Verzweifelt wegen eigenem Gesang

  • Ersteller Thalmandor
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Ist es denn nicht auch egal, welches Stimmfach?
Wenn du Bass bist, kannst du das Stück aber nicht singen, das ist für einen Tenor. Wenn der "Bass" jetzt aber auch gut in die Tenorlage kommt?
Dann darf er das nicht singen, weil das ja für einen Tenor ist?
Oder, du bist Alt, nein, das Stück paßt nicht, dass ist Sopran!
Ja und?
So what?
Darum gehts ja hier die ganze Zeit. Im Contemporary-Gesang gibt es so viel mehr Möglichkeiten zur Klangfärbung und Technik, dass die klassischen Stimmfächer kaum geeignet sind, um Contemporary-Sänger treffend zu beschreiben, geschweige denn, um festzulegen, welche Songs man singen sollte und wenn ja, in welcher Lage/Transponierung.
 
Ist es denn nicht auch egal, welches Stimmfach?
In Contemporary? Aber sowas von! Wie schon irgendwo geschrieben, ich finde es selbst in der Klassik nach meinen Beobachtungen zunehmend unwichtiger.
 
ich finde es selbst in der Klassik nach meinen Beobachtungen zunehmend unwichtiger.


Ich würde weder das eine noch das andere Verallgmeinern. Es kommt sicher, drauf, wie professionell und hochgesteckt der Einsatz der Stimme ist.

Soll heißen: Wenn beispielsweise Du eine fachfremde Arie singst, dann ist das für dich und auch deine Zuhörer okay. Wenn der neue Starregisseur die perfekte Besetzung für seine noch nie dagewesene Skandalinszenierung castet, dann würden ihm vielleicht die Ohren schmerzen, wenn jemand auch ein Quentchen vom erhofften Klang abweicht..
 
Ich würde weder das eine noch das andere Verallgmeinern. Es kommt sicher, drauf, wie professionell und hochgesteckt der Einsatz der Stimme ist.

Soll heißen: Wenn beispielsweise Du eine fachfremde Arie singst, dann ist das für dich und auch deine Zuhörer okay. Wenn der neue Starregisseur die perfekte Besetzung für seine noch nie dagewesene Skandalinszenierung castet, dann würden ihm vielleicht die Ohren schmerzen, wenn jemand auch ein Quentchen vom erhofften Klang abweicht..
... oder er treibt den Skandal auf die Spitze indem er die Sopranisten-Rolle mit einem Alt besetzt :eek:
 
Eines fällt mir auf: es wird über das Singen geschrieben, viel theoretisiert und polemisiert. WO? Sind Soundsamples, damit man sich vorstellen kann was gemeint ist?

Was eine distinktive Stimmfarbe ist, sagt doch schon der Name: Die Stimme ist von anderen Stimmen eindeutig zu unterscheiden.

Wenn ich ohne Anstrengung und damit wahrscheinlich auch am gesündesten umherträllere, dann klingt das so generisch und belanglos. Ich mag lieber herausragende Stimmen, die vielleicht technisch nicht so gut sind, dafür aber Charakter haben. Den kann man durch Manipulation von Atmung, Kieferstellung usw. bis zur Zufriedenheit manipulieren. Wenn jemand seine Stimme nicht mag, kann er also immer noch darauf zurückweichen. Ich finde es ungut, wenn unglücklichen Leuten empfohlen wird, sich mit ihrer Stimme zu arrangieren.
Da du schon nach Samples gefragt hast: Ich habe mal ein paar Ausschnitte meines Geträllers zusammengeschnitten, wo einige unterschiedliche Charaktere zu hören sind:
https://app.box.com/s/lbsw94higjovmeemrnmutapzpe2hd9l8
(Bitte meine fragwürdige Interpretation von Intonation und die allgemein ungünstige Technik nicht berücksichtigen ^^;)

1 - Am ehesten in der Sprechstimme, am wenigsten anstrengend. Sehr farblos.
2 - Leichter Operettengesang, eher jugendlich und nicht anstrengend oder laut.
3 - Affektierte, etwas dickliche ältere Dame singt. Man muss sich einfach vorstellen, man sei eine aufgetaktelte Diva und ein O formen.
4 - Mit Druck gehaucht, um einen intensiveren tiefen Klang zu erzeugen.
5 - Ca. 25 jähriger männlicher Rock-Hippie tritt bei Ilja Richter auf. Der etwas kratzige Klang wird durch zu viel und zu schnellen Atemdruck erzeugt, sehr ungesund.
6 - 12jähriger Knabe schlittert trotz Knabensopran in den Stimmbruch und erheitert seine Umgebung (mit original Lachern)
7 - Die eigentlich farblose Kopfstimme wird durch zu viel Hauchen etwas herausstechender und weniger desinfiziert.
8 - 8jähriges Mädchen verwandelt sich in erwachsene und aggressive Frau in einem Lied.

