Was mir hier auffällt, ist dass du vor allem zu Beginn viele Töne scheinbar mit nur einem Finger spielst. Da du aber beim sliden zum nächsten Ton recht lange brauchst, hört man alle Zwischentöne/-schritte. Ich würde dir empfehlen, langsam und mit Metronom (!) den Fingersatz bzw. die Skala, den du verwenden möchtest rauf und runter zu dudeln. So gewöhnen sich deine Finger an die Bewegungsabläufe und du kannst einen Finger pro Ton verwenden. Wenn du später schneller spielen willst, kommst du zudem mit der Ein-Finger-Methode nicht allzu weit.
Des weiteren gefällt mir der Ansatz schon ganz gut, da du den Tönen (manchmal) den Raum gibst, den sie brauchen, um zu wirken. Gegen Ende wird es allerdings ein wenig zu viel des Guten
, da du den weniger-ist-mehr Ansatz aus den Augen zu verlieren scheinst.
https://soundcloud.com/andy-doebes/doebe-rock-in-a
Bei diesem Track kannst du auch versuchen weniger zu spielen. Häufig dachte ich "und jetzt bleib genau auf dem Ton stehen!", aber da fing schon das nächste Lick an
. Versuch außerdem, dir einen Roten Faden bzw. einen Spannungsbogen zu überlegen. Am einfachsten geht das, indem man sich den Backingtrack vor der Aufnahme ausführlich anhört und somit weiß, was beim solieren auf einen zukommt. So wirken die Soli in sich stimmig. Bei deiner Aufnahme hört es sich nämlich leider noch recht zusammenhanglos an
. Eine Ausnahme bildet die Stelle bei ca. 1:50, da du da sehr gut mit dem Backingtrack interagierst und nicht von ihm isoliert irgendwelche Töne spielst (das ist jetzt ein wenig drastischer formuliert, als es wirklich ist, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine).
https://soundcloud.com/andy-doebes/doebes-hardrock-impro
Bei diesem Song ergeben Solo und Rhythmusgruppe schon eher eine Einheit.
Nach drei Monaten Praxis ist das schon ordentlich.
Ich spiele jetzt 3 Monate und eine Woche E- Gitarre.
Das ist noch nicht wirklich lange, aber du bist auf dem richtigen Weg. Ich hoffe du lässt dich durch meine Kritikpunkte nicht entmutigen. Es kommt jetzt sehr negativ rüber, da ich jetzt vor allem nach den Fehlern gesucht habe, aber ich will ja nur helfen
.
Mach aber auf jeden Fall weiter mit den Improvisationen, da das meiner Meinung nach der beste Weg ist, um solieren zu lernen. Bei mir hat es zumindest sehr gut funktioniert.
Zum Schluss würde ich dir noch ein paar Tipps geben, um die Soli noch interessanter zu machen.
1. Vibrato: Ich habe dir oben empfohlen, Töne auch mal länger stehen zu lassen. Dabei klingen sie aber meistens besser, wenn man sie mit einem Fingervibrato versieht. Am Anfang ist das noch kompliziert, zu spielen und gleichzeitig die Finger hin und herzuvibrieren, aber wenn du es erst einmal kannst, läuft es wie von alleine. Die nächste Stufe wäre, Bendings mit Vibratos zu kombinieren, aber fang erst mal klein an.
2. anderer Sound: Den Sound den du dir ausgesucht hast, ist gut geeignet für Soli. Nicht zu viel Gain, hinter dem man seine Fehler versteckt und auch keine Effekte. Wenn du aber mal das Gefühl haben solltest, festzustecken und nicht mehr weiter zu kommen, dann nimm doch einfach mal einen anderen Sound. Das inspiriert einen manchmal mehr, als man vermuten würde.
EDIT: 3. Metronom: Wie oben schon beschrieben, sollte das Metronom in Zukunft dein ständiger Begleiter sein. Die Effektivität des Übens wird durch ein Metronom mehr als verdoppelt.
Ich hoffe, du kannst meine Kritik und die Tipps nachvollziehen.
Gruß Theo