Wie findet ihr übertriebene "Eigeninterpretationen"

@ Foxx: Klar ist die Terz bei den Powerchords nicht vorhanden, aber dass der Song in Dur ist, ergibt sich hierbei durch die Gesangs-Melodie.

Das "Toxic"-Cover finde ich jetzt eher schon fast etwas humorvoll, und das kann ja auch ganz lustig sein. Wuerde ich es live irgendwo hoeren, faende ich das sicher auch ganz unterhaltsam. Ich mag es halt nur nicht, wenn die Leute, die solche Covers machen, sich selbst irgendwie zu wichtig nehmen.

@ Ben: An der Musik oder am Text?
 
... hey ho, let's go ... war das erste was ich davon aufgeschnappt habe, diese Stelle ist schon recht eindeutig - und dann bist Du im Song drin.
 
Okay, meine Aussage war jedoch:
Wenn jemand die Musik von Blitzkrieg Bop 1:1 nachspielt und darauf "alle meine Entchen" singt, dann erkennt jeder sofort, dass es sich um Blitzkrieg Bop handelt. Wenn man den obigen Song dagegen mit einem anderen Text versehen wuerde, dann wuerde wohl kaum einer die Aehnlichkeit feststellen.

Da Du den Song jedoch an der praegnanten TEXT-Stelle "Hey Ho Let's Go" erkannt hast, ueberrascht mich jetzt nicht so ;)
 

Noch eins, nah am original und doch sehr eigenständig... Der Gesang rudert mal vor, dann wieder hinter dem Beat. Bei den hohen Tönen fehlt es an Kapazität. Trotzdem finde ich es sehr gelungen.
 
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Anderes Beispiel, wegen dieser Dur/Moll-Sache: Noch ein Beispiel für eine Version, die die Stimmung des Originals massiv verändert - der im Original fröhliche, unbedarfte Song wird hier sehr melancholisch neu interpretiert.



Könnte man auch reichlich unpassend finden. Aber das Ganze hat durchaus seinen Hintergrund. Das Cover entstand nämlich für eine Folge der US-Serie Scrubs. Während der ganzen Folge tauchten Hommagen und Anspielungen an die Sesamstraße auf, deren Protagonisten JDs Tagträume bevölkern.

Die verschiedenen Handlungsstränge der Folge enden auf nachdenklichen bis traurigen Noten.



Die Stimmung des Songs also komplett umzukehren ist hier also beabsichtigt und verfolgt einen bewussten Zweck.
 
@Guvnor

Was mir bei deinen bisherigen Erläuterungen immer wieder auffällt ist, dass du deine Kritik seltener unter konkreten musikalischen Gesichtspunkten formulierst, sondern viel häufiger mit der Haltung, die du dahinter vermutest: Dass du den Interpreten unterstellst, sie würden übertreiben, nur um gewollt anders zu sein oder wie du es sagst "(pseudo-)künstlerischer" die Übertreibung "als Selbstzweck nur der Übertreibung wegen" einsetzen und sich selbst "zu wichtig nehmen".

Damit ist eine Interpretation, deren Phrasierung und Variationsgrad für dich dann übertrieben, wenn du oben genannte Absicht dahinter zu erkennen glaubst. Die ist natürlich unbelegbar und somit ist diese Einschätzung selbst bereits eine (Über?)interpretation.

Ich komme da wieder auf Dolly Parton vs. Whitney Houston zurück, weil es das erste war, was mir nach deiner ersten Beschreibung in den Sinn kam. Obwohl mir die Version von Houston mit all den Ad libs und der starken Dynamik und der Tonmodulation zu übertrieben ist, so tut sie das mMn nicht, um bewusst "künstlerisch" zu wirken oder zu "überinterpretieren", sondern a) um den Song in ein adäquates, den 90erjahren (und der Filmdramaturgie) kommerziell entsprechendes Gewand zu kleiden und b) aus dem gleichen Grund, warum sich der Hund die Eier leckt: weil sie es konnte. ;)

Und das ist das Stichwort, um auf dein eigenes Demo-Beispiel zurückzukommen, was meiner Meinung nach noch nicht ausreichend gewürdigt wurde. Danke daher zunächst für den Mut und die Mühe (ohne jegliche Ironie).