Wie gesagt, nicht die tollsten Beispiele. Aber man sieht am ehesten, was mit Färbung und vor allem deren Veränderung gemeint ist.
 
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Was eine distinktive Stimmfarbe ist, sagt doch schon der Name: Die Stimme ist von anderen Stimmen eindeutig zu unterscheiden.

Wenn ich ohne Anstrengung und damit wahrscheinlich auch am gesündesten umherträllere, dann klingt das so generisch und belanglos. Ich mag lieber herausragende Stimmen, die vielleicht technisch nicht so gut sind, dafür aber Charakter haben. Den kann man durch Manipulation von Atmung, Kieferstellung usw. bis zur Zufriedenheit manipulieren. Wenn jemand seine Stimme nicht mag, kann er also immer noch darauf zurückweichen. Ich finde es ungut, wenn unglücklichen Leuten empfohlen wird, sich mit ihrer Stimme zu arrangieren.
Da du schon nach Samples gefragt hast: Ich habe mal ein paar Ausschnitte meines Geträllers zusammengeschnitten, wo einige unterschiedliche Charaktere zu hören sind:
https://app.box.com/s/lbsw94higjovmeemrnmutapzpe2hd9l8
(Bitte meine fragwürdige Interpretation von Intonation und die allgemein ungünstige Technik nicht berücksichtigen ^^;)

1 - Am ehesten in der Sprechstimme, am wenigsten anstrengend. Sehr farblos.
2 - Leichter Operettengesang, eher jugendlich und nicht anstrengend oder laut.
3 - Affektierte, etwas dickliche ältere Dame singt. Man muss sich einfach vorstellen, man sei eine aufgetaktelte Diva und ein O formen.
4 - Mit Druck gehaucht, um einen intensiveren tiefen Klang zu erzeugen.
5 - Ca. 25 jähriger männlicher Rock-Hippie tritt bei Ilja Richter auf. Der etwas kratzige Klang wird durch zu viel und zu schnellen Atemdruck erzeugt, sehr ungesund.
6 - 12jähriger Knabe schlittert trotz Knabensopran in den Stimmbruch und erheitert seine Umgebung (mit original Lachern)
7 - Die eigentlich farblose Kopfstimme wird durch zu viel Hauchen etwas herausstechender und weniger desinfiziert.
8 - 8jähriges Mädchen verwandelt sich in erwachsene und aggressive Frau in einem Lied.

Wie gesagt, nicht die tollsten Beispiele. Aber man sieht am ehesten, was mit Färbung und vor allem deren Veränderung gemeint ist.
Ich finde das alles sehr cool, was du alles mit deiner Stimme machen kannst. Das muss nicht alles zwingend ungesund sein. Man kann schon sehr viele Stimmfarben und Klänge bedienen ohne sich gleich die Stimme zu schrotten. Ich glaube für dich wäre vielleicht das CVT-Buch ganz interessant, da ist viel von dem drin, was du hier so machst und es liegt halt ein gewisser Fokus darauf, diese Klänge möglichst gesund zu erzeugen.

Es ist auch überhaupt nichts schlimmes finde ich, wenn man nicht DIE eine Stimme hat. Es gibt eben auch Sänger, die lieber in Rollen schlüpfen und auf der Bühne eben nicht "sich selbst" spielen.
 
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Ich finde, das klingt doch alles sehr professionell!
Koloratursopran?
 
Wenn beispielsweise Du eine fachfremde Arie singst, dann ist das für dich und auch deine Zuhörer okay.

Für dich als Sänger/Sängerin vielleicht, sofern du damit zufrieden bist, bei der fachfremden Arie deine stimmlichen Schokoladeseiten nicht richtig zeigen zu können, für das Publikum ev. eher nicht, v.a. dann nicht, wenn es Eintritt bezahlt hat ;)

Ansonsten kann ich nur wiederholen, was ich immer sage: das Fach zu kennen kann enorm hilfreich sein bei der Literaturwahl (v.a. eben gerade dann, wenn es ums Zusammenstellen eines tauglichen Konzertprogrammes geht). Daneben hilft es aber auch, zu verstehen, weshalb gewisse Stücke ev. nicht so laufen, wie man es gerne hätte und kann so auch zu einem perfekten Frustlöser werden.

