Ich schlage in die gleiche Kerbe wie
@antipasti.
1992 im April kreuzte die Gitarre in meinem Kosmos auf (davor hatte ich seit 1984 Klavierunterricht, will heißen eine gewisse musische Prägung war vorhanden). Audidaktisch ging ich mit dem Gitarrenlernbuch, samt Kassette, vor und lernte dadurch zumindest die klassischen Akkorde zu greifen (außer Barreé). Einige Monate später hatte ich einen Gitarrenlehrer (der mich dann die letzte Phase seiner Oberstufe vor dem Abi und die 15 Monate seines Zivildienstes einmal pro Woche unterrichte - damit komme ich auf etwa 24 Monate Gitarrenunterricht). Grundsätzlich fragte er mich, was ich spielen können will. Grunge war ganz angesagt, also Nirvana, Pearl Jam, Alice In Chains. Rage Against The Machine, auch Guns ´n´ Roses. Er streute auch manchmal sehr forderndes ein wie The Police oder Sting (will heißen, Akkorde mit großer Fingerspreizung) - oder Michael Hedges mit seinen speziellen Stimmungen.
Schon ziemlich zu Beginn des Unterrichts fragte mich ein Klassenkamerad, ob ich ihn nicht in seiner lokal etablierten, also Auftritte absolvierenden, Death Metal Band ablösen wolle, er habe mehr gefallen an Blues gefunden (und spielte mit meinem Gitarrenlehrer in einer Band). Also ging es dann parallel an das Üben des Repertoires sowie Arrangieren neuer, eigener Nummern. Das ein oder andere Solo entwickelte mein Gitarrenlehrer mit mir.
Sein Credo war es, ein Verständnis für das Griffbrett zu haben, wo überall die selbe Tonhöhe anzutreffen ist und nicht dogmatisch einer Tabulatur oder einem Notenbild zu folgen bzgl. des Fingersatzes, weil der gleiche Klang womöglich an anderer Stelle gegriffen, deutlich ergonomischer gespielt werden kann.
Die ich daneben noch viel auf dem MTB die Natur unsicher machte, machte sich das Ganze im Notenbild in der Schule manifest, aber nicht, dass eine Versetzung ausweglos gefährdet wäre. Dennoch überzeugte der Klassenlehrer meine Eltern, mich nicht versetzen zu lassen.
Dass es einfacher ist, als Jugendlicher etwas zu lernen, hinterfrage ich. Als Jugendlicher reflektiert man vielleicht nicht in dem Maße und setzt sich unter Druck. Zu damaliger Zeit gab es zudem nicht das Internet, bei dem man die Welt um Rat fragen kann, sondern man hat es in seiner unmittelbaren Peer verhandelt oder selbst probiert.
Du bist nun Opfer Deines eigenen Erwartungsmanagements als Erwachsener.
Chapeau, wenn Du zwei Stunden täglich üben kannst. Das liest sich wie bei den eigenen Gitarrenhelden, die sich in ihr Kinderzimmer einschlossen und die Fingerkuppen blutig spielten. Habe ich etwas in meiner Praxis falsch gemacht, weil meine Fingerkuppen so gut wie gar nicht verhornt sind.
Kein Vortrag ohne Zitat: "
Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit." (Kurt von Hammerstein-Equord).
Das bedeutet, dass Du einfach lässiger sein musst mit Dir. Zweistündiges Üben sagt nichts aus, ob Du das Richtige richtig übst, sondern es beschreibt lediglich den Rahmen. Vielleicht ist es eher ratsam, eine Viertelstunde auf etwas die volle Aufmerksamt zu legen und dann noch eine halbe Stunde "freie Jagd" zu machen, will heißen, das zuvor gelernte hier und da zu wiederholen, aber ansonsten kreativ das Griffbrett zu erkunden.
Dass ein Gitarrenlehrer einem Schüler auch außerhalb der eigenen Vorstellungen Dinge beibringt, ist richtig, denn ein erweiterter Horizont ist wie der Besitz einer Karte, mit der man überall hinkommen kann.
Ohne meinen Gitarrenlehrer hätte ich in der Metal Band nur stumpf Stakkatopowerchords geschrubbt (wie Nightwish
in einem etwas anderen Metal Genre), dadurch kamen Arpeggios zu Einsatz oder andere Varianten. Der andere Gitarrist bezeichnete mich daher immer als Mucker.
Kurzum: Lass Lässigkeit in Dein Gitarristenleben, reflektiere nicht, was man nach zwei Jahren vielleicht können muss.