Ich gehöre auch zu der Generation, für die ein wirklich gutes Instrument in der Jugend fast unerreichbar - weil viel zu teuer - war.
In der Folge haben wir uns dann entweder mit "Gurken" abgegeben, oder es wurden Wochen und Monate an Ferienjobs investiert, um sich dann doch endlich das Trauminstrument kaufen zu können.
Und ich erwische mich auch heute manchmal dabei, dass ich denke, den Kids wird heute alles "nachgeworfen".
(...)
Ich habe ein ganz ähnliches Phänomen bei der Arbeit mit dem PC erlebt. Während wir früher noch "richtig" programmieren mussten, können die Kids heute alles im Baukastensystem zusammenbauen.
Das Gleiche gilt für Musikproduktionen: Früher teures Studio mit unbezahlbarem Equipment und steiler Lernkurve. Heute als App für 14,90 Euro für (fast) jeden machbar.
Das Ganze hat im weitesten Sinne mit dem
Skaleneffekt zu tun, siehe auch die Ford'schen Prinzipien.
Am Anfang steht eine tolle (technische) Neuerung. Sie wird selten unf aufwändig produziert, ist daher teuer, und nur wenige "Eliten" können sich das Produkt leisten.
Dann werden Wege gefunden, das Produkt günstiger und in Massen zu produzieren -> Es wird zunehmend erschwinglicher für alle, weil günstiger.
Das sieht man nicht nur bei E-Gitarren und Studio Produktionen, sondern überall, wo die Wirtschaft neue, innovative (technische) Produkte auf den Markt bringt:
Beim Automobil war es so, bei den Fernsehern, Computern und Handys ebenso:
Erst waren das Produkte,die einer wohlhabenden und kaufkräftige Elite vorbehalten waren, dann kam das mehr und mehr erschwingliche Massenprodukt für alle.
Das ist ein eben bekanntes und normales ökonomisches Prinzip.
Aber zurück zu E-Gitarren (und zum Thema :-D ):
Man sieht ja, dass mit den heutigen Produktionsmitteln (Standorte, Rohstoffkosten, Lohnkosten etc.) es durchaus auch machbar ist, Instrumente zu bauen, die noch vor 20 Jahren ein Vielfaches gekostet hätten. Das waren dann die unerreichbaren Schönheiten, wegen derer wir uns die Nasen an Schaufensterscheiben platt gedrückt hatten und ins Träumen geraten waren.
Andererseits beflügelt diese Tendenz heute auch die "Mojo" Bildung: Diese neue, günstige wird vermutlich mit der aus der alten Produktion und deutlich teureren nie mithalten können - Darum will ich das alte, teure Original.
Der nächste sagt wiederum: Ist doch klasse, dass ich jetzt das für günstiges Geld erweben kann, wofür ich noch vor Jahren das 10fache hinlegen hätte müssen. Mojo kann mich mal.
Aus der Sicht des Kunden ist es doch Klasse, dass wir heute diese Wahl haben können, dem Skaleneffekt sei Dank.
So hat zumindest jeder die Chance, nach seinen Vorstellungen und Möglichkeiten glücklich zu werden.