Was aber natürlich nicht heisst, dass man nur Stücke seines Fachs singen soll! Zu Übungszwecken und zum Rundum-Aufbau der Stimme ist es sogar unerlässlich, sich auch ab und an in andere Gefilde zu begeben. Und wenn dabei mal ein Stück resultiert, das man auf ein aufführungswürdiges Niveau bringt: nur zu! Dann hindert einem ja niemand, das dann auch tatsächlich dem geneigten Publikum darzubringen :)


Ich finde es ungut, wenn unglücklichen Leuten empfohlen wird, sich mit ihrer Stimme zu arrangieren.

Ich habe das natürlich aus rein klassischer Sicht geschrieben, wo der erwünschte Klang halt viel genormter ist. Das heisst der Sänger hat nicht so viele Möglichkeiten mit dem Klang zu spielen wie in Contemporary, zumindest nicht ohne von seiner "Ideallinie" abzuweichen!

Du selber hingegen bist ja ein echtes stimmliches Chameleon - super! :great:

Aber was Klassik betrifft bleibe ich dabei: man muss bezüglich Stimmlage/Stimmfach auf die Dauer mit dem zufrieden sein, was die Natur einem geschenkt hat. Und sich gleichzeitig aber auch bewusst sein, dass es i.d.R. Jahre der Ausbildung braucht, bis sich der wahre Klangcharakter der Stimme so richtig zeigt.
 
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Also, wenn ich mich recht an die Biografie von Maria Callas erinnere, hat sie als Alt (!) angefangen, um dann über dramatische Sopranrollen später auch leichtere Sopranrollen zu singen.
Also im Klassik-Bereich einmal durch alle weiblichen Stimmfächer hindurch ...
 
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Für dich als Sänger/Sängerin vielleicht, sofern du damit zufrieden bist, bei der fachfremden Arie deine stimmlichen Schokoladeseiten nicht richtig zeigen zu können, für das Publikum ev. eher nicht, v.a. dann nicht, wenn es Eintritt bezahlt hat ;)


Ich habe damit ja moniaqua als eher Klassikerin angesprochen. Ich selbst verlasse nie mein Fach: baritonesker Nikotin-Tenor :)
 
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Ich würde weder das eine noch das andere Verallgmeinern. Es kommt sicher, drauf, wie professionell und hochgesteckt der Einsatz der Stimme ist.
Verallgemeinern sowieso nicht :) Ich würde das nicht einmal an der Professionalität festmachen, sondern ganz schnöde an der Erwartungshaltung. Und das nicht nur im Hobbybereich. Siehe Silvieanns Beispiel. Und das ist nicht das einzige, es gibt noch andere SängerInnen, die das Stimmfach mit zunehmender "Reife" gewechselt haben.
Soll heißen: Wenn beispielsweise Du eine fachfremde Arie singst, dann ist das für dich und auch deine Zuhörer okay.
Vielleicht ;) Verbunden mit den Stimmfächern in den Opern ist oft eine Vorstellung, wie die Sängerin auszusehen hat. Ich hörte einmal eine Sängerin, die eine leichte Sopranrolle sang. Die Höhen fand ich nicht alle optimal. Ich hörte hinterher, dass sie eigentlich ein Mezzo ist; sie sah aber aus wie man sich so eine Soubrette vorstellen würde - schlank, klein, zierlich.

In der Kirchenmusik wieder hängt es wirklich vom Geschmack des musikalischen Leiters ab. Da habe ich schon so viele "Fehlbesetzungen" (wenn man nach Stimmfach gänge) gehört, die sich aber gut angehört haben und vom Publikum auch gut angenommen wurden, dass ich eben zu meiner Meinung gekommen bin.
Wenn der neue Starregisseur die perfekte Besetzung für seine noch nie dagewesene Skandalinszenierung castet, dann würden ihm vielleicht die Ohren schmerzen, wenn jemand auch ein Quentchen vom erhofften Klang abweicht..

