Puh diese Argumentationen sind mir zu dogmatisch. Wer nur fünf Minuten am Tag übt, wird sicherlich keine großen Erfolge erzielen. Wer 20 Minuten am Tag übt kann mit viel Geduld ein Lagerfeuergitarrist werden.
Entweder, man will etwas, dann investiert man etwas. Oder man will es nicht, sondern es ist nur ein "schau mer mal", dann kann man es aber auch lassen, weil mit der Einstellung vorprogrammiert ist, dass man nichts erreicht und ein Kreislauf entsteht, der schnell in "wird ja eh nix", "buhuuu, alle sind so talentiert, nur ich nicht", "das ist so schwer und wird nicht leichter" und so weiter und so fort mündet. Dann hört man relativ schnell wieder auf. Das sind - nebenbei bemerkt - ziemlich schnittmengengenau immer die Kandidaten, die vorher am meisten erzählen.
Du hast inhaltlich natürlich Recht. Wenn ich ein "guter" Gitarrist werden will, einer der super Soli raushaut und in irgendwas richtig gut ist, dann wird mir das nur gelingen, wenn ich hart und diszipliniert übe. Dann kann ich nicht rumjammern, sondern muss mich auf einen langen und aufwandsintensiven Weg dahin einstellen.
Aber ist das hier ein Forum, in dem jeder automatisch ein "guter" Gitarrist werden will und muss? Aus motivationspsychologischer Sicht ist das was Du und andere schreiben Napalm. Viele Leidenschaften entstehen erst langsam. Viele Menschen wachen nicht irgendwann auf und beschließen etwas und verfolgen dann den Masterplan. Ich bin ein wirklich guter Bergsteiger und Kletterer. Anfangs fand ich das einen ziemlich blöden Sport. Ich habe gejammert, weil mir die Finger weh getan haben und ich sowieso nicht früh genug begonnen habe und überhaupt andere Talent haben und ich nicht. In der Eisflanke ist es kalt und das ist alles sau anstrengend und wo ist eigentlich der Spaß. Aber trotz alledem habe ich weiter gemacht und soetwas wie "Disziplin" bewiesen, obwohl ich nie den Plan hatte mal darin gut zu werden. Aber während ich es gemacht habe, schwang irgendwo ein Funken Begeisterung mit, der mich hat weiter machen lassen. Mich hat es aufgebaut, dass andere mir zugesprochen haben.
Wäre ich damals von der Kletterercommunity mit der Attitüde Deines Rants empfangen worden, wäre ich vermutlich ausgestiegen. Und genau so ist es doch auch mit dem Lernen eines Instruments. Vielleicht nicht bei Dir oder anderen, die irgendwann "entflammt" wurden. Aber das gilt nur für einen Teil der Menschen, die in etwas gut geworden sind. Viele Kinder z.B. lernen ein Instrument weil sie müssen.
Und genau das ist es doch: Uns machen Dinge stets mehr Spaß, wenn wir sie beherrschen. Die Anfangszeit ist zumindest für einige Menschen, die nicht eines Tages beschließen ein "guter" Gitarrist zu werden eher frustran. Ich muss also erst einmal die Seifenkiste den Berg hochschieben, damit die Abfahrt so richtig Laune macht. Wer also hier im Forum mit fünf Minuten am Tag anfängt und dann vielleicht nach Monaten auf drei Stunden in der Woche kommt, darf berechtigte Hoffnungen haben später durchaus eine Stunde am Tag zu spielen und doch noch so einiges an Skills zu entwickeln. Sie so zu empfangen ist seit Generationen die Sichtweise der älteren Generation auf die Jüngere, wobei ich das hier nicht an der Altersfrage festmachne will. Ich halte die jüngere Generation nicht für verweichlicht, wehleidig, undiszipliniert und faul. Es sind halt nur andere Dinge, die sie motivieren und manchmal muss man vielleicht mehr als eine Schleife drehen um die eigene Motivation zu finden.
Keith Richards sagte mal, dass wenn man sich zum Üben zwingen muss, ist man kein Musiker.
Dann bin ich kein Musiker. Und ich wage zu behaupten, überhaupt niemand und Keith Richards auch nicht. Wenn Keith Richards sich nicht wenigstens bisweilen dazu gezwungen hat ein schweres Solo für die Studioaufnahme noch mal und noch mal zu üben, dann ziehe ich meinen Hut vor ihm. Motivation bedeutet auch, sich manchmal zu zwingen. Und ich denke jeder hier im Forum wird schonmal "weniger Lust" oder garkeine gehabt haben und vielleicht trotzdem das Instrument herausgeholt haben.
Aber ich weiß was Du meinst
@Spanish Tony. Ein Schüler egal welches Instruments, der nur aus Zwang spielt (z.B. weil die Eltern das wollen) wird manchmal nur ein Spielautomat. Er beherrscht alles technische am Instrument, der Funke ist aber nie übergesprungen.