2. Erste Strophe von One Of Us - so wie ich es singen wuerde
3. Erste Strophe von One Of Us - so wie ich es schlimm finde
4. Erste Strophe von One Of Us - so wie ich es schlimm finde, zum zweiten

Die ersten Strophen sind den geschilderten Umständen entsprechend überzeugend und souverän gesungen. Es ist eine deinen Fähigkeiten und deiner Stimme angemessene und durchaus gelungene und dennoch eigene Interpretation - völlig egal, ob und wie weit sich Phrasierung und Co am Original orientieren oder nicht. Der Rest ist natürlich misslungen. Aber nicht wegen der vermeintlich übertriebenen Interpretation, sondern hauptsächlich, weil du die Kontrolle über das Timing, Tempo, die Koordination und die Intonation verlierst. Das sollte natürlich bei keiner Art der Interpretation passieren. Was du dadurch also eigentlich illustrierst, ist nicht die Übertreibung, sondern einen schlechten Sänger/Musiker. Hättest du diese Stellen ähnlich routiniert umgesetzt bzw. umsetzen können wie den Anfang, hätte es auch gut bzw ganz normal geklungen.

Meiner Ansicht nach kann es sowas wie "Überinterpretation" oder "pseudo-künstlerisch" daher gar nicht geben, solange jeder das tut, was er gut kann (innerhalb des jeweiligen Kontexts). Schmerzhaft wird es nur, wenn jemand diese Grenzen verlässt. Der Rest ist - wie wir alle wissen und auch hier schon mehrere Male festgestellt haben - wieder mal eine Frage der persönlichen Präferenzen, aber auch Differenzierungsmöglichkeiten.

Das ist ähnlich wie bei einer Fremdsprache: Wer (nur als Beispiel, weil das hier am Rande schon thematisiert wurde) viel Soul oder Jazz hört, für den sind Dynamik, viele Ad-Libs oder variantenreiche Phrasierungen nichts Ungewöhnliches, sondern normaler Teil einer ihm völlig vertrauten Sprache. Wie für einen Russen das Russische. Wer diese Fremdsprache nicht kennt, für den klingt sie hart, martialisch und abgehakt. Und solange er diese Sprache nicht lernt, kann er sie auch nicht differenziert wahrnehmen und wird die Sprache weiterhin ablehnen und ganz allgemein als hart und abgehakt empfinden.

Am Ende ist es also nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern durchaus auch eine Frage der Gewohnheit oder in wieweit man bereit ist, sich damit auseinanderzusetzen. Dazu wiederum ist niemand gezwungen. Man darf Dinge auch einfach so "scheiße finden" und sich nicht damit auseinandersetzen. Das Recht nehme ich mir selbst auch raus. Allerdings - und das wäre dann wohl ein Unterschied in unseren Auffassungen – würde ich mich nicht bemühen, dieses Urteil mit Argumenten und eigenen, ebenfalls interpretationswürdigen Wortschöpfungen und Mutmaßungen zu erläutern. Wenn ich etwas blöde finde, finde es halt blöde. Das muss ich nicht erklären. Es sei denn, ich hätte tatsächlich trifftige und überzeugende Argumente. Aber die wiederum könnte ich nur differenziert formulieren, wenn ich mich intensiv damit beschäftigt hätte.

Sorry für den langen Text. ;)
 
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Ich möchte noch mal einen etwas anderen Aspekt hereinwerfen - und sorry, ich lese jetzt nicht alles vorher durch ... ;) -
Früher gab es Lieder, die jeder gern gesungen hat, nannte sich eine Weile "Volksmusik". Die geht jetzt gar nicht mehr, aber singen gehört irgendwie zum Mensch-Sein dazu, also, was soll Mann oder Frau dann singen? Klar, Lieder oder Songs nachsingen, die man gerne hört, die einem gefallen. Einfach so, weil man vielleicht gerade in der Stimmung ist, das gerade zu singen.
Und vielleicht nur, um auszudrücken: Hört mal, ich singe gerne!
Ich finde das völlig in Ordnung und kann mir vorstellen, dass viele dieser "Cover"-Versionen gar nicht mehr bedeuten.
Warum man das dann immer gleich auf Youtube hochladen muß, weiß ich zwar nicht, aber das entspricht wohl dem Zeitgeist, wo doch immer alles gleich geteilt werden muß - genauso wie "sitze gerade auf dem Klo" als Statusmeldung ...
 
Klar, Lieder oder Songs nachsingen, die man gerne hört, die einem gefallen. Einfach so, weil man vielleicht gerade in der Stimmung ist, das gerade zu singen.
ich glaube, das hat sich der junge Mann auch gedacht... charmant, lässig :D



cheers, Tom
 
Früher gab es Lieder, die jeder gern gesungen hat, nannte sich eine Weile "Volksmusik". Die geht jetzt gar nicht mehr


Das ist zwar ein anderes Thema, aber Volksmusik gehört zu den umsatzstärksten Genres zumindest hier in Deutschland. ;)

Einfach so, weil man vielleicht gerade in der Stimmung ist, das gerade zu singen.
Und vielleicht nur, um auszudrücken: Hört mal, ich singe gerne!