Womit wir wieder beim Thema Erwartungshaltung wären ;)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Für dich als Sänger/Sängerin vielleicht, sofern du damit zufrieden bist, bei der fachfremden Arie deine stimmlichen Schokoladeseiten nicht richtig zeigen zu können, für das Publikum ev. eher nicht, v.a. dann nicht, wenn es Eintritt bezahlt hat
Naja, s.o. ;) Es hängt einfach davon ab, was gesungen wird, wo gesungen wird, welche Erwartungen bestehen.
 
Und das ist nicht das einzige, es gibt noch andere SängerInnen, die das Stimmfach mit zunehmender "Reife" gewechselt haben.

Ich habe ja auch nie gesagt, dass sich das Fach nicht ändern kann! Selbstverständlich: kein späterer dramatischer Sopran beginnt als solcher, sondern halt zB. als Mezzo oder schwerer lyrischer Sopran. Also: natürlich kann sich eine Stimme im Laufe der Jahre verändern und tut das auch oft. Aber die Veränderung wird durch die Natur (während dem Stimmaufbau in der Lehrzeit u.U. in Kombination mit der zunehmend besseren Technik) bestimmt.
Willentlich hingegen kann man seine Lage/sein Fach nicht bestimmen, also sagen: mir gefällt Bariton nicht, deshalb trainiere ich jetzt mal auf Tenor ;)
Also: die Natur ist der Chef und wenn wir langfristig gesund singen wollen, müssen wir uns ihr fügen!

Und natürlich gibt es auch Stimmen die switchen können/müssen: ein Mezzo z.B. im geistlichen Bereich: da gibt es meines Wissens kaum Partien die explizit für Mezzo geschrieben sind. Wenn ein Mezzo da überhaupt singen will, wird er also je nachdem mal eine (etwas höher gelegte) Altpartie singen, das andere mal den Sopran (sofern dieser nicht mehrheitlich sehr hoch gelegt ist).

moniaqua, wenn ich es recht in Erinnerung habe, schätzt du dich als Mezzo ein(?) und tust eben genau das, mal Alt mal Sopran singen. Und du fühlst dich dabei glaub auch wohl? Ich weiss aber von anderen Mezzi (Profis) die das nicht immer so toll finden und superglücklich wären, es gäbe geistliche Werke mit Soli die explizit auf Mezzosopran zugeschnitten wären. Aber irgendwie muss man ja seine Brötchen verdienen und so nimmt man halt Partien an, bei denen die Extremtöne ev. immer mal wieder einen Tick zu tief oder zu hoch liegen.

Und auf das Aussehen würde ich jetzt grad gar nicht gehen. ;) Natürlich sind Altistinnen tendenziell grossgewachsen, ich kenne aber auch grosse Sopranistinnen oder kleine Bässe.
 
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Willentlich hingegen kann man seine Lage/sein Fach nicht bestimmen, also sagen: mir gefällt Bariton nicht, deshalb trainiere ich jetzt mal auf Tenor ;)
Also: die Natur ist der Chef und wenn wir langfristig gesund singen wollen, müssen wir uns ihr fügen!

Da sind wir uns einig.

Mit dem Stimmfach - ich höre hier eben nicht nur welche, die im Laufe der Jahre gewechselt haben, sondern parallel zwei (beieinander liegende) Stimmfächer bedienen, beispielsweise Alt und Sopran. Hm. Eigentlich - wir haben eine Sängerin, die habe ich im erst Sopran-Solo der c-moll-Messe von Mozart gehört; später dann in der selben Messe als Alt. Sie konnte sich aber doch nicht verklemmen, im ich glaube Laudamus, das sie übernommen hat, in einer Kadenz bis zum c''' hochzujubeln ;) Was sie nun wirklich ist - who cares? ;)

moniaqua, wenn ich es recht in Erinnerung habe, schätzt du dich als Mezzo ein(?) und tust eben genau das, mal Alt mal Sopran singen. Und du fühlst dich dabei glaub auch wohl?

Mezzo oder Alt, das weiß ich nicht :) Für einen Alt klinge ich denke ich eigentlich zu hell, das ist aber die Lage, in der ich mich wohlfühle. Mezzo ist soweit ok, Sopran finde ich je nachdem ok bis anstrengend. Im Raum stehen zu meiner Stimme Alt mit guten Höhen, Mezzo oder tiefer Sopran :) Gesichert ist, dass ich keine Soubrette und kein Hochsopran bin und auch nicht lyrisch ;) Es gibt Tage, da fühle ich mich im Mezzo wohl, es gibt Tage, da mag ich Alt lieber. Tief geht aber eigentlich immer. Manchmal genieße ich auch Höhenflüge. Heute wieder fand ich die Höhen anstrengend, obwohl ich beim Üben gestiegen(!) bin.
 
