LoboMix
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Gemeint war nicht die Leistung und das Vermögen der Sinne an sich und für sich gesehen, sondern die Verteilung der Kapazitäten durch das Gehirn bei jeweils intensiverer Beanspruchung.Unter den realen musikalischen Bedingungen des motorisch überhaupt noch Machbaren liegen Sehsinn und Gehör im zeitlichen Auflösungsvermögen gar nicht so weit auseinander:
Ab ca. 16 Bildern/sec (das Minimaltelpo beim Zeichentrickfilm) verschmelzen Einzelbilder zum Bewegungseindruck, ab ca. 16 Anschlägen/sec (was mit 960 Anschlägen/min schon ein solides Virtuosentempo ist) ist die Identifikation der Tonreihenfolge nur noch in höheren Registern möglich (ab ca. 24 Tönen/sec verschwimmen Tonfolgen zu einer indifferenten Oszillation).
Unsere Sinne sind stets alle aktiv, wobei man die Augen schließen kann und dadurch dem Sehzentrum keine weiteren Informationen liefert in diesem Moment. Ansonsten sind alle Sinne erst mal immer aktiv, gerade auch die Propriorezeption, sonst könnten wir uns gar nicht bewegen. Gerade die Körperwahrnehmung findet aber zum größten Teil unbewusst statt und bindet dabei viele Reflexe ein und automatisierte Abläufe.
Aber gleichzeitig können nur Ausschnitte der Sinneseindrücke vertieft und schließlich bewusst wahrgenommen werden. Sobald einer der Sinne bevorzugt oder besonders intensiv genutzt wird, treten die anderen Sinne in der Wahrnehmung zurück.
Ein Beispiel ist das entspannte Autofahren. Dabei können wir sowohl das Straßengeschehen beobachten als auch einem Radiobeitrag interessiert lauschen, und dabei noch gleichzeitig das Fahrzeug bedienen.
Aber um dem Radiobeitrag wirklich zuhören zu können, müssen sowohl die Straßenbeobachtung als auch die Bedienung anspruchslos sein.
In dem Moment, wo etwas unvorhergesehenes passiert und wir sowohl extrem aufmerksam schauen müssen als auch in der Bedienung mehr gefordert sind, blendet das Gehirn das Radio aus, und zwar vollständig.
Wir werden nicht die geringste Erinnerung daran haben, was während diesem plötzlichen Moment im Radio gesagt oder gespielt wurde.
Umgekehrt werden wir keine detaillierten Erinnerungen an die Details der Fahrt, z.B. der Landschaft haben, wenn wir gebannt während der Fahrt dem Radio lauschen (was wirklich nur geht, wenn das Fahren uns nicht fordert). Motorisch fordert ein entspanntes "Cruisen" die Fahrer ohnehin nicht heraus.
Es ist auch oft zu beobachten, dass Menschen, die sehr intensiv einer Musik zuhören, die sie in den Bann schlägt, die Augen schließen. Umgekehrt kennt man es auch, dass man jemanden, der zu einem spricht, bittet, mal eben still zu sein, weil man sich auf etwas sehr konzentriert was man genau im Blick behalten möchte.
Das Gehirn verteilt seine Ressourcen immer sehr ökonomisch, denn es (ver)braucht sehr viel Energie. Und wenn sehr viel Energie verbraucht wurde, lässt die Konzentration nach, zum Teil sehr stark, und das Gehirn (bzw. die betroffenen Regionen) braucht eine Pause zum Regenerieren.