Du reduzierst ja beinahe jedes Gesang-Thema auf deine persönliche Haltung, dass doch jeder tun und lassen soll, was, wozu und wie er lustig ist.

Das ist ist natürlich als "Privatsache" völlig richtig. Aber nun ist es vielen Musikern eben doch wichtig, Zuhörer zu haben. Und es soll sogar welche geben, die gern Applaus hören oder sogar Bewunderung und Zuneigung gewinnen wollen. Oder auch Geld. Oder wenigstens irgendeine Reaktion.

Das mag man verwerflich finden – aber dennoch ist es ganz einfach eine Tatsache. Daher singen nur wenige einfach nur um zu sagen: Hört mal, ich singe gern, weil ich dazu in der Stimmung bin. Zumindest nicht bei den überwiegend besprochenen kommerziellen oder zumindest bekannten Songs.
 
Volksmusik gehört zu umsatzstärksten Genres zumindest hier in Deutschland.
Ja, aber inzwischen schon etwas gewandelt und mit anderer Zielgruppe.
Es waren früher Lieder, die man einfach so mal singen konnte, ich glaub, die Lieder, die jetzt unter "Volksmusik" fallen, werden eher weniger nachgesungen?
Ich erinnere mich, dass bei uns, als ich Kind war, viel gesungen wurde. Und zwar das, was man früher so als "Volksmusik" bezeichnet hat.
Die Lieder, die mir da einfallen: Hänschen klein, Am Brunnen vor dem Tore, Vogelhochzeit, Im Frühtau zu Berge, Kuckuck ruft's aus dem Wald, Bunt sind schon die Wälder, Alle meine Entchen, Guten Abend, gut Nacht, Die Blümelein, sie schlafen, Ännchen von Tharau, Grün, grün, grün sind alle meine Kleider, Oh, du lieber Augustin, All mein Gedanken.
Waren sicherlich noch viel mehr ...
Aber 'damals' gab es morgens auch noch kein Fernsehprogramm, nur das Testbild, und wir sind oft 'wandern' gegangen oder haben Ausflüge mit den Fahrrad gemacht, und da bot es sich wohl einfach an, dass wir dabei gesungen haben. Tja, das Internet gab es da noch nicht, und es mußte auch niemand auf sein Smartphone starren ...

Jetzt wird wohl eher fast jedes Lied, was irgendwo mal (nach)gesungen wird, gleich mit dem Smartphone festgehalten und hochgeladen ins Internet ...
Ich vermute, die meisten stellen ihre Cover-Versionen einfach mal so als Zeitvertreib ins Internet. Wären sie früher geboren, hätten sie andere Lieder (nach)gesungen und diese nicht ins Internet gestellt. Klar kann man sich das ansehen, wenn man Bock hat. Aber wenn mich eine Coverversion eines Liedes nicht irgendwie anspricht, ich aber aus Versehen reingeschaltet habe, dann klick ich halt weiter ...
 
Aber 'damals' gab es morgens auch noch kein Fernsehprogramm, nur das Testbild, und wir sind oft 'wandern' gegangen oder haben Ausflüge mit den Fahrrad gemacht, und da bot es sich wohl einfach an, dass wir dabei gesungen haben. Tja, das Internet gab es da noch nicht, und es mußte auch niemand auf sein Smartphone starren ...

Ich weiß jetzt wirklich nicht, ob das der passende Thread für nostalgische Generationswehmut ist. Ich bin glaube ich älter als du und mich konnte man schon immer mit Volksmusik jagen.
 
Und schnell mal alle Farben raus nehmen, damit wieder alles schwarz/weiß ist. Dann ist die Welt einfacher, so wie früher, wo alles viel einfacher war...
 
Ich bin glaube ich älter als du und mich konnte man schon immer mit Volksmusik jagen.
Mag sein.
Was ich damit sagen wollte ist, dass ich den meisten Cover-Versionen nicht so viel Beachtung schenke. Dann ist es mir ziemlich egal, ob sie 'übertrieben' daher kommt. Wenn mir was nicht gefällt, muss ich es ja auch nicht bis zum Ende hin durchhören, was irgendwer irgendwo auf der Welt mal nachgesungen hat, nicht wahr?

@Guvnor: ich hab mir jetzt die Hörprobe 'One of us' angehört, also ich glaub, ich würd davon nichts nehmen, am ehesten noch die erste. Aber singen kannst du!
 