Ich finde es ungut, wenn unglücklichen Leuten empfohlen wird, sich mit ihrer Stimme zu arrangieren.
Beindruckende Beispiele, aber letztendlich auch alles machbar, oder halt nicht ganz so ernst gemeint. Ich weiß es ging Dir explizit um die Stimmfarbe, aber von manchen Wünschen muss man denke ich auch abraten. Wenn der TE z.B. an Hansi Kürsch als Vorbild nennt, dann ist da nicht nur die Höhe problematisch, wie hier im Thread ja auch schon erwähnt wurde. Er kann jetzt vielleicht sagen, dass er das mit den Möglichkeiten seiner eigenen Stimme ausdrücken will, aber soviel Disziplin haben die wenigsten.
Von daher wäre meine Gegenbehauptung zu Deinem Zitat: Wer sich früher arrangiert ist kürzer unglücklich.

Ich denke man kann aus fast jeder Stimme etwas tolles machen, aber man kann nicht aus jeder Stimme alles machen. (Das ist jetzt natürlich ne Binsenweisheit, aber wenn sich jemand etwas ganz doll wünscht, dann neigen manche dazu, Aussagen wie Deine in letztere Richtung zu interpretieren.)
 
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Ich sehe das wie Tinitus. "Du musst nur wollen, dann kannst Du alles schaffen" ist als Mentalität zwar super angesagt, aber halt auch einfach nicht wahr.

Das ist das Gleiche wie mit den diversen Anfragen, wie man gesund zerren kann, weil man davon immer gleich heiser würde. Da ist es eben auch so, dass jede Stimme eine Belastungsgrenze hat und es bei Anfragen dieser Art eben sehr wahrscheinlich ist, dass der Fragesteller eher wenig belastbar ist.

Natürlich hört das niemand gerne. Aber was hat man davon, wenn man gesagt kriegt: "Mach mal weiter, irgendwann bist Du dann auch Tenor und kannst so hoch singen wie Du willst." Das Ergebnis wird zu 90 % sein, dass die Frustphase sich hinzieht und womöglich in einer totalen Resignation endet.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Die Begriffe sind relativ "neumodisch". Oftmals werden ja noch Begrifflichkeiten aus dem klassischen Gesang verwendet. Und im klassischen Gesang macht der Begriff "Masse" wenig Sinn, weil im klassischen Gesang die Masse 1:1 mit der Lautstärke korelliert, d.h. fortissimo ist immer heavy mass, mezzoforte ist immer medium mass und piano ist immer light mass. Von daher reicht der Begriff der Lautstärke für die Klassik völlig aus.
Hm. Der Begriff der "Masse" ist eigentlich absolut gängig in der Klassik und korreliert nicht 1:1 mit der Lautstärke. Im klassischen Gesang gilt immer, dass die Höhe mit wenig Masse genommen werden soll. Und laut sind die da oben dennoch alle. Wobei mein Eindruck ist, dass "wenig Masse" im klassischen Gebrauch einher geht mit "viel Kopfklang".

Ansonsten mag ich persönlich den Begriff nicht, weil er physiologisch irreführend ist, außer beim tatsächlichen Wechsel in die Randstimme.

Danke für die Soundbeispiele. Die meisten finde ich sehr anschaulich. Ein paar einzelne hätte ich ggf. anders eingeschätzt (z. B. das Cover von Tears of the Dragon, dass ich auch klar dem Rufbelt zuordnen würde ... nur dass der Sänger einfach mit wesentlich besserer Technik singt als Dickinson in dem Beispiel).

Einen ähnlichen Eindruck habe ich bei Foxx. Er ist ein Bariton, der auf einer sehr hellen Klangfarbe singt, und deshalb gerne für einene Tenor gehalten wird.

Korrekt. Da ich seit Jahren covere und das immer mit einer gewissen Klangerwartung des Publikums einhergeht, habe ich das entsprechend verinnerlicht.

