Hallo Leute,
um mal wieder frischen Wind in die Verstärkungsthematik zu bringen:
Habe wieder mal 3000 Euro in neue Mikros investiert, und getestet (siehe unten im Post):
Hier die neuen:
http://dl.dropbox.com/u/13754833/mictest/IMG_6661.JPG
Hier die alten:
http://dl.dropbox.com/u/13754833/mictest/IMG_6669.JPG
Hier die Anlage im Halbdunkeln:
http://dl.dropbox.com/u/13754833/mictest/IMG_6667.JPG (Bose steht 1,5 m daneben)
Meine Tests bringen mich nicht wirklich weiter.
Vor Jahren entschied ich, dass die Mikrofonierung eines Akkordeons auf der Bühne eine so mit Kompromissen behaftete Geschichte ist, dass ich sie meide wie die Pest und statt dessen lieber auf das akustische Instrument verzichte und mit einem Roland V-Acordion über Sender spiele. Das ist leicht, vollkommen ausgeglichen, kopplungssicher und instant-ready.
Ich hatte ja schon geschrieben, dass Clips sehr körperschallempfindlich sind und man für eine gleichmäßige Abnahme Unmengen an Kapseln braucht. (Teuer, viele Kabel und rumpelig). Tonabnehmer funktionieren ja genau so, sind nur integriert, insofern also praktischer, aber vom akustischen Standpunkt genauso problematisch. Sie koppeln zwar etwas weniger, klingen aber grell und dumpf zugleich.
Die Topacts bedienen sich der guten Mikros von Neumann und achten auf gehörige Abstände.
Mein Problem ist aber, dass ich oft kleine Bühnen bespiele. Da ist kaum Platz für eine Anlage. Nun sollen da noch Mikros, evtl Noten und der ganze restliche Technikkram Platz finden. Die PA steht dicht - manchmal nur ein bis zwei Meter entfernt. Meist in einer Linie zu den Mikros, im extremen Fall sogar hinter den Mikros.
Das ist großer Mist. Ich weiß! Als Lösung fallen gerichtet strahlende Lautsprecher und möglichst großer Abstand aber trotzdem aus. Es sind schlicht keine Kapazitäten um größeres Equipment zu bewältigen. Und oft ist viel zu wenig Platz.
Meine Überlegung war eben, eine Anlage zu haben, die breit strahlt, praktisch zu handeln ist und gut klingt. Meine Wahl fiel auf die Bose L1 und ich bin überglücklich damit solange ich mit dem Roland spiele.
Nun wollte ich aber doch noch einmal probieren, mit Verstärkung akustisch zu spielen und die Schlussfolgerung aus den ganzen Erfahrungen war, wenn die Lautsprecher streuen, müssen die Mikros rückkopplungsarm sein. RICHTROHRE!!! - dachte ich - warum ist da noch keiner vor mir drauf gekommen?
Meine Wahl fiel also auf:
-Sennheiser MD 441 (extrem Kopplungssicher schreibt die Werbung)
-Sennheiser ME 36
-Neumann KMR 81 I
-Shure Beta 181
... alle haben Keulen - oder Supernierencharakter.
Zum Vergleich griff ich zu einigen anderen herumliegenden Mikros:
-Brauner Phantom AE (natürlich kein Bühnenmikro, aber gerade deshalb muß der Unterschied deutlich ausfallen!)
-modifiziertes Oktava MK 012 mit Red Kapsel Lollipop
-Beyerdynamic TG201
-Shure SM 58 (Standart Vocal - eigentlich auch überhaupt nicht geeignet)
Meine Versuche stellten die Live Situation dar. Ich reihte jeweils 4 Mikros in einen Cluster aneinander und postierte die Anlage 1,5 Meter daneben. Das Ganze befand sich in meinem 8 Meter x 5 Meter Studioraum, der zwar eigentlich zu klein ist, aber das ist eben der Härtetest.
1. Nun lief ich als erstes um die Mikros herum und besprach sie aus allen Richtungen.
2. Ich provozierte Feedbacks und maß den Treshold sowie die empfindlichste Frequenz)
3. Ich spielte im erfahrungsgemäßen Abstand von ca 20 cm Leitern und laute Akkorde, um die Gleichmäßigkeit über das doch recht lange Manual zu testen. Der Schallaustritt erstreckt sich über einen ca. 40 cm hohen Grill.
