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morino47
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
da ich im Moment zu faul, kaputt und sonstwas bin um Akkordeon zu spielen, auch noch von meiner Seite ein paar Anmerkungen zu dem Thema. Dazu vorweg, dass ich gefühlt soeben dem Kindergarten und vielleicht auch der Vorschule beim Akkordeonspiel entwachsen bin und mein kalendarisches Alter kennt Ihr eh aus meinem Pseudonym.
Dauer der Übezeit für ein Stück: das kann man nicht pauschal beantworten. Kleine Stücke - Noten höchstens 1 DIN A4 Seite - vielleicht in drei Stufen lernen. 1. Stufe: Töne/ Fingersatz erarbeiten und ohne Tempostress spielen können. 2. Stufe: Rhythmik, Artikulation und Dynamik erarbeiten, evt. mit Lehrer. 3. Stufe: Flüssiges Spiel erarbeiten. Für "bessere" Stücke gäbe es noch die Stufe "vortragsreif ohne Noten" einstudieren. Ich denke, dass 3 Wochen eine Mindestzeit ist, nach 6 Wochen spätestens sollte dann ein befriedigender Endstand erreicht sein.
Wenn die Stücke länger und komplexer werden, dann ziehen sich die obigen 3 Stufen eben in die Länge. Wenn innerhalb angemessener Zeit kein befriedigender Endstand erreicht wird, dann sollte man das Stück weglegen und vielleicht später nochmal hervorholen - oder die Übungsintensität steigern bei gleichzeitiger Überprüfung der Übemethode - evt. mit Lehrer.
Aus meiner persönlichen Erfahrung gibt es Stücke - sowohl beim Jazz als auch bei der Klassik - , an denen ich monatelang arbeite und zwischendurch auch mal die Lust verliere, um später mit umso größerem Eifer wieder daran herumzufeilen. Ich weiß mich mit dieser Erfahrung in Übereinstimmung mit vielen Musikern, auch mit gestandenen Profis. Ein Profi erzählte mir mal, dass er 2 Jahre immer wieder an einem bestimmten Lauf in einer Beethoven-Sonate gearbeitet habe, bis dieser befriedigend lief. Das zeigt, meiner Meinung nach ist Musizieren nichts für Dünnbrettbohrer. Das Können-Wollen ist eine Sache, das Können-Erarbeiten eine andere.
Üben=Arbeiten versus Spielen=Repertoirpflege bzw. Entspannung: Das halte ich für mich strikt auseinander. Das regelmäßige Spiel sollte beide Komponenten nämlich Üben von Neuem und Repertoirpflege aufweisen. Die Repertoirpflege beansprucht selbstverständlich umso mehr Zeit, je größer es ist. Manchmal lasse ich auch ein Stück aus der Repertoirpflege herausfallen, damit ein neues Stück aufgenommen werden kann. Ein Stück, das aus der Repertoirpflege herausgefallen ist, lässt sich im Bedarfsfalle später erstaunlich schnell wieder reaktivieren. Repertoirpflege erfolgt bei mir, indem ich bekannte schwierige Stellen des betreffenden Stückes erst nochmal getrennt kurz anspiele, evt. mehrfach, und dann erst abschließend einen Durchlauf ohne Unterbrechung spiele. Falsch wäre meiner Meinung nach, bei der Repertoirpflege sich selbst beweisen zu wollen, dass man's kann, indem man das Stück ohne Vorarbeit durchhackt. Mal ehrlich - bei der letztgenannten Vorgehensweise beweist man doch meistens nur, dass man's nicht kann. Üben und Repertoirpflege sind bei mir etwa gleichgewichtig.
Fingerübungen: dazu habe ich schon mehrfach im Forum meine Meinung gesagt und weiß mich bei diesem Thema mit dem von mir hochgeschätzten @Klangbutter in einem partiellen Dissens - dessen Grund mir klar ist. Dennoch nochmal mein Credo - Fingerübungen sind unerlässlich, sie festigen Grundfertigkeiten in Körper und Geist. Kompositionen sind wesentlich aus Skalen, Arpeggien und Akkordfolgen und Abwandlungen derselben aufgebaut. Mit einem gewissen Vorrat an Skalen, Arpeggien und Akkorden in den Fingern und im Hirn lassen sich Abläufe in Spielstücken oft einfach einordnen und leicht erlernen und behalten.
Sture Technikübungen, die über Skalen, Arpeggien und Akkordfolgen hinausgehen, a la Czerny (="Der strebsame Akkordeonist" - klingt wie Androhung von musikalischer Folter) sind nicht jedermanns Sache und auch nicht notwendig, obwohl eine große Zahl dieser Etüden schon was hermacht, wenn sie im richtigen Tempo gespielt werden. Aber solch herrliche Etüden a la Copin oder Rachmaninow gibt es für Akkordeon nicht - es ist ein Elend.
Dennoch - tägliche Technikübungen, man spielt die in der Regel ohne Noten, wärmen und lockern die Finger und machen das anschließende Spiel effektiver.
Anlässlich von Forumstreffen bin ich gerne bereit, meine Art von Technikübungen, die für jedes Spielkönnen anpassbar sind, weiterzugeben.
