In Indonesien gibt es zwei Riesen, die für andere Firmen als OEM-Hersteller Gitarren bauen.
Einmal ist das Cort (bzw. Cor-tek) und Samick.
Also ursprünglich koreanische Hersteller, die aufgrund des Kostendrucks nun sehr viel im
Niedriglohnland Indonesien in neu eröffneten Fabriken bauen.
Bisher habe ich mit den Gitarren von dort auch gute Erfahrung gemacht.
Ich würde aber nicht so weit gehen zu sagen, dass Indonesien qualitativ klar über China steht, weil
diese Frage wieder am Kern der Sache vorbei geht:
Die indonesischen Squiers sind nicht so gut wie die Indonesier es wollen, sondern so gut wie Fender
es von ihnen verlangt.
Auch von dort wird es deshalb keine Wundergitarre geben, die die Mexiko- oder gar die USA-Fenders
in den Schatten stellt.
Als Beispiel:
Als Fender sich Mitte der 80er von CBS löste und ab Ende 1986 mit einer ganz neuen American Standard Stratocaster und allgemein erhöhten Ansprüchen auf den Markt kam, wurde die Qualität der japanischen Fender Gitarren bewusst herabgesetzt, damit sie Fender USA nicht das Geschäft bzw. den Neustart vermiesten.
Die ganzen legendären japanischen Serien stammen aus der Zeit von vor 1985, danach wurden dort erstmal nur Mittelklasse Gitarren (vergleichbar mit den heutigen Mexikanern) gebaut.
Gleichzeitig wurde auch Squier herabgestuft und die Produktion von Japan nach Korea verlagert (China baute damals noch keine Gitarren).
Diese Einteilung (USA-Japan-Korea) gilt praktisch bis heute, nur dass Mexiko an Japans Stelle getreten ist und China an die von Korea (also USA-Mexiko-China).
Die Erkenntnis daraus ist, dass es seit knapp dreißig Jahren eine strikte und von Fender bewusst so gewollte, qualitative Einteilung gibt - ohne Ausreißer nach oben.
Aber: Der Unterschied zu früher ist, dass aufgrund gestiegener Produktionsstandards (und der Konkurrenz durch andere Hersteller) selbst die billigste Squier heutzutage ein qualitativ akzeptables Instrument ist.
In den mittleren 90ern hat die Yamaha Pacifica den damaligen Squiers das Fürchten gelehrt - deshalb gibt es heute keine Billigbretter mit Schichtholzkorpus und pfeifenden Pickups mehr.
Klar, das Fender aufpasst und dafür sorgt, dass die Konkurrenz aus dem eigenen Haus nicht zu sehr in den Territorien wildert, die von der Stammarke besetzt sind. Aber Fender wird in den 90ern auch so langsam gemerkt haben, dass sie nicht beliebig mit den Qualitätsabstufungen spielen können.
Die Yamaha Pacifica war damals sicher ein Faktor. Viel Gitarre für relativ wenig Geld, wo man sogar mal einen damals eher verpöhnten Blindkauf wagen konnte. Preislich standen sie aber damals nicht in Konkurrenz zu den Squier-Gitarren aus den "Billiglohnländern", sondern zu den Einstiegsmodellen aus Mexiko (Fender Squier Series). Eine Fender Squier Series Stratocaster hat Ende 1995 so ca. 600DM gekostet, die Pacifica 312H (HSS-Setup, Goldhardware, Pearloid-Pickguard, Goldhardware und satinierter Hals...) war nur ein paar Mark teurer (ca. 610DM). Ich kenne die Preise der ganz billigen Squiers nicht mehr, meine aber, dass das schon bei irgendetwas mit 200DM losging. Neben Yamaha gab es aber auch noch ein paar andere Marken, die damals schon für wenig Geld ordentliche Gitarren angeboten haben (Fenix...).
Mittlerweile hat Fender bzw. Squier aber Konkurrenz von unten bekommen. Man muss sich nur mal ansehen, was Thomann aus seiner Harley Benton-Hausmarke gemacht hat. Früher wurden die Hausmarken fast ausschließlich von Anfängern mit geringem Budget oder besorgten Eltern gekauft, die Angst hatten, zu viel Geld für ein nur kurz ausgeübtes Hobby zu opfern. Selbst erfahrene Gitarristen, die jeden Taler zweimal umdrehen müssen, haben dann doch eher zu gebrauchter "Markenware" gegriffen und wenn es "nur" Squier war. Qualitativ waren und sind das oft auch heute noch keine Gitarren, die G.A.S. auslösen.
Ich habe leider keine persönlichen Erfahrungen, aber wenn man hier im Forum mal etwas genauer mitliest, dann fällt auf, dass unter dem Harley Benton-Label seit 2-3 Jahren durchaus Gitarren dabei sind, die solide verarbeitet sind (natürlich mit Ausreißern und Überraschungen) und ab Werk schon ordentlich klingen. Anstatt irgendwelchen OEM-Pickups gibt es welche von Wilkinson und die Modelpalette ist wirklich weitreichend. Anstatt einer billigen Strat- und Les Paul-Kopie gibt es Kopien aller möglicher Formen und Modelle (PRS, Cabronita Tele, Explorer, Flying V, SG, Semi-Hollow, Mustang, Thinline Telecaster, ESP Eclipse, ESP Horizon, BC Rich Warlock usw.). Sogar exotische Modelle, die man teilweise auch nur selten bei den "Markenherstellern" findet sind dabei. Z.B. eine Kopie der Hohner The Prinz, Doubleneck SG, Resonator Gitarre oder der Brian May Red Special.
Das verleitet selbst neugierigen Gitarristen, die schon ein paar teure Pferde im Stall haben mal zu dem Spontankauf einer Hausmarke. Einfach schon, weil man so mal etwas exotisches testen kann.
Wenn bei solchen Hausmarken schon die Qualität und das Angebot steigt, kann Fender sich auch nicht zu sehr auf ihrem Ruf ausruhen. Oft ist es ja so, dass einer Marke schon einmal ein paar Fehler verziehen werden, da man ja schließlich auch das Decal mitbezahlt, samt Mojo. Ohne jetzt eine Diskussion loszutreten, aber ganz oft ist das bei Gibson so. Da ist das etwas überlackierte Binding dann gar nicht mehr so schlimm. Ist halt so, aber nur eine Gibson klingt wie eine Gibson
. Würde das z.B. bei einer FGN passieren, wären die kritischen Stimmen schon lauter.
Die "Scham", eine Gitarre ohne Mojo zu kaufen scheint auch immer geringer zu werden. Wenn Fender also nicht möchte, dass Squier zu sehr von der direkten Konkurrenz abgehängt wird, dann müssen sie qualitativ schon in etwa gleichwertig sein. Dadurch werden die Abstände zu den teureren Produktionsstandorten auch immer geringer. Man kann natürlich auch durch Features, Lackierungen usw. noch eine Menge regeln und wählerischen Kunden die Vorteile der Stammmarke schmackhaft machen.
Unterschiede werden immer zwischen den Serien herrschen. Eine China-Strat wird immer so positioniert, dass sie eine US-Strat nicht in Grund und Boden spielen kann, aber die Abstände werden kleiner.