Jetzt hab ich gestern nicht mehr zu Ende getippselt, stelle es aber trotzdem rein auch wenn es teilweise die Dopplung von
@LoboMix Posting ist, aber von 2 Seiten betrachtet sieht man bekanntlich mehr:
Musik ist letztendlich Schall und Schall(-wellen) sind ein physikalisches Phänomen, das natürlich gewissen physikalischen Regeln und Gesetzmäßigkeiten unterliegt und das kann man natürlich sehr technisch und abstrakt betrachten.
Das ist aber eben die physikalische Komponente- und die ist vor allem interessant für Techniker und Forscher, nicht für Musiker (im Sinne von jemanden, der aktiv ein Instrument spielt bzw. singt oder sich Musik ausdenkt).
Also einerseits sowas wie Instrumentenbauer, aber auch Raumakustiker, Tontechniker, ..... aber auch Sachen, die Musik überhaupt nichts zu tun haben, jemand, der Ultraschallgeräte für medizinische Untersuchungen baut braucht diese physikalische Grundlagen genauso - für diese Menschen ist es in der Tat nicht nur interessant, warum Schall sich wie verhält bzw. wie man ihn genau erzeugt, sondern die brauchen das eben wie der Fleischer ein Messer.
Da darf man ja nicht den Fehler machen, zu glauben dass da für Musik irgendeine tiefere Erkenntnis verborgen ist. Ähnlich wäre es, wenn sich ein Maler mit den Gesetzen der Reflexion und Lichtbrechung beschäftigen würde, die ja schlussendlich auch sehr maßgeblich daran beteiligt sind, wie seine Werke beim Betrachter ankommen. Aber wird er dadurch bessere Bilder malen (oder überhaupt irgendwie anders malen?) oder irgendwie seine historischen Vorbilder besser verstehen? Eher nicht, er wird nach wie vor eher besser malen, wenn er verschiedenes ausprobiert, Vorbildern nacheifert, Erfahrungen sammelt und sich auf die Materialien und Techniken fokussiert, die ihm subjektiv das beste Ergebnis liefert - ob er das sich oder anderen dann theoretisch erklären kann ist eher zweitrangig, schön aussehen muss es. Genauso wie für den Musiker der primäre Maßstab ist, dass es gut klingt, warum es gut klingt (also in dem Sinne, es abstrakt und logisch erklären zu können) ist eigentlich total nebensächlich.
Und dann gibt es eben die Obertonreihe, das ist auch noch ein physikalisch klar beschreibbares Phänomen und auf fast jedem Instrument in irgendeiner Form hörbar zu machen, entweder durch halbieren/dritteln/vierteln/.... einer schwingenden Saite oder dem Überblasen bei Blasinstrumenten. Falls dir das kein Begriff ist--> darüber braucht man nicht diskutieren, ob und wie relevant das ist, diese Obertonreihe klingt automatisch immer mit, wenn ein Ton erzeugt wird.
Wie schon angemerkt wurde, kann man aber nicht einfach alles davon ableiten, weil nach den ersten 3. Obertönen es für unsere Hörgewohnheiten meist schräg wird -
obwohl alle Obertöne immer schwächer werdend etwa bei einer schwingenden Gitarrensaite zusammen klingen (solange man eben nicht mit einer speziellen Spieltechnik gezielt nur eine dieser Schwingungen zulässt) und sich das vollkommen normal anhört. Auch, wenn man einen Mollakkord spielt schwingt im Obertonspektrum des Grundtons als 4. Oberton eine etwas verstimmte große Terz mit.
Man hat auch durchaus mit nur der Obertonreihe schon Musik gemacht, die ersten Vorläufer der modernen Blasinstrumente etwa konnten nämlich nur diese Töne erzeugen- wobei man da aber auch wieder sagen muss, dass man bei Blasinstrumenten vor allem bei höheren Tönen gar nicht so wenig Tonhöhe direkt am Ansatz noch variieren kann und auch die Trompeter des Mittelalters wohl intuitiv den Ton nach oben oder unten gezogen werden haben, wenn sich das für sie stimmiger angehört hat.
Alleine damit negiert sich schon die Sinnhaftigkeit der Idee, man könne Musik einfach in exakten mathematische Formeln oder so fassen - sogar wenn man einfach nur ein Rohr ohne Löcher und Ventile nimmt, das eben nur die Naturtonreihe ausspucken kann, für den Physiker ist damit eigentlich alles gesagt, der Musiker spielt dann eben den 4. Oberton und macht ihn ggf. ein bisschen höher oder tiefer oder auch nicht, eben je nachdem, was sich für ihn besser anhört.
Da eine Naturtonreihe dann ja doch ein bisschen mager ist zum musizieren haben sich dann über Jahrhunderte diverseste Menschen herumgeschlagen, unser modernes wohltemperiertes Stimmungssystem, wo es sich ausgeht, dass man in allen Tonarten und zu allen Akkorden etwa die Taste C#/Db eines Klaviers eben sowohl als C# oder Db verwenden kann und dieser Ton sowohl Grundton, Sekunde, Terz, ..... der jeweiligen Harmonie sein kann und sich in keiner dieser Rollen verstimmt anhört ist eigentlich das genaue Gegenteil mathematischer Exaktheit, sondern hinten und vorne ein bisschen zurechtgerundet, eben genau damit sich das ausgeht, auf die historische Entwicklung hat ja auch schon
@LoboMix am Ende seines Beitrags verwiesen.
Wobei wiederum Sänger und Instrumente, die es zulassen (Streicher, Posaune,.. alles was Töne "stufenlos" verschieben kann) Töne wie C# und Db sehr wohl bis heute unterschiedlich intonieren. Da sind wir wieder beim Sprachvergleich: Auch nur Muttersprachler, sogar desselben Dialekts sprechen ja nicht nach irgendwelchen abstrakten Regeln exakt gleich, Bayern, Wiener, Schwaben,..... erkennen ja idR. einander am Dialekt, da akzeptiert auch jedes Ohr gar nicht so wenig an individuellen Schwankungen bevor irgendeine Gehirnwindung umschaltet auf "Der/Die tut nur so, ist aber wohl gar kein Bayer".
Also haben wir die Oktave eigentlich wirklich durch 12 geteilt, wenn wir nach wie vor Instrumente und Sänger mögen, die provokativ ausgedrückt 21 verschiedene Töne spielen (jetzt mal gedacht in 7 Stammtöne + je eine Alternation nach oben und nach unten)?
Ich kenne auch Berichte von verstimmten Klavieren, wo der Inhaber erst nachdem der Klavierstimmer da war realisiert hat, wie verstimmt das Ding eigentlich wirklich war, weil er sich ja step by step daran gewöhnen konnte und wer sich selbst aufnimmt kennt ja auch dieses dämliche Gefühl, wenn man sich nach einer längeren Session seine Ergüsse vom Vortag anhört und sich dann denkt "Verdammt, ich meinte da war durchaus Gutes dabei...."; genug Wiederholungen und irgendwann macht irgendeine Schaltung im Gehörzentrum offenbar "Ah, so muss das, alles klar", das sieht mit einem Tag Abstand oder eben nachdem der Klavierstimmer da war dann aber sehr schnell wieder ganz anders aus.
Also Hörgewohnheiten logisch zu fassen ist unmöglich. Die verändern sich im kleineren Maßstab schon subjektiv andauernd (man "lernt" ja auch als Hörer sozusagen ein Leben lang) und in größerem Maßstab historisch erst recht, wir haben uns heute an Sache gewöhnt, ja erwarten sie sogar, die früher undenkbar waren und ich denke da gerade noch sehr, sehr westlich, dass es eben noch ein paar Milliarden andere Menschen gibt, die auf ganz andere musikalische Systeme bzw. Traditionen geprägt sind, die sich für uns beim ersten mal hinhören schnell wie ein Zusammenspiel verstimmter Instrumente anhören zeigt ja auch: Es gibt da keine einfache Aussage- und vor allem keine allgemein gültige und erst recht keine, die längeren zeitlichen Bestand haben könnte.
Man darf auch folgenden Fehler nicht machen:
Zum einen wählte man bestimmte dieser Töne aus und stellte daraus Tonarten her
NEIN!
Irgendwelche Musiktheoretiker haben irgendwann mal Musik analysiert und sind draufgekommen, dass man da bestimmte Muster erkennen kann und Musiktheorie ist ja eben genau das: Man nehme die Stücke einer Epoche/Stilistik und suche nach abstrakt benennbaren Zusammenhängen und Erklärungen, warum das Funktioniert bzw. was denn sozusagen die "gemeinsamen Nenner" sind. Das geht nur in diese eine Richtung, aber umgekehrt, kein Mensch schreibt so Musik, indem er diese Theorien wieder rückwärts in Musik umwandelt. Das wäre, wie wenn ein Autor ausgerechnet das Grammatikbuch als Inspirationsquelle für einen Roman hernehmen würde.
Und nur in diesem "musikalischen Grammatikbuch" zu lesen und sich daraus was zusammenzureimen ist halt nicht unbedingt die sinnvollste Idee:
Was aber wenn wir nicht von dieser Konsonanz ausgehen sondern zum Beispiel die Terz oder gar denn Tritonus nutzen um solch eine Ton Art zu bilden.
Die Terz ist in der Dur-Moll Harmonik keine Option, die man mal nehmen kann und mal nicht, sondern ist ungefähr so wichtig, wie ob ein Neugeborenes einen Schniedel hat oder nicht. Beides schön, definiert aber immerhin das Geschlecht- und schon im deutlich restriktiveren Mittelalter galt die Terz schon als (schwaches) konsonantes Intervall. In unserem modernen Hörempfinden ist die Terz so wichtig, dass wir sie quasi sogar still dazu ergänzen, wenn sie fehlt, davon kann jeder ein Liedchen singen, der bei einer Begleitung aus nur (terzlosen) Powerchords gemeint hat, die sind ja geschlechtslos, ist ja egal ob ich eine große oder kleine Terz dazu spiele.
Da du zu dem Thema ja offenbar >diskutieren< willst, ohne das als Vorwurf zu meinen, aber ich meine bei dir einen durchaus ausgeprägten Dunning-Kruger Effekt zu vernehmen, zum Diskutieren fehlt dir wohl (noch) auf sehr weiten Strecken sehr viel an Grundlagen und ich will dir ehrlich nahe legen, alle möglichen Schlüsse, die du bis jetzt gezogen hast im Zweifel mal eher als besser als über Bord zu werfende Fehlannahmen oder Missverständnisse zu behandeln.
LG