So ist es ja eigentlich nicht. Du hast eine sehr exotische Vorgehensweise der Mikrofonierung geäußert, und zwischen den Zeilen konnte man herauslesen, dass Du alle konventionellen Methoden als unbrauchbar/unzulänglich hältst. Die Nachfrage, warum man denn diese Methode, wenn sie denn so bahnbrechend sein sollte, dann nicht zumindest bei renommierten Künstlern und Beschallern im Einsatz sieht, hast Du leider nicht beantwortet, sondern Dich einzig und alleine auf Deine eigene "Kompetenz" berufen:
Wenn die bekannte Mikrophonierung völlig unbrauchbar wäre, würde man sie nicht so anwenden. Unzulänglich ist sie schon, warum, habe ich ja schon geschrieben. Ich habe auch geschrieben, wo die "Fehler" liegen.
Eigentlich bin ich ein Esel, daß ich überhaupt so etwas verrate, gut, daß man nicht weiß, wer ich bin, sonst würden mir da einige sicher den Kopf abreißen...
Wenn du dich umschaust - wie viele Techniker nehmen denn so ein Instrument regelmäßig ab? Die Meisten kennen nämlich gar nicht so genau das Instrument, und wenn, dann ist meist ein Abnahmesystem verbaut, so daß der Techniker sich da gar nicht um die Abnahme kümmern muß. Deshalb kennt das kaum einer, und im Studio nimmt man oft über Raummikros zusätzlich ab - die Bassseite ist aber stets gefürchtet, weil man da selten eine gute Lösung hat, denn mit einem Mike-Ständer kann man da keine Bäume ausreißen.
Live kommt dazu, daß die meisten Techniker nicht verstehen können oder wollen, warum man so viele Kanäle für das Instrument braucht. Drei Kanäle sind da eben immer bequemer als vier, das ist nun mal traditionell so, und wenn es irgendwie funktioniert hat, dann bleibt man dabei. Meist ist ja auch nicht die Zeit da, daß ein Techniker da groß rumfingern kann, der Soundcheck ist im 18.00h geplant und findet um 20.00h kurz vor dem Einlass statt, so kennen wir das alle...
Daheim testet ein Techniker so etwas nicht, wie denn auch, er hat meist kein Akkordeon zur Verfügung und auch keinen, mit dem er das mal austesten kann. Mit dem Aufbau des Instrumentes sind die meisten sowieso nicht vertraut, im Volksmusiklager wird ja meist gespielt, allerdings weniger live, weshalb es hier darauf ankommt, daß das Instrument gut aussieht. Das sind die Gründe, warum diese Abnahmemethode nicht verbreitet ist, es sind also ganz pragmatische Gründe.
Ein brillianter Wirtschaftsheoretiker ist nicht automatisch nicht auch fähiger Elektroingenieur (o. ä.).
Da hast du natürlich recht. Ich kenne da aber auch Leute, die sind gelernte KFZ-Mechaniker und bauen Geräte, die kein mehr Ingenieur versteht. Es gibt auch Musiker, die studiert haben und trotzdem nicht improvisieren können. Es kommt also immer drauf an, was rauskommt.
Umwerfend neu ist bei dieser Form der Abnahme des Akkordeons wirklich nichts, wenn du dir das mal genauer anschaust.
Du hast nur viel mehr Möglichkeiten, darüber hinaus eine gleichmäßigere Abnahme der linken Seite des Instruments. Die Nachteile gegenüber der 2-1-Mikrofonierung (Diskant-Bass) sind klar - mehr Mikes, mehr Rückkopplungsgefahr. Das ist aber spätestens bei einer 3-1-Mikrofonierung ausgeglichen.
Zumal es ja meist keinen Aufwand bedeutet, die Mikes für den Bassbereich zu befestigen - viele Clipmikes haben ja diese Halterungen (du kennst ja AKG), die sich sehr gut befestigen lassen, indem man die Füße etwas rausschraubt, die Clip-Halterungen mit reinsetzt und die Schraubfüße wieder anzieht.
Es gibt ja noch eine Sache, weshalb der Techniker die Basseite des Instrumentes stiefbrüderlich behandelt. Oft ist es ja so, daß viele Akkordeonspieler, die in Bands oder Ensembles spielen, die linke Seite ihres Instrumentes überhaupt nicht nutzen!!!
