Hey,
hier kommt nun der Erfahrungsbericht zu meinem frisch modifizierten AC30. Ich habe den Amp inzwischen sowohl zu Hause, im Proberaum als auch bei einem Live-Gig testen können (alles an einem Wochenende, zum Glück kam der Amp noch punktgenau am Freitag Nachmittag an...).
Bisherige Modifikationen:
- Bright-Cap Mod (Zähmen der Höhen, Verbesserung der Pedalverträglichkeit)
- Mercury Magnets Output Trafo und Choke (definierter, vor allem im LowEnd)
- Accutronics Hallspirale (edlerer/feinerer Halleffekt, legt sich nicht mehr so "schwer" auf den Sound)
- Alnico Gold Lautsprecher (klingen wie die Blues, aber mehr Bottom)
Ich habe nun von Edwin Thoen (
http://www.edscustomshop.com/) ein paar weitere Modifikationen machen lassen. Ed ist einer der wenigen "offiziell autorisierten" Amp-Techniker für die Power-Scaling Modifikation (
http://www.londonpower.com/). Ich hatte ihn bereits im Vorfeld mit zahlreichen Mails gelöchert, die er stets freundlich, geduldig, zügig und kompetent beantwortet hat.
Liste der neuen Modifikationen:
- London Power Scaling Modifikation (Stufenlose Leistungsreduzierung)
- Austausch der Stock-Röhren gegen ein komplettes Set JJ-Röhren (längst überfällig)
- fußschaltbarer FX-Loop
Den Effektloop verwende ich als Solo-Boost. Dafür hängen ein Delay- und ein Boost-Pedal im Loop, welcher per Pedal aktiviert werden kann. Das blöde beim Effektloop des AC30 ist, das dieser den Sound negativ beeinflusst, wenn er eingeschaltet ist. Der Haupt-Vorteil der Mod für mich ist, dass der Loop durch den fußschaltbaren Betrieb beim normalen Spielen deaktiviert ist, so dass ich hier keine Einschränkungen beim Sound in Kauf nehmen muss. Bei den Soli hingegen ist die Sound-Verschlechterung nicht spürbar bzw. unrelevant, da hier der Sound sowieso stark durch Delay und Boost verformt wird.
Nun aber zum interessanteren Teil: Dem Sound mit Power-Scalling und co.
Ersteindruck Anspielen zu Hause:
Gitarre rein, angemacht - wow - ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich bekomme plötzlich harmonisches Breakup bei geringeren Lautstärken, die vorher undenkbar waren. Der Amp klingt deutlich "jangliger" (vermutlich auch ein Verdienst der JJ-Röhren). Auf einmal strotzt der Sound auch auf niedrigen Pegeln nur so vor Wärme und Chime und es klingelt herrlich mit meiner Strat. Erstes Fazit: Genial - ich muss so schnell wie möglich in den Proberaum!
Im Proberaum: Auseinandersetzen mit dem Power-Scaling:
Der Amp hat durch die Power-Scaling Modifikation einen neuen Regler auf der Rückseite bekommen (siehe Bild). Dieser Regler skaliert ausschließlich die Output-Sektion (stufenlos).
Auf den ersten Blick könnte man denken: "naja, ein weiterer Regler mehr..".
Auf den zweiten Blick merkt man aber, dass die soundtechnischen Möglichkeiten durch diesen Regler sehr komplex steigen. Der Sound kann durch das sensible Zusammenspiel zwischen Master und Power-Regler von Grund auf neu justiert werden. Dreht man den Power-Regler komplett auf, verhält sich der Amp genau so, als wäre er nicht modifiziert. Dreht man den Power-Regler runter, verringert das die Leistung der Endstufe (wenn ich das richtig sehe) und der Sound kann auch bei kleinen Lautstärken drücken, klingeln, schimmern.. wie auch immer - es klingt gut. Man bekommt sehr gute Ergebnisse, wenn Master und Power nicht zu weit voneinander entfernt eingestellt werden. Es macht soundtechnisch z.B. weniger Sinn, den Master komplett aufzureißen, und den Power-Regler ganz niedrig einzustellen (nichtsdestotrotz ist das möglich, ohne den Amp zu beschädigen). Es dauert aber auch nicht lange, bis man ein gutes Gefühl dafür bekommt, wie man die beiden Regler aufeinander abstimmen kann um bestimmte Sounds zu erreichen. In der Praxis bietet sich also die Möglichkeit, absolut stufenlos den persönlichen Sweet-Spot einzustellen.
Damit ergeben sich also zwei entscheidende Vorteile: Erstens die Möglichkeit, den Sweet-Spot einzustellen (das geht sonst in dieser Form einfach nicht) und zweitens: das Ganze bei beliebigen Lautstärken. D.h. man stellt grob die Lautstärke mit dem Master ein und regelt dann mit Power den Sweet-Spot nach. Das Ganze funktioniert super - selbst noch bei Zimmerlautstärke. Klar schieben die Lautsprecher hier nicht so viel Luft, dennoch klingt es deutlich besser, als ohne das Power-Scaling. Der Sound mit dem Weber Attenuator, den ich davor im Einsatz hatte, klingt fast schon leblos im direkten Vergleich. Im Übrigen schont diese Modifikation auch noch die Röhren (zumindest die Endstufenröhren).
Praktischerweise hatten wir diesen Sa. auch gleich einen Gig. Setup: AC30 wurde per Mikro abgenommen und per Amp-Stand schräggestellt (damit man sich selbst gut hört). Da man ja gerade wenn der Amp abgenommen wird, einen etwas leiseren Sound fahren muss, kann auch hier das Power-Scaling seine Stärken zeigen. Den Master hatte ich bei etwa 10 Uhr. Diese Einstellung ist ja noch "relativ" niedrig, durch das Scaling bekommt man hier aber einen sehr schönen Sound.
Fazit:
Insgesamt bringt die Mod einen besseren Sound in absolut flexiblen Lautstärken und bietet die Möglichkeit, den individuellen Sweetspot sehr fein zu justieren. Außer dem Preis (ich habe 265 EUR bei Ed bezahlt) gibt es keine Nachteile. In einem großen Ami-Forum (Vintage Amps Board) wird das Scaling als "No-Brainer" bezeichnet, also dass man nicht lange über das Wen und Aber nachdenken braucht. Das sehe ich mittlerweile genauso und kann die Mod nur wärmstens empfehlen. Der Erfahrungsbericht liest sich vielleicht etwas euphorisch… naja, was soll ich sagen.. Klar bin ich noch in der "Honeymoon-Phase", aber es ich auch kein Hexenwerk. Es funktioniert einfach sehr rund. Ich hatte im Vorfeld hohe Erwartungen an das Scaling und kann guten Gewissens behaupten, dass diese mehr als erfüllt wurden.
Gruß