde, dann würde ich mir todsicher nicht einen Nord plus eine Motif kaufen, sondern dann würde ich exzessiv aufrüsten. Und dann bräuchte ich noch länger, um Songs bühnenreif zu kriegen, weil ich erst recherchieren müßte, was im Original wie womit gemacht wurde. Vom Aufbau on stage ganz zu schweigen. Und so weiter.
Und wenn ich meine eigenen Maßstäbe auf mich selbst anwenden würde, dann wäre ich in gar keiner Band. In der, in der ich gerade bin, wären meine Maßstäbe absoluter Overkill, denn ich bin der einzige, der sich wirklich für die originalen Studioarrangements interessiert, während es meinem Tastenkollegen sogar schon egal ist, ob das Piano akustisch oder elektrisch ist (er kann auch Rhodes, Wurly und DX7 nicht unterscheiden), und er nicht mal Note für Note nachspielt, sondern so, wie er glaubt, sich zu erinnern. Und in einer Band, in der meine Maßstäbe angebracht wären, könnte ich nicht nur nicht mithalten, sondern mangels Finanzmitteln fürs notwendige Equipment gar nicht einsteigen.
Martman