Sei mir nicht bös sylivieann, aber das sind so Allerweltsweisheiten, die zwar richtig sein mögen, aber jede lebhafte Auseinandersetzung abtöten und damit auch jede neue Persektive vermeiden. Mit dieser Haltung kommt man gut durchs Leben - könnte aber ein Forum wie dieses sofort schließen.

Es kann doch einfach auch Spaß, sich über etwas aufzuregen.
 
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Volksmusik gehört zu den umsatzstärksten Genres zumindest hier in Deutschland.
Meinst Du "Volksmusik" oder "volkstümliche Musik"?
@Silvieann redet eindeutig von "Volksmusik" - Ännchen von Tharau, Hoch auf dem gelben Wagen, ... Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass Deine These auf diese Lieder zutrifft. Das gilt, vermute ich, eher für die "volksdümmliche Musik" wie man sie aus dem Mutantenstadl kennt und mich an Namen wie Marianne und Michael, die Wildecker Herzbuben und ähnliche denken lässt. Letzteres ist aber keine Volksmusik, die vom Volk herkommt, sondern wurde fürs Volk produziert. Und wie bekomme ich jetzt die Kurve zum Topic ... :gruebel:
 
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Es kann doch einfach auch Spaß, sich über etwas aufzuregen.
Klar.
Sowas wie "Die grottigsten Covers" ist schon lustig!
Aber da gibt es doch bestimmt noch schlimmeres als bisher hier gepostet?
Viele sind nett charmant. Klar, macht Spaß mal reinzuklicken, wenn man, wie ich gerade, Langeweile hat und anderes nicht machen kann. Vieles muß man aber nicht bis zum Ende durchhören.


PS:
Die Gruppe KILT von oben, die ist schon lustig geschminkt.
Aber viele Möchtegern-Cover finde ich einfach zu langweilig.
 
Zuletzt bearbeitet:
und sorry, ich lese jetzt nicht alles vorher durch ...

Vielleicht hättest du das tun sollen?

Momentan haben deine Einwände die Qualität, als würde jemand eine Diskussion über Fußball mit dem Spruch "Was soll das? 22 Leute, die einem Ball hinterherrennen..." killen.
 
@ antipasti:

Um auf Deinen langen Text Bezug zu nehmen: Ja, es ist richtig dass es mir oft mehr um das, was ausgedrueckt werden soll, geht. Aber letztendlich drueckt Gesang ja immer was aus, und auch wenn jemand diese verspielte, ver-jazz-te Variante so perfekt beherrscht wie nur moeglich, heisst es nicht, dass das in meinen Ohren gut klingt. Und auch dabei tritt - zumindest fuer mich - diese "ich bin so toll"-Haltung irgendwie in den Vordergrund. Mag sein, dass der Saenger oder die Saengerin das in dem Moment gar nicht moechte, keine Ahnung. Aber es klingt fuer mich einfach immer ueberheblich. Vor allem auch weil diese rhythmischen Verschiebungen und Melodie-Anpassungen so beliebig klingen. Vielleicht ist das auch der Hauptgrund fuer mich. Es klingt naemlich nicht, als wuerde da jemand bewusst (oder auch unbewusst) die Melodie so aendern, dass sie noch besser, oder noch mehr zur Stimme/Stimmung passender klingt, sondern als wuerde jemand das einfach aus Prinzip machen, weil er denkt, es muesste sein, um toll zu wirken oder was auch immer.

Dass meine eigenen Hoerproben nach hinten hin auch nicht gerade perfekt sind, ist mir auch klar, ich kann es vielleicht wirklich nicht (also diese Art zu singen) - will ich ja aber auch gar nicht, denn mir gefaellt es ja nicht ;) aber klar, dass das jemand, der das oefters auf diese Art und Weise macht, wahrscheinlich auch besser hinkriegen wuerde. Aber ich denke davon sollte man sich jetzt nicht ablenken lassen, letztendlich geht es nur um die Illustration und ich denke, die sollte trotz allem klar sein.

@ Silvieann:

Die Gruppe im Video ist KISS, es wurde das original-Video verwendet und auf die Cover-Version von Kilt angepasst ;)

Was die Volksmusik angeht... und das Phaenomen, dass alles hochgeladen wird... also ich denke es gibt da schon sehr viele, die das mit Anspruch betreiben, und das "einigermassen" professionell singen und hochladen. Klar ist da auch viel Mist dabei, aber das was ich hier im Thread ja urspruenglich angesprochen habe, ist ja schon etwas, was ins "kuenstlerische" (oder pseudo-kuenstlerische :D ) geht, also nichts, was jetzt jemand einfach so in der Dusche singt. Sprich, es geht schon um die Leute, die sich auch ein Publikum wuenschen/haben/erhoffen.
 

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