[HWOS] g30rG;5148392 schrieb:
uh. hoffentlich gab das jetzt keine asympathiepunkte
Nein, quatsch.
Ich hätte mich vllt auch etwas anders ausdrücken sollen.
Mein Geschreibsel stellt in weiten Teilen erstmal eine wertfreie Bestandsaufnahme dar.
Und ein wenig von meinen Erwartungen, die ich vor dem Hören hatte, hab ich auch Preis gegeben.
Das wäre so meine Art der Herangehensweise gewesen: Alles miteinander verbinden, so dass es als ein Stück wahrnehmbar ist, aber auch in 4 Teilen strukturieren, die man auch erkennen kann.
Ich gestehe aber auch jedem zu, das irgendwie anders zu machen.
So ist es ja auch gekommen. Das ist für mich auch völlig okay. Trotzdem hätte ich mich gefreut, wenn jemand dieselbe Idee gehabt hätte wie ich.
Letztlich ist es zum einen sehr schwierig über Musik und Gefühle die sie weckt (was ja hier doch irgendwie Teil der Aufgabe ist) zu sprechen/schreiben, weil jeder Mensch einen völlig anderen Hintergrund hat.
Zum anderen ist es noch schwieriger irgendwelche Bewertungskriterien anzulegen, die fair sind und niemanden bevorzugen.
Natürlich könnte ich sagen: Das beste Stück ist dasjenige, das technisch am anspruchsvollsten ist. Aber das wäre nicht fair, weil einerseits nicht alle auf dem gleichen Niveau sind, andererseits auch die Komplexität letztlich nichts über die Qualität eines Stückes aussagt.
Es ist also hier in jedem Fall eine subjektive Bewertung, die von den Moderatoren abhängt. Das lässt sich aber nicht vermeiden, und so war dieser Wettbewerb von Anfang an auch gedacht.
Kommen wir zurück zu den Sachen die du angesprochen hast:
Beispielsweise dem Punkt, dass meine Empfindungen völlig anders sein können als die des Komponisten.
Ja. Stimmt. Das ist bei nicht-programmatischer Musik ja ein grundsätzliches Phänomen.
Für den einen kann es eine heroische Musik sein, für den nächsten beängstigend, für den dritten langweilig.
Das ist aber noch keine Wertung der Musik. Wichtig (für mich) ist letztlich: ruft die Musik in mir etwas wach?
Diese Empfindungen die ich da oben aufgeschrieben habe sind Dinge die ich mir beim Hören auf einen Stichpunktzettel geschrieben hab. Einfach ganz spontane Eindrücke. Da stehen noch ganz andere Sachen drauf ;-)
Aber nochmal: das ist noch keinerlei Wertung ob ich das gut finde oder nicht.
Der nächste Schritt ist jetzt folgender:
Die Aufgabe war ja den Bildern entsprechend eine Komposition zu schreiben, die die Stimmung auf den Bildern wiederspiegelt.
Wenn ich mir die Bilder angucke hab ich eine bestimmte Stimmung/Gefühl/Emotion, die sich mir primär aufdrängt. Ganz individuell.
Mit dem Schneebild assoziire ich z.B. friedliche Ruhe, Kälte, Erschöpfung, aber auch Freiheit, Klarheit, Freisicht.
Wenn ich das beim Hören der Komposition auch spüre, dann fühl ich mich bestätigt. Alles passt für mich erstmal zusammen.
Wenn die Musik mir einen anderen Eindruck vermittelt bin ich erstmal irritiert. Das ist ja völlig okay. Ich nehme ja erstmal an, der Komponist macht das mit Absicht.
Dann frag ich mich aber auch: "warum macht er das?" "was sind seine Gefühle dabei?". Irgendein Stück ist bei dem Schneebild gradezu agressiv. Das überrascht und verwundert. Die Erwartungshaltung wurde enttäuscht.
Die Frage die ich mir als Jurymitglied jetzt stellen muss ist: bewerte ich das positiv oder negativ? Und da kommt dann zum einen der Rest des Stückes ins Spiel, also die Frage "wie passt das alles zusammen?" und letztlich auch meine subjektive Meinung. Ganz klar.
Musikwahrnehmung ist einfach subjektiv.
Aber solange mir kein anderer Kontext vorgelegt wird, etwa durch einen Titel, muss ich mich halt auch einfach auf meine eigenen Eindrücke der Bilder stützen, was meine Erwartungshaltung angeht.
Hätte jemand seinem Stück den Titel gegeben: "Hier steht die ganze Welt auf dem Kopf" und hätte kontinuierlich bei allen Bildern mit seiner Komposition das Gegenteil hervorgerufen von dem was ich erwartete, da fände ich klasse.
Ohne den Titel wär ich einfach total verwirrt gewesen mit der Frage: "was hat dieses Stück mit den Bildern zu tun?"
Letztlich steht es jedem frei seine Sache so zu komponieren wie er will.
Aber wir als Jury müssen eben irgendwie sehen, dass wir das bewerten. Ideen bewerten ist nunmal schwierig und subjektiv, und in diesem Fall ist es eben so, dass diese subjektive Bewertung einen guten Teil ausmachen wird.
Trotzdem möchte ich (persönlich, die anderen Jurymitglieder mögen das anders halten) auch ein wenig über ein reines "hat mir beim Hören gefallen" hinausgehen.
Ich mach mir schon ein paar Gedanken dazu. Ich finde das ist mein gutes Recht ;-)
Und natürlich fließen auch noch andere Kriterien ein.
Beispielsweise: spielt der Komponist seinen Fähigkeiten gerecht?
Wenn ein Stück über weite Teile unsauber oder unrhythmisch gespielt ist, gibt das natürlich auch ein paar Minuspunkte.
etcetc.
Und wer hinterher mit Bewertungen unzufrieden ist und möchte, dass nicht unsere, sondern seine eigene subjektive Meinung der Maßstab sein soll, der darf gerne selbst einen Wettbewerb auf die Beine stellen und meinetwegen auch ganz alleine der Richter sein ;-)