Tatsächlich wieder interessant geworden hier.
Tja, muss man den "Blues haben", um ihn richtig spielen zu können oder gar traurig sein?
Nein! Auf keinen Fall.
Man weiss doch von den alten Bluesern, dass sie sehr ausgiebig und gern, fast täglich, einen drauf gemacht haben. Charlie Pattons Ruf als Trunkenbold und Weiberheld z.B. ist ja fast legendär! Man darf auch nicht vergessen, dass die frühen Bluesmusiker in erster Linie tatsächlich zum Tanz (!) und zur Unterhaltung aufgespielt haben, um damit Geld zu verdienen.
Der Aspekt des Geldverdienens deckt sich in meinen Augen irgendwie schon 'mal gar nicht mit der Überzeugung, dass nur aus traurigen, negativen usw. Gefühlen Blues entstehen kann. Oder aber jeder Blues - Künstler müsste in der Lage sein, sich bei seinen Konzerten regelmässig in eine tatsächliche und tiefempfundene Trauer zu versetzen. Das, glaube ich, wäre zu viel verlangt!
Das Verständnis, dass Blues immer etwas mit "blue" zu tun hat, liegt doch wohl eher in seiner Entstehung als Ausdrucksform eines unterdrückten Volkes begründet, hat sich aber im Laufe der Zeit weiter entwickelt und war schon bald in erster Linie "Unterhaltungsmusik".
Son House, für mich einer der allergrößten!, allerdings hat ja eine sehr begrenzte Defintion parat. Er erklärt ja kategegorisch, dass es im Blues immer und ausschließklich darum geht, dass ein Liebespaar sich gegenseitig betrügt! Alles andere sei kein Blues, Punkt!
Und nicht zuletzt auch der Titel dieses Threads deutet ja in eine klare Richtung: ".... zeigt, was Ihr fühlt". Und eben nicht ".... zeigt, wie traurig Ihr seid".