Nun brauchen wir Musiker neben dem Sehsinn (Noten lesen, das Dirigat verfolgen) vor allem das Gehör (selbstredend), für die Spielkontrolle aber die Eigenwahrnehmung und die Sensomotorik. Ein zu intensiver Einsatz des Sehsinns verringert die Leistungsfähigkeit der beiden anderen Sinne ebenso wie in den oben erwähnten Beispielen. Das intensive (aber vor allem richtige!) Üben steigert die Effizienz der Verarbeitung im Gehirn, und das (gute) Automatisieren der Bewegungen reduziert die Belastung für das Gehirn., aber wenn der Sehsinn sich zu sehr in die Aufgaben der Sensomotorik einmischt, dann hilft ihm das nicht nur nicht, sondern reduziert ihn.
Denn der Körper "weiß" immer über sich und seine Extremitäten Bescheid, also wo sich die Hände befinden, die Finger, und, und, und ...
Und das sehr umfassend, wenn auch eben nicht unbedingt bewusst. Und vor allem komplett ohne dass die Augen dazu helfen müssen.
Ich kann mir am rechten Ohr kratzen wenn ich gleichzeitig nach links schaue, kann jeder, kein Problem - denn der Körper weiß ganz genau, wo sein rechtes Ohr ist und dort die Stelle, die juckt und wie er ganz leicht und selbstverständlich den oder die Finger an diese Stelle bringen kann. Es ist genau dieser Sinn, der am meisten hilfreich ist bei der Entwicklung einer guten Instrumentalmotorik.
Das machen sich aber viele nicht oder nicht so recht bewusst, denn er ist so sehr alltäglich, und da macht ihn sich ohnehin keiner bewusst.
Hier möchte ich aus dem Blickwinkel meiner Instrumente Klarinette und Saxophon zumindest teilweise widersprechen, bzw. einem möglichen verallgemeinerten Verständnis deiner Aussage vorbeugen. Bei diesen Instrumenten hat praktische jede Tonleiter eine andere Zusammenstellung und Abfolge der Griffe, insbesondere der Klappengriffe. Die Tonleitern unterscheiden sich daher in ihrer motorischen Komplexität zum Teil erheblich voneinander. Daher sind sie ein wichtiger Übestoff bei diesen und vergleichbaren Instrumenten.Nicht wirklich, sofern man wenigstens das grundliegende Prinzip kennt. Ich möchte sogar noch weiter gehen und Skalenspiel grundsätzlich in Frage stellen, sofern es sich nicht um Passagenspiel handelt, was musikalisch aber etwas völlig anderes ist.
Orchestermusiker sind auch nicht selten mit reinem Skalen- und Dreiklangsspiel in ihrer Stimme konfrontiert. Da hilf es ungemein, wenn dies motorisch möglichst perfekt abrufbar ist.
Siehe meine Anmerkung oben. Für die Blasinstrumente gilt das hinsichtlich der motorischen Abläufe so nicht. Die schon erwähnten Orchestermusiker sind im übrigen sehr gut beraten, eine maximal flüssige Lesefähigkeit aller Vor- und Versetzungszeichen und ihrer schnell wechselnden Abfolgen zu trainieren, und das möglichst ad hoc. Denn die Orchesterpraxis lässt kaum bis nie monatelange Vorbereitungen auf das nächste Konzert zu.Wenn ich etwas in C-Dur kann, dann kann ich das doch auch in Cis-Dur
Gerade Sprünge sind die ´Paradedisziplin´ der Sensomotorik. Das oben beispielhaft erwähnte Kratzen am Ohr ist eine Bewegung im Raum, über die der Körper die volle Kontrolle hat. Der Unterschied zu einem angesprungenen Ton am Klavier ist nur, dass das Ziel der Bewegung am Körper ist und beim Klavier außerhalb. Aber das Prinzip der Beherrschung der Bewegung, der Kontrolle und der Ansteuerung des Ziels ist vom Grundsatz her gleich.Doch bei einem sprunghaften Akkordwechsel gelingt mir das nicht, auch wenn ich es gelegentlich trainiere. Was mich dann doch auf die Tasten zu gucken zwingt, sind die vielen Fehler bei den blinden Sprüngen, die sich die Hände merken und wiederholen den Fehler auch dann, wenn ich auf die Tasten schaue.