Warum sollte man sich denn da Gedanken darüber machen, wie die Abzunehmen ist?
Lassen wir also die Eitelkeiten bleiben, die bringen uns nicht weiter, sondern sorgen nur für Verstimmung und Unfrieden. Entschuldige bitte auch, daß ich mich mit einem Bauerndeutsch gemeldet habe, ich denke, es war trotzdem verständlich, daß mit "Bassfilter" der
High-Pass-Filter gemeint war.
Noch was zur Raumakkustik, damit ich Mißverständnisse beseitigen kann.
Als Techniker wird man immer wieder gefragt, ob man kurz mal vorbeikommen und den Sound für die Tanzmuckeranlage
einstellen könne. Ich denke, das kennst du auch, Wil_Riker.
Die Antwort ist stets gleich:
1. Dauert das eine Weile und kostet Geld
2. Kann man eine anlage immer nur für einen Raum einstellen, und wenn man da dann noch etwas ändert, muß man sie neu einstellen.
Was zeigt:
Der Raum macht den Klang. Es gibt Räume, die bekommst du mit aller Technik dieser Welt nicht in den Griff. Es geht halt einfach nicht. Da ist die Decke zu niedrig, Scheiben, die Reflektieren, es gibt verwinkelte Räume, dann die berühmt-berüchtigte Betonwand gegenüber der Bühne usw.
All den Akustik-Müll nimmt man mit den Mikes ab, ob man will oder nicht und egal, wie nah man an der Klangquelle die Mikros positioniert hat.
Wie stark ein großer Raum den Klang beeinflußt, merkt man, wenn man mal in einer Kirche so ein Instrument abnehmen mußte - ich denke, es ist klar, was ich meine...
Daß die kleinen Räume massiv auf den Klang wirken, hast du ja selbst schon geschrieben. Nur muß man eben sagen, daß
jeder Raum den Klang beeinflußt. Lieber ein guter Raum und ein schlechteres Mike als ungekehrt, das ist die Regel, die wir immer gerne befolgen würden, wenn wir tauschen könnten.
Auch Rückkopplungsprobleme sind weniger "technische" Bedienfehler am Pult oder sonstigen Geräten, sondern meist eine Folge der falschen Aufstellung von Bühne, Monitor und PA usw.
Oft sind eben die Gegebenheiten aber so, daß man damit leben muß, und dann macht der Raum den Sound und nicht der Techniker...
Bei solchen Umgebungen sind die eingebauten Abnahmesysteme deutlich im Vorteil. Akustisch aber braucht das Akkordeon etwas Raum, um den Klang richtig entfalten zu können - es klingen ja nicht nur die Stimmzungen, das wissen wir alle.
Deshalb ist eine "externe" Mikrofonierung klanglich meist besser - zudem kann man richtig gute Mikros ranhängen und klanglich extrem experimentieren - machst du ja selbst so, empfiehlst es auch, Wil_Riker, wenn ich dich verstanden habe.
So weit sind wir ja gar nicht auseinander, was die Akkordeonabnahme angeht. Bei mir ist es lediglich ein einziges Mike mehr, das viele Möglichkeiten der Klanggestaltung bietet.
Die Kleinmembran-Neumänner heißen übrigens KM140, es gibt da verschiedene Varianten von mit verschiedenen Kapseln, weshalb auch die Nummerierung etwas anders sein kann, das nur zur Berichtigung, sonst findet man sie möglicherweise nicht im Netz. Es gibt aber auch andere gute Mikes für die Studioabnahme bzw. gehobene Live-Abnahme.
Dynamics - die nutze ich gerne auch live - allerdings nur als Limiter. Damit die Ohren aller nicht ganz ungeschützt sind. Und wenn man merkt, daß die Pegel anzeigen, obwohl keiner da sein durfte, muß das nicht an Stromschwankungen des Netzes liegen, sondern kann ganz profan ein Windzug sein - hier hilft der High-Pass-Knopf gut weiter, und den sollte man im Eingang des Pultes schalten und nicht mit dem Master-EQ rausziehen, weil der Signalmüll ja sonst das ganze Pult durchläuft - was sich übrigens auch beim Spielen klanglich äußern kann, deswegen schrieb ich es...
Ich hoffe, der letzte Rest meines Sarkasmus ist erträglich...