Aber Nachspielen macht durchaus bis zu einem gewissen Grad Sinn.
Dem habe ich nichts entgegenzusetzen, ich frage mich halt nur manchmal, welcher Sinn das in gewissen Fällen denn dann genau sein soll...
1. kann man so auf spielerische Art Techniken üben ohne stumpfsinnig zum Metronom stundenlang irgendwelche Skalen und Übungen zu dudeln
Das mag schon sein, und ich will auch gar nicht in Abrede stellen, dass es für einige Leute vielleicht tatsächlich eine sehr gewinnbringende Methode ist.
Aber auf der anderen Seite frage ich mich, ob man die Zeit nicht mindestens genauso gewinnbringend einsetzen könnte, indem man sich mit eigenen Sachen beschäftigt. Ich kann für mich persönlich sagen, dass das bei mir vermutlich der Fall war. Aber das ist meine Meinung und niemand anderes muss dem Glauben schenken oder was auch immer.
2. macht es einfach irre Spaß die Musik "seiner Helden" nachzuspielen und aktiv deren Musik zu erleben
Das akzeptiere ich vollkommen, nur kann ich (erneut natürlich nur für mich) sagen, dass ich sowas immer fast schon als Zeitverschwendung betrachtet habe und mich lieber meinen eigenen Sachen gewidmet habe.
3. erweitert es ungemein den eigenen Horizont Musik nachzuspielen, die man sonst noch nicht mal hört
Hm, zweifelsohne ein gutes Argument, aber ich weiß nicht, ob ich dafür Sachen genau nachspielen muss. Mir reicht anscheinend meistens das Anhören und "ansatzweise Nachempfinden".
und 4. warum spielen wohl so viele erstklassige Musiker auf Konzerten immer wieder Coverversionen? Weil ihnen nichts einfällt? Wohl kaum. Wahrscheinlicher ist eher eine Erweisung des Respekts vor dem Songwriter und Spaß am musizieren.
Hier muss ich sagen, dass das ein wenig wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen ist. Bei diesen Coverversionen haben wir es ja fast ausschließlich mit Interpretationen zu tun, im allerseltensten Fall mit 1:1 Kopien.
Nur um das mal festzustellen (ich sagte das auch schon an anderer Stelle in diesem Forum): Ich habe in meinem Musikantenleben durchaus schon häufiger Sachen 1:1 nachgespielt. Auch habe ich sogar (man höre und staune) schon Schülern die ein oder andere Sache zum nachspielen gegeben.
Die Gründe waren aber in erster Linie fast immer folgende:
- Ich bekomme Moneten dafür. Dagegen kann man gar nix sagen, denn der Schornstein muss ja rauchen.
- Ich interessiere mich brennend für einen gewissen Teil einer gewissen Stilistik bzw. Spieltechnik. Das setzt aber immer eine anschließende Analyse voraus, denn ansonsten werde ich nicht in der Lage sein, die interessanten Parts in mein eigenes Spiel einzubauen. Und leider Gottes werde ich das Gefühl nicht los, dass oftmals es genau an dieser Analyse und dem folgenden Einbau des Analysierten ins eigene Spiel mangelt. Ich habe (beileibe nicht nur in diesem Forum...) schon ab und an die Frage nach dem Nachspielen gestellt, und natürlich gab es häufig Antworten in der Richtung "das erweitert mein musikalisches Vokabular". Aber wenn ich dann mal nachgehakt habe, in Art von "dann müsstest du ja jetzt ansatzweise im Stile von XYZ spielen können", kam fast immer nix mehr.
Hinzu kommt, dass ich mir die Sachen, die ich wirklich 1:1 nachgespielt habe, immer auch selber rausgehört habe, was ich für eine unvergleichlich nutzbringende Übung halte. Ich kann aber durchaus verstehen, dass man da gerne den bequemeren Weg über bestehende Transkriptionen wählt.
- Wie schon erwähnt, gelegentlich fand ich die ein oder andere Sache sehr gut als Unterrichtsmittel, allerdings habe ich versucht, das auf Sachen zu begrenzen, aus denen man eine generell einsetzbare Technik ableiten konnte. Als Beispiel: Es gibt auf Pink Floyds "The Wall" so ein Gitarrenintro, was man ganz wunderbar als Pickingübung (sowohl für Plek wie auch für Fingerpicking, und sogar für eine Kombination) benutzen kann. Da klappt auch die "Übersetzung" und Anwendung auf eigenes bzw. anderes Material ganz wunderbar, man schlägt also ziemlich viele Fliegen mit einer Klappe.
Nun ja, lassen wir's mal dabei, jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Gruß
Sascha