Ich bin, wenn ich mit meinem Akustikduo auftrete, in dem wir eigene Songs schreiben, dann tatsächlich schon oftmals angesprochen worden, von Leuten, die mich nur aus der Coverband kannten, dass ich ja auf einmal so tief sänge. ;)
 
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Und im klassischen Gesang macht der Begriff "Masse" wenig Sinn, weil im klassischen Gesang die Masse 1:1 mit der Lautstärke korelliert, d.h. fortissimo ist immer heavy mass, mezzoforte ist immer medium mass und piano ist immer light mass. Von daher reicht der Begriff der Lautstärke für die Klassik völlig aus.
Huch, das hatte ich ja voll überlesen. :eek: @Foxx danke für's Rausziehen.

@broeschies Das stimmt so meinem Gefühl nach absolut überhaupt gar nicht. Was physiologisch passiert und ob man wirklich mit weniger Muskelmasse klingt, kann ich nicht sagen. Aber Lautstärke wird nach meinem Empfinden eher über die Ausnutzung der Resonanzräume geregelt. Nach oben, also bei hohen Tönen verschlanke ich (singe ich mit weniger Masse?), das ist aber nicht nur gefühlt, sondern sichtbar in Audacity und hörbar lauter, nicht leiser! Vom Gefühl her korreliert die Lauststärke eher mit dem Luftstrom, bis zu einer gewissen Grenze, an der dann ein Sprung ins Leise kommt, weil der Kehlkopf oder die Stimmlippen blockieren.
Die Stimme ist ein äußerst vielschichtiges Instrument, auch in der Klassik ;)

@Lee Coeur ich verstehe beim besten Willen nicht, was an Deiner Stimme belanglos klingen soll, auch in Beispiel 1. Du erreichst viele Effekte, hast einen reichen Schatz an Möglichkeiten, mit der Stimme zu spielen. Nichtsdestotrotz höre ich in allen Beispielen einen eher leichten Sopran. Und daraus wird nun einmal kein Mezzo oder Alt werden (Glück für Dich, Du magst das ja nicht - aber stell Dir vor, Du hättest das gern! ;) ), genauso wie sich meine Stimme nie so anhören wird wie Deine. Ich verstehe nicht, warum es so schlimm sein soll, sich mit der eigenen von der Natur gegebenen Stimme abzufinden. Du selber hast doch die besten Beispiele geliefert, was im Rahmen eines Stimmfaches alles möglich ist. Warum zum Geier sollte man dann mit der eigenen Stimme unglücklich sein? Es wäre günstiger, sie erst einmal kennenzulernen.
 
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Von daher wäre meine Gegenbehauptung zu Deinem Zitat: Wer sich früher arrangiert ist kürzer unglücklich.

Perfekt Tinitus! Treffender kann man es kaum mehr ausdrücken! :great:


Mit dem Stimmfach - ich höre hier eben nicht nur welche, die im Laufe der Jahre gewechselt haben, sondern parallel zwei (beieinander liegende) Stimmfächer bedienen, beispielsweise Alt und Sopran.

Auch da sind wir ja gar nicht so weit auseinander :) Wie ich oben ja auch schrieb, beim Mezzo durchaus nicht selten! Und sicher auch machbar, sofern die Sängerin (nach unten und oben) ihre Grenzen kennt. Kenne andererseits aber auch jemand: nach Ende Ausbildung (sofern man überhaupt von einem Ende der Ausbildung sprechen kann ;)) ein Mezzosopran. Hat dann auch oft Sopranliteratur aus dem schwereren lyrischen Fach (z.B. Gräfin aus Mozarts Figaro) gesungen und das wunderschön. Daneben, ev. v.a. im geistlichen Bereich, auch Alt-Partien (welche vermutlich etwas höher gelegt waren). Habe sie zwar glaub nie in einer Altpartie gehört, aber aufgrund ihrer Stimme kann ich mir vorstellen, dass sie auch das gut hingekriegt hat! Dann begann sie wohl wieder Stunden zu nehmen bei einer neuen Lehrerin und diese wollte sie unbedingt ins hohe Sopranfach katapultieren (warum: keine Ahnung :gruebel: ). Ich habe sie nach diesem Wechsel nie mehr selber gehört, weiss aber aus sehr kompetenter Quelle, dass ihr dieses nach oben pushen scheinbar alles andere als gut getan hat :mad:Schade drum!


Sie konnte sich aber doch nicht verklemmen, im ich glaube Laudamus, das sie übernommen hat, in einer Kadenz bis zum c''' hochzujubeln ;) Was sie nun wirklich ist - who cares? ;)

Für den Fall, dass sie den ein Mezzo wäre: Mezzi singen ein c''' manchmal schöner als ein hoher Sopran, vielleicht weil der Mