Ich muss also meine Grundannahme dahin gehend ändern, dass auch Musik einer Botschaft zum ihrem bestehen braucht.
Das war nicht meine Aussage. Musik ist Selbstausdruck und sofern sie gehört wird, übermittelt sie etwas, teilt etwas mit - aber das Übermittelte oder Mit-Geteilte auf eine Botschaft zu reduzieren, wäre viel zu funktional und zu eindimensional. Wobei ich unter Botschaft eine recht klar umrissene Aufforderung meine, einen konkreten Inhalt etc.
Während normale Sprache eher sachlich ist.
Das ist auch nicht meine Aussage und zudem nicht Stand der Wissenschaft. Sprache hat vier von einander unterscheidbare Ebenen oder Botschaften (google mal unter 4 Ohren-Modell, z.B. hier
https://studyflix.de/biologie/4-ohren-modell-2696). Du hebst nur auf die Sachebene ab. Die ist in der Sprache eindeutig vorhanden und unterscheidet sie von der Musik. Aber Sprache hat noch weitere Ebenen oder Botschaften, zum Beispiel drückt sie Gefühle und Beziehungen aus. Das wichtige ist, dass ständig alle vier Ebenen vorhanden sind und transportiert werden. Auf diesen Ebenen hat sie viel mit der Musik gemein.
Körpersprache, Sprache und Musik sind Formen der Kommunikation. Sie haben etwas Gemeinsames und sie unterscheiden sich jeweils von einander.
Musik analog Sprache digital
Das ist eine Zuordnung, die aus meiner Sicht kaum Bestand haben dürfte. Zum einen bezeichnen die Begriffe "analog" und "digital" etwas, das sowohl in Musik als auch in Sprache vorkommen kann, denn "analog" und "digital" bezeichnen Formen, in denen Kommunikation stattfinden kann. Stehen wir uns gegenüber und machen wir gemeinsam Musik oder ich mache Musik und Du hörst zu oder wir sprechen miteinander oder ich lese vor und Du hörst zu, bewegen wir uns in einer analogen Form der Kommunikation. Nutzen wir dabei digitale Techniken, beispielsweise ein online-jam, ein digitales Hörbuch oder ähnliches, bewegen wir uns in der digitalen Welt. Zum anderen sind die Begriffe nicht trennscharf. Ein Röhrenradio beispielsweise wäre nach gängiger Definition nicht digital, würde sich real aber in Bezug auf Sender und Empfänger im Kommunikationsgeschehen davon unterscheiden, ob das nun mittels eines digitalen oder eines analogen Radios stattfinden würde.
Auch scheint es so zu sein, dass Musik sich durch ihr Erleben verbreitet . Hier meine ich nicht so sehr das ein Lied sich als einzelnes durch Nachahmung verbreitet, sondern, dass sich auch die Grundlagen dieser Musik so vermittelt. Es scheint nicht so sehr eine logische Folgerung zu sein die zur Musik geführt hat. Sondern es war eher ein TRy and Error Vorgehen welches durch Evolution zur Ausgestaltung der Musik führte. Die logische Begründung ist eher der Versuch etwas zu verstehen, was es schon gibt und sich als richtig erwiesen hat.
Das ist bei der Sprache auch so. Am Anfang der Sprache stand keine Bundesbildungskommission, genauso wenig wie am Anfang der Musik ein Kompositionskolloqium stand.
Beides ist über mehrere zehntausend Jahre menschlicher Entwicklung gereift in einem vorwiegend praktischen Prozess.
Zur minimal Musik. Ja in dem was ich von der minimal Musik weis und was ich darunter verstehe, ist Minimal Musik eine Musik die aufs äußerste reduziert ist. Im Grunde genommen verstehe ich darunter eine Musik die frei von äußeren Einflüssen ist.
Ich gehe mit bei "äußerster Reduzierung". Ich gehe nicht mit bei "frei von äußeren Einflüssen". Keine Musik dieser Welt ist frei von äußeren Einflüssen. Noch nicht mal die von Computern - denn die greifen auf Musik zurück, die schon existiert.
Eine solche Musik entsteht zum Beispiel wenn Computer Musik machen.
Das stimmt nicht. Computer sind zum einen von Menschen gemacht, weshalb sie keinesfalls "frei von Einflüssen" sind. Zum zweiten beziehen sie sich auf spezifische Programm und Module, um überhaupt Musik machen zu können - und diese Programme und Module gehen von der Musik aus, die bisher entstanden ist. Und sofern KI oder AI gemeint ist, beziehen sich diese auf bestehende Musik, weil das zu den Lernprogrammen von ihnen gehört.
Ich finde Deinen Wissensdrang beeindruckend sowie Deine Fähigkeit, Annahmen zu überprüfen und gegebenenfalls über Bord zu werfen. Gleichwohl handelt es sich um Themengebiete (Sprache, Musik, Kommunikation, KI, Kultur, Geschichte etc.), die durchaus komplex sind und sozusagen kaum aus dem Stand heraus zu bewältigen sind, indem man sich ausschließlich im Dialog mit Menschen in einem Forum Schritt für Schritt von Annahme zu Annahme hangelt. Die Freude und das Interesse, über die großen Themen zu diskutieren, ist verlockend, kollidiert aber gewissermaßen mit weiten Flächen wenig bekannter Landschaften, innerhalb derer man sich bewegt.
Gleichwohl - so lange es Dir und uns Spaß macht, können wir gerne weiter die Welt erkunden.
Wobei mich interessieren würde, ob Du einen praktischen Bezug zur Musik hast. Möglicherweise können wir einen Bereich sondieren, wo man erst mal von gesichertem Gebiet aus Schritte in die unbekannteren Gefilde unternimmt.
x-Riff