Wollte das schon vor paar Tagen schreiben, naja, bin nicht dazu gekommen.
Egal, für mich ist *das* A und O bei allem solistischen Kram (und vielleicht gerade beim Blues...) die Phrasierung und damit einhergehend die Art und Weise, wie man Töne sozusagen "etabliert".
Ein für mich sehr approbates Mittel hier sind Auftakte und kleine rhythmische Variationen. Heißt, ich suche mir quasi einen Zielton und spiele den vorher an, dann variiere ich dieses Muster. Dadurch gewinnen solche Töne für mich viel mehr Gewicht, als wenn man sie einfach nur so in den Raum stellt.
Um gar nicht allzu lange zu palavern, hier einfach ein paar Beispiele (man möge mir das schnöde Backing verzeihen, ich hab's extra einfach gehalten, zwecks besserer Nachvollziehbarkeit).
Wir haben da im Backing einen A7 Akkord (naja, ok, kurz geht's mal auf A7sus4, das spielt aber an sich keine Rolle), also nix anderes als das, was man auch in irgendwelchen typischen Bluesnummern vorfindet.
Als Anspielton habe ich mal, wenn der auch leider etwas überstrapaziert ist, ganz einfach das A genommen.
So, um zu verdeutlichen, worum es geht, hier mal das A, alle 2 Takte ganz einfach auf Schlag 1 gesetzt:
Klingt an sich nach gar nix.
Als allerersten Schritt, dieses A jetzt zu etablieren, spiele ich auf Zählzeit 4 davor ein G:
Ich finde, dass alleine dadurch das A in der Wiederholung mit Auftakt schon etwas mehr an Gewicht oder gar "Plausibilität" bekommt.
Diese simple Tonfolge kann ich jetzt rhythmisch variieren. Ganz simple Sache: Das Ziel-A wird um eine Achtel vorgezogen. Im folgenden Beispiel hört man in der ersten Hälte den oben bereites gespielten Auftakt mit G und A auf Beat 4 und 1, in der zweiten Hälfte ist das A auf die "4 und" vorgezogen - und ich finde, dass es dadurch in der Tat nach vorne zieht:
Man kann auch beide Töne vorziehen, dadurch wird es für mich noch etwas "flockiger":
Ferner kann man beide Töne auch nachziehen, das klingt eventuell etwas ungewohnter, für mich aber dennoch sehr brauchbar, im Beispiel einmal beide vorgezogen, dann beide nachgezogen, zum direkten Vergleich:
Den ganzen Kram kann man jetzt noch ausweiten, bspw. mit Tonverdoppelungen und gitarrentypischen Artikulationen wie etwa Rutschern, Bendings und dgl. mehr. Ein kleines Beispiel, wieder sind nur die Töne G und A drin:
Als nächsten Schritt kann man sich bspw. einen weiteren Auftaktton suchen, der Zielton kann gerne identisch bleiben. Ich habe hier mal ein dezent "angezogenes" C (bzw. fast C#) genommen. Das kann man dann fein im Wechsel mit dem G benutzen, ich habe im Beispiel auch die anderen bereits genannten Variationsmöglichkeiten eingebaut:
Und wenn man diese Methode irgendwann ein wenig verinnerlicht hat, dann kann man die Auftakttöne natürlich um typische Gitarrenlicks und Patterns erweitern, das kann dann vielleicht ungefähr so klingen:
Vielleicht dient's dem ein oder anderen ja als Anregung.
Gruß
Sascha