A jazzy walk (music by wolbai, feat. Roland T. on Didgeridoo + Hang)
Meine Songs haben eine Entstehungsgeschichte. Bei anderen ist das auch so. Ich erzähle gerne darüber. Andere weniger
Auch wenn ich mein musikalisches Zuhause im Rock-Genre sehe, wollte ich schon immer auch gelegentlich ein paar Jazz-Elemente in Solos bzw. Songarrangements einfügen können. Habe das in der Vergangenheit immer wieder einmal versucht, aber nie den richtigen Einstieg dafür gefunden.
Doch vor kurzem hat das dann irgendwie doch geklappt und ich habe mich mit einschlägigen Jazz-Akkordprogressionen, Skalen, Arpeggios und Phrasierungen näher beschäftigt. Als Herausgekommen ist dabei nun dieser Fusion/cross over Song mit einem Swing-jazzigen Vibe.
Die Entstehungsgeschichte des Songs ist gleichsam auch die Geschichte, wie ich wieder zu einem alten Jugendfreund, der heute in Neuseeland lebt, gefunden habe. Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre haben wir auch gemeinsam Musik gemacht. Er an den Drums, ich am Bass. Wir waren aufeinander, in jeder Hinsicht, eingegroovt. War eine geile Zeit ...
Zu Beginn des Songs spielt er auf seinem Didgeridoo. Ab ca. 4:00 Min. kommt er mit seinem Hang-Instrument zum Einsatz. Beide Instrumente geben dem Song eine gewisse sphärische Tiefe, die ich mag.
Es ist schon erstaunlich, wie einfach man heutzutage mit moderner Recording-Technologie und digitaler Kommunikation eine ortsungebundene, virtuelle Band in’s Leben rufen kann, um gemeinsam an Musikprojekten zu arbeiten. Hat mir sehr viel Spaß mit ihm gemacht. Mal sehen, vielleicht machen wir zukünftig das eine oder andere neue Musikprojekt zusammen …
Wer behauptet, mit einem Marshall JVM 410 kann man keinen Jazz spielen, der hat m.E. noch nicht die richtigen Amp-Einstellungen gefunden. Clean Orange als Kanal/Mode ist dafür eine gute Ausgangsbasis. Im Outrobereich (Latin-Groove) habe ich dann beim Marshall JVM410 den Crunch Red im Einsatz.
Die Jazz-Leadparts spiele ich mit meiner Warmoth (H-S-H mit Mahagonie-Korpus) mit Suhr Doug Aldrich Humbucker. Der Neck Humbucker ist für das Jazz-Genre durchaus geeignet.
Die James Tyler Variax JTV69 kommt als Rhythmusgitarre, als Jazz-Modelling Gitarre für eine Gitarrenspur im Refrain und als Modelling-Akustikgitarre im Outropart zum Einsatz. Ich lerne sie wieder mehr und mehr als Recording-Gitarre zu schätzen.
Im Basispaket von Toontrack EZ Drummer 2 gibt es ein „Jazz Basic“, welches ich als Basis für die Drums verwendet habe. Klingt meines Erachtens sehr transparent und räumlich.
Bass, A/E-Piano, Keyboardsounds und Bläser-Sektion habe ich mit einem Midi-Keyboard und entsprechenden Plugins eingespielt.
Bei dem längeren Improvisationspart (ab 1:55 Min.) habe ich mir nur ein Einstiegslick und ein Lick überlegt, was mich am Ende wieder zur Refrainmelodie zurückführt. Ich improvisiere bei derartigen Passagen gerne einmal viele Takes. Der beste Take wird dann (ungeschnitten) genommen. Ist im Prinzip wie eine Übungsstunde.
Je nach Songtyp können derartige Soloparts, eben weil sie sich hörbar intuitiv aus sich selbst heraus entwickeln und daher etwas Einmaliges/Individuelles in sich tragen, sehr gut passen.
Ich werde sicher nie ein richtiger Jazzer werden. Aber diese Art zu spielen wirft einen auf den puren Gitarrenklang zurück. Ein Verstecken der eigenen spielerischen Unzulänglichkeiten hinter viel Amp-Gain und Effekten ist nicht machbar.
Derartige Jazz-Improvisationen helfen mir, mich zu „Entschleunigen“. Im Zeitalter des Highspeed-Shredding ist das m.E. manchmal notwendig.
Es fällt mir manchmal ungeheuer schwer, nicht so viel Gitarrentonmaterial in einen Takt reinzupacken und vor allem Pausen zwischen einzelnen Passagen zu machen. Der Gesamtbeitrag für den Song ist meistens positiv. Es klingt lockerer und auch interessanter für den Zuhörer. Zu dem hilft es, dass ein guter Groove auch tatsächlich als solcher wahrgenommen wird, weil er atmen kann.
Lange Rede, langer Sinn: Viel Spaß beim Anhören / Ansehen:
Grüße aus Franken - wolbai