Hiho,
Habe heute durch Zufall dieses Forum entdeckt und mich eingelesen. Interessant und so viele Beiträge. Also muss ich somit auch mal was sagen.
Bin seit meinem 10 Lebensjahr mit dem Instrument verbunden. Naja, eigentlich stimmt das so nicht ganz. Die ganze Familie spielt Akkordeon (beide Eltern, der ältere Bruder, die Schwägerin, 2 Onkels, 1 Tante und eine Kusine, okay einige davon spielen nicht mehr, aber es handelt sich dann halt doch um eine Akkordeon-Familie und ich bin schon immer mit dem Instrument konfrontiert worden). Daher sehr naheliegend, welches Instrument dann wohl ich anfangen werde zu spielen.
Damals gab es im Verein noch einen Aufnahmestop (so viel Zulauf, dass man bremsen musste), sonst hätte ich wohl früher angefangen...
Jetzt sind's gute 25 Jahre, die ich regelmäßig spiele. Zuerst im heimischen Verein. Gruppenunterricht, dann mein erstes Orchester (Jugendspielgruppe). Ich wurde zum Bassspielen verdonnert, da fingertechnisch zu langsam, dafür rythmisch ganz passabel. Problematisch: Bassschlüssel lernen.:screwy: War dann ein schleichender Prozess, irgendwann ging das mit dem Violinschlüssel nicht mehr. Also bleibt man halt am Bass hängen.
Irgendwann nach relativ kurzer Zeit Aufnahme ins Jugendorchester und ins Hauptorchester (weil man mich da brauchte, nicht weil ich es von der Leistung her schon so gut drauf hatte
). Ich erinnere mich mit Schrecken an den darauf folgenden Einzelunterricht Bass beim Dirigenten und den Proben im Hauptorchester, insbesondere an das erste Mal, als der Kollege nicht kam
(zuerst vereinzelt, dann immer weniger, schliesslich gar nicht mehr) und ich als 15-Jähriger plötzlich allein in der Stimme saß. "Ein Balletabend" von R. Würthner. Für meine damaligen Kenntnisse natürlich der absolute "Overkill". Danke, Manfred, dass Du damals "mit Links" den Bass noch mitgespielt hast
, damit ich wenigstens die Chance hat, dem Notentext einigermaßen folgen zu können. Hab aber trotzdem zunächst schier keinen Finger auf die Töne bekommen.
Dann kam irgendwann ein Profi-Dirigent (ein guter seines Faches) in unseren Verein und ich konnte viel lernen. Zwischenzeitlich habe ich natürlich auch selbst schon dazu gelernt, aber DER Mensch öffnete mir quasi Horizonte.
Sein Umfeld wurde ein Stück weit mein Umfeld. So sind heute ebenso zeitgenössische Komponisten wie Gubaidulina (De Profundis, niemals selbstgespielt), Ganzer (5 Skizzen), Wedig (Chaconne + Suite), Hippe (MOEBH, nie selbst gespielt), Hugo Herrmann (Hugo-Herrmann-Konzert), Alexander Schurbin (Nostalgia), Hansjörg Staudacher (Polaris + Impressionen der Nacht) oder auch Paul Kühmstedt (Drei Impressionen) durchaus gern gespielte/gehörte Titel. Schön ist dann, wenn der Komponist zur Werkanalyse und Beginn der Probenphase plötzlich bei Dir in der Probe steht und gemeinsam diskutiert werden kann, wie das Werk entstanden ist, warum das Ende so geschrieben ist,...
Aber auch Scarlatti-Sonaten (Hören), Beethoven (Coriolan op. 62), Haydn-Sinfonie 51, Il Signore Bruscino (G. Rossini) oder die Moldau (Smetana, leider bislang nur gehört, da ganz schwieriges Höchststufenstück, Bachgemurmel und so,...) sind so Titel, die ich gerne mal gespielt habe bzw. spielen würde.
Dazu kommt natürlich diverse moderne Titel, z.Zt. viel Piazzola (Years of Solitude, Fracanapa, Michelangelo 70, Libertango, Adios Nonino,...) oder Heitor Villa-Lobos (bislang leider auch nur vom Hören). An H.-G. Kölz kommt ja so richtig auch niemand aus der Akkordeon-Szene vorbei...
Immer wieder spannend, weil halt auch sehr publikumswirksam, die verschiedenen Filmmusiken wie, "der mit dem Wolf tanzt", "Magnificant Seven", "Fluch der Karibik" oder die Titelmusik zu Indiana Jones (was aber bisweilen nicht trivial ist, Indiana Jones ist immerhin so zirka im Höchststufenbereich anzusiedeln). Glücklicherweise gibt es die aktuellen Titel mittlerweile recht zeitnah. Allerdings nicht im im Verlag, sondern von befreundeten Dirigenten arrangiert mit handschriftlichen Noten und so (wobei auch hier hat eine gewisse Professionalität mit PC eingesetzt). Ich finde, das hilft uns doch schon sehr aus diesem Scheiss-Image (siehe die vielen Beiträge zum Thema Humba-Humba, altbacken, nicht zeitgemäß, uncool, unsere Kinder getrauen sich nicht zu sagen, dass sie Akkordeon spielen,
...) rauszukommen.
Besonders Spaß machen so große Werke wie "Coriolan", das einfach eine sinfonische Besetzung (wenigstens knapp 40 Leute) erfordert, Gastspieler usw., oder auch Titel mit solistischer Besetzung (Akkordeonsolo mit Orchester, wie z.B. das Hugo-Herrmann-Konzert, Variationen über ein russisches Thema "schwarze Augen") oder mit anderen Soloinstrumenten und Akkordeonorchester (z.B. A. Klughardt, Concertino Op. 18 für Oboe und Akkordeonorchester) erforderlich macht.
Genossen habe ich auch so Veranstaltungen, wie die Uraufführung der "Frösche von Caracas" am Konservatorium Trossingen. Ob man das oder so abgespace-stes Zeug wie Kompositionen für Akkordeon-Solo und Tonbandgerät:screwy: unbedingt mögen muss, ist sicherlich diskussionsfähig. Ich habe es immer so gehalten, dass ich mich da nach meinem Geschmack gerichtet habe und selbst das, was mir nicht gefallen hat, nicht als "den Krach kann ja jedes Kleinkind erzeugen" abgetan habe. Immerhin können diese Spieler das Stück ja reproduzieren. Ich habe dann immer die Fingerfertigkeit und die motorische Unabhängigkeit der linken und rechten Seite der Künstler bewundert und anerkannt.
Heute spiele ich in einem sehr sehr guten Oberstufenorchester und freue mich immer wieder über Veranstaltungen mit Seminarorchester und Projektorchestern (egal, ob ich da jetzt mitspiele oder nur als Zuhörer dabei bin). Interessant ist, wenn man den Einblick hat, in welcher Zeit Stücke bis zur Konzertreife einstudiert werden, im Gegensatz zu vielen Orchestern, wo man über Monate immer das Gleiche übt und manchmal einfach kein Fortschritt erzielt wird.
Wichtig ist mir, dass ich in den letzten Jahren (5 oder so) wenigstens ebenso viele Titel erlernt habe, wie in den ganzen 20 Jahren zuvor. Literatur fressen macht echt Spaß und ist natürlich ganz gut für Routine und Erfahrung. Zudem ist dann auch ein gewisser Zug dahinter bei der Probenarbeit (sonst wäre es ja auch gar nicht möglich, so viel Literatur zu erarbeiten).
So weit einmal für heute.
Es grüßt Euch recht herzlich,
Euer Akko-Dideldidum