Einen schönen Sonntagabend wünscht Euch
morino47
da ich im Moment zu faul, kaputt und sonstwas bin um Akkordeon zu spielen, auch noch von meiner Seite ein paar Anmerkungen zu dem Thema. Dazu vorweg, dass ich gefühlt soeben dem Kindergarten und vielleicht auch der Vorschule beim Akkordeonspiel entwachsen bin und mein kalendarisches Alter kennt Ihr eh aus meinem Pseudonym.
Dauer der Übezeit für ein Stück: das kann man nicht pauschal beantworten. Kleine Stücke - Noten höchstens 1 DIN A4 Seite - vielleicht in drei Stufen lernen. 1. Stufe: Töne/ Fingersatz erarbeiten und ohne Tempostress spielen können. 2. Stufe: Rhythmik, Artikulation und Dynamik erarbeiten, evt. mit Lehrer. 3. Stufe: Flüssiges Spiel erarbeiten. Für "bessere" Stücke gäbe es noch die Stufe "vortragsreif ohne Noten" einstudieren. Ich denke, dass 3 Wochen eine Mindestzeit ist, nach 6 Wochen spätestens sollte dann ein befriedigender Endstand erreicht sein.
Wenn die Stücke länger und komplexer werden, dann ziehen sich die obigen 3 Stufen eben in die Länge. Wenn innerhalb angemessener Zeit kein befriedigender Endstand erreicht wird, dann sollte man das Stück weglegen und vielleicht später nochmal hervorholen - oder die Übungsintensität steigern bei gleichzeitiger Überprüfung der Übemethode - evt. mit Lehrer.
Aus meiner persönlichen Erfahrung gibt es Stücke - sowohl beim Jazz als auch bei der Klassik - , an denen ich monatelang arbeite und zwischendurch auch mal die Lust verliere, um später mit umso größerem Eifer wieder daran herumzufeilen. Ich weiß mich mit dieser Erfahrung in Übereinstimmung mit vielen Musikern, auch mit gestandenen Profis. Ein Profi erzählte mir mal, dass er 2 Jahre immer wieder an einem bestimmten Lauf in einer Beethoven-Sonate gearbeitet habe, bis dieser befriedigend lief. Das zeigt, meiner Meinung nach ist Musizieren nichts für Dünnbrettbohrer. Das Können-Wollen ist eine Sache, das Können-Erarbeiten eine andere.
Üben=Arbeiten versus Spielen=Repertoirpflege bzw. Entspannung: Das halte ich für mich strikt auseinander. Das regelmäßige Spiel sollte beide Komponenten nämlich Üben von Neuem und Repertoirpflege aufweisen. Die Repertoirpflege beansprucht selbstverständlich umso mehr Zeit, je größer es ist. Manchmal lasse ich auch ein Stück aus der Repertoirpflege herausfallen, damit ein neues Stück aufgenommen werden kann. Ein Stück, das aus der Repertoirpflege herausgefallen ist, lässt sich im Bedarfsfalle später erstaunlich schnell wieder reaktivieren. Repertoirpflege erfolgt bei mir, indem ich bekannte schwierige Stellen des betreffenden Stückes erst nochmal getrennt kurz anspiele, evt. mehrfach, und dann erst abschließend einen Durchlauf ohne Unterbrechung spiele. Falsch wäre meiner Meinung nach, bei der Repertoirpflege sich selbst beweisen zu wollen, dass man's kann, indem man das Stück ohne Vorarbeit durchhackt. Mal ehrlich - bei der letztgenannten Vorgehensweise beweist man doch meistens nur, dass man's nicht kann. Üben und Repertoirpflege sind bei mir etwa gleichgewichtig.
Fingerübungen: dazu habe ich schon mehrfach im Forum meine Meinung gesagt und weiß mich bei diesem Thema mit dem von mir hochgeschätzten @Klangbutter in einem partiellen Dissens - dessen Grund mir klar ist. Dennoch nochmal mein Credo - Fingerübungen sind unerlässlich, sie festigen Grundfertigkeiten in Körper und Geist. Kompositionen sind wesentlich aus Skalen, Arpeggien und Akkordfolgen und Abwandlungen derselben aufgebaut. Mit einem gewissen Vorrat an Skalen, Arpeggien und Akkorden in den Fingern und im Hirn lassen sich Abläufe in Spielstücken oft einfach einordnen und leicht erlernen und behalten.
Sture Technikübungen, die über Skalen, Arpeggien und Akkordfolgen hinausgehen, a la Czerny (="Der strebsame Akkordeonist" - klingt wie Androhung von musikalischer Folter) sind nicht jedermanns Sache und auch nicht notwendig, obwohl eine große Zahl dieser Etüden schon was hermacht, wenn sie im richtigen Tempo gespielt werden. Aber solch herrliche Etüden a la Copin oder Rachmaninow gibt es für Akkordeon nicht - es ist ein Elend.
Dennoch - tägliche Technikübungen, man spielt die in der Regel ohne Noten, wärmen und lockern die Finger und machen das anschließende Spiel effektiver.
Anlässlich von Forumstreffen bin ich gerne bereit, meine Art von Technikübungen, die für jedes Spielkönnen anpassbar sind, weiterzugeben.
Einen schönen Sonntagabend wünscht Euch
morino47