Ich könnte hier jetzt noch etwas über die sog. Anweisungsmotorik der Finger schreiben und wie sie der "Chef" oder die "Chefs" der Bewegung gerade beim Lagenwechsel sind oder sein sollten, das würde aber hier zu weit führen. Nur kurz sei erwähnt, dass den kleinen Fingern dabei eine wichtige und oft unterschätzte Rolle dabei zukommt.
Das kann das Gehör in der Tat nicht, da es nur das Ergebnis der falschen Bewegung, die nicht ihr Ziel getroffen hat, beurteilen kann. Es ist die gute Bewegungsvorstellung und das sensomotorische Spüren der Bewegung in Verbindung mit der Ton-/Klang-Vorstellung, welche die Finger zielgerichtet und - mit der entsprechenden Übung - sicher zum richtigen Ziel führt.Blind kann ich mit dem Gehör einen Fehler, den die Hand auch leider lernen wird, nur noch korrigieren, nicht aber vermeiden.
Dabei kann die Sensomotorik noch mehr leisten, weil sie im Ablauf der Bewegung noch Korrekturen vornehmen kann.
Denke nur an die nicht kleinen Distanzen, die z.B. Cellisten und Kontrabassisten - ganz ohne Bünde - bei Lagenwechseln zu überwinden haben, wobei sie auf Zehntel-Millimeter genau treffen müssen für die korrekte Intonation.
Mache mal Sprungübungen mit dem kleinen Finger über z.B. eine Okatve - ohne hin zu schauen, am besten mit geschlossen Augen. Wenn du zu kurz gesprungen bist, etwa nur die Septime getroffen hast, gehst du wieder zurück zum Ausgangston und machst den Sprung nochmal, stellst dir aber diesmal den Abstand entsprechend größer vor - und natürlich umgekehrt, wenn du zu weit gesprungen warst, etwa zur None usw.Über eine solche Übung (Sprünge automatisieren, bis sie blind funktionieren) habe ich auch schon nachgedacht, ich weiß jedoch nicht, wie groß die Erfolgsaussichten sind. Und es wären sehr viele Sprünge.
Geduld ist nötig, aber diese Übung ist wirklich effektiv.
Nebenbei sei erwähnt, dass die Haltung am Instrument selbstverständlich disponiert-spannkräftig sein soll. Wer sitzt wie ein schlaffer Sack wird meistens zu kleine Sprünge machen, der überspannte meist zu große.
Und an die Übung des "aus-der-Taste-Kommens" aus dem anderen Thread möchte ich dich, @MusikBert darüber hinaus erinnern als Modell für das Starten des kleinen Fingers bei der Sprungübung.
Spiele einfach, variiere, lasse die Finger auch gerne mal ´in die Irre´ laufen, denke nicht an falsch und richtig, darum geht es bei dem freien Spiel nicht, sondern darum, wie deine Ohren dein Spiel und die entstehenden Klänge empfinden. Verwahre, was dir besser gefällt, das wird eine Entwicklung in Gang setzen.Wenn ich einfach so ins Leere die Tasten anschlage, die Finger machen lasse, was sie finden, spielen sie etntweder gar nichts, oder sie rutschen in eine bekannte Melodie rein; es folgt jedoch keine gestalterische Entwicklung, es bleibt auf einem sehr primitiven Niveau
Besonders Technik, schwere Stellen, Skalen aller Art sind ein sehr schönes Feld für den freien, improvisierenden Umgang damit - als kreative Übetechnik. Also rhythmische Varianten, Ändern der Richtung eines Laufs und was dir alles einfällt, es ist meistens sehr viel möglich.
"Befreiung" will ich hier in die Runde werfen, vielleicht dazu eine Prise (konstruktive) Anarchie. Mangelnde Disziplin scheint mir jedenfalls nicht dein Problem zu sein.