EIN FAZIT KANN ICH LEIDER NICHT GEBEN. ICH BIN GEPLÄTTET WIE EINERLEI DAS ALLES IST.
Klar, das Beyer hat ein bischen Ö im Klang, das Shure Beta klingt am klarsten, das Neumann auch aber weniger schrill, das Sennheiser MD 441 ist ein bischen platt muffelig und compressed, koppelt aber trotzdem schneller als zb. das Brauner Phantom - das ist mir unerklärlich und passt überhaupt nicht zusammen!
Ebenfalls unerklärlich: die Anordnung steht 2 Stunden mit aufgezogenen Mikros, ich sitze daneben und schreibe Mails. Irgendwann fängt es sachte an zu pfeiffen und 20 Sekunden später hört es langsam wieder auf. Ich habe keinen Regler bewegt und auch sonst hat sich mechanisch im Raum nichts verändert.
Ich bin völlig überfragt, was ich nun machen soll. Fast glaube ich doch, dass man am besten eine Kugel nimmt und diese eigentlich ans Akkordeon anbringt. Die Effektivität mit nahen Quellen ist viel höher als es jede noch so enge Charakteristik auf 20 oder gar 50 cm Abstand vermag. Also stehe ich da wie zuvor und quetsche mir ein billiges Vocal an den Grill?
Vielleicht ist mein Aufbau falsch? Vielleicht muß ich ganz andere Sachen testen? Bin für jeden Tipp dankbar.
p.s.
Wer mag kann die Audioclips der folgenden Mikros übereinander in den Sequenzer legen und durch Loops und Spur-Umschalten direktere Vergleiche erzielen.
Block 1:
-Sennheiser MD 441 (extrem Kopplungssicher schreibt die Werbung)
-Sennheiser ME 36
-Neumann KMR 81 I
-Shure Beta 181
Block 2:
-Brauner Phantom AE
-modifiziertes Oktava MK 012 mit Red Kapsel Lollipop
-Beyerdynamic TG201
-Shure SM 58
Nun habe ich noch alle Mikros nacheinander pur an die Bose angeschlossen und so eingepegelt, dass es gerade noch vertretbar ist. Die Positionen waren immer gleich und ich spielte ein paar Akkorde so laut es ging. Im Abstand von 4 Metern stand ein Fieldrecorder. Die Audioclips sind nicht normalisiert und sollten die Gegensätze in der Lautstärke und im Klang über die Anlage zeigen.
Auch hier kann ich mich nicht entscheiden und wäre für einen Rat vom geschulten Ohr dankbar!
Das Beyer TG 201 und das Shure SM58 scheinen die lautesten zu sein, klingen aber grell. Das Beyer und einige andere haben bei einem Spielanstand von 20 cm natürlich nicht die Höhen und Tiefen des Manuals mit im Visier sondern übertragen nur das kleine "Sichtfenster" des Mittenbereichs.
Das Brauner koppelte ohne Ende, den Test habe ich mir erspart.
Das Shure Beta 181 ist handlich und überträgt ersteinmal alles. Es ist aber Körperschallempfindlich.
Das Neumann klingt am besten, ist aber groß und teuer und bringt auch im Koppeltest nicht die besten Werte.
Sennheiser M36 ist recht laut aber sehr Mittig (wahrscheinlich für Sprache optimiert?) und ich hätte gerade noch keine Idee, wie man das anständig befestigt.
Sennheiser MD441 klingt platt, altmodisch und sieht auch so aus. Es ist riesig und relativ teuer. Das Kopplungsärmste war es auch nicht.
Oktava mit Red Kapsel schlug sich ganz gut, obwohl es in diesem Zusammenhang völlig zweckentfremdet ist. Man kann es nicht so laut fahren wie die beiden alten Haudegen:
Shure SM 58 kann recht laut gefahren werden und alle Bereiche werden eingefangen.
Beyer TG 201 kann ebenso laut gefahren werden, fängt aber nicht alles ein.
In sofern weiß ich eigentlich nur, dass ich Das MD 441 nicht will.
Einen ähnlichen Beitrag mit Vorgeschichte findet ihr unter:
http://recording.de/Community/Forum...ik/Live-_und_Bühnentechnik/155608/thread.html