Nunja, es ist so: Schlechtes Equipment macht noch keinen schlechten Gitarristen. Ich kenne Leute, die mit nem Boss ME-20, ner Epiphone und nem Frontman zuhause sitzen und mich in Grund und Boden spielen würden was Technik und Improvisation angeht. Andersrum gilt es natürlich genauso.
Sprich: Kostenpunkt des Equipments und eigenes Spielvermögen bzw. generierter Sound stehen in absolut keiner Relation. Gitarren und Amps, die einen wirklich an der Entfaltung des eigenen Spielvermögens hindern, findet man mutmaßlich nur noch im absoluten Billig-Sektor.
Ich hatte letztes Wochenende erst wieder das Vergnügen, jemandem auf nem Dorffest zuzuschauen der mit ner PRS CE, nem SLO100 und ner ENGL4x12 auftrat und den ganzen Abend nen furchtbar quäkig undefinierten Crunchsound fuhr...MIT NEM SLO
.
Eine Woche früher das Gegenteil: eine Hochzeitsband die auch geiles rockiges Zeug gespielt hat. "Even Flow", "Paradise City", "Fuel" und so'n Kram. Richtig fetter Sound. Equipment was ich erkennen konnte: Ne MIM HSS-Strat und ein Line 6 Spider Valve
. Soviel dazu.
Für mich war es auch eher ein Hindernis als ein Weg zu "Prestige", mich in den Sound eines Amps verguckt zu haben, für den als Neuware blödsinnige Preise aufgerufen werden. Ich sehe das allerdings insofern locker, als dass Musik mit Abstand das Hobby ist, in das ich am meisten Zeit investiere. Zudem schraub ich sowohl an Gitarren als auch Amps gerne rum, jede Neuanschaffung (und jeder später folgende Wiederverkauf mancher Sachen
) hat mich auch was das Wissen über Hardware/Amp-Technik etc. angeht weitergebracht. Das Ende vom Lied ist, dass ich kaum "Plug'n Play"-Equipment besitze...bis auf einen Maxon OD808 und nen Boss-Tuner hab ich kein einziges nicht in Eigenregie gebautes Pedal
...fand ich irgendwie nie so spannend.
Man bekommt aber dennoch nicht automatisch einen objektiv besseren Sound durch teureres Equipment. Gerade z.B. der Rectifier - mein Amp - hat eine ganz eigenartige Dynamik, die man mögen muss und die dazu passen muss, was man musikalisch ausdrücken möchte bzw. wie man klingen will. Dieser Hang zum "aufgebläht" klingen gefällt nicht jedem, aber wenn man (wie ich) damit klarkommt und gerne rumexperimentiert kommt man mit dem Amp durchaus dahin wo man hin will. Für Publikum, Bandmitglieder etc. klinge ich mittlerweile vermutlich annähernd gleich zu den vorherigen Amps, allerdings "repräsentiert" mein aktuelles Rig den Sound den ich mir vorstelle besser. Und wenn's Spaß macht und man gerne performed kriegt das mitunter sogar das Publikum mit.
Ich denke, wenn man mit Hingabe bei der Sache ist und sich von Equipment keine Wunder verspricht, ist der Preis quasi egal - solange man sich nicht in eine prekäre Finanzsituation begibt oder den Hausfrieden damit zunichte macht
. Das ist das per se friedliche Hobby "Musik" nämlich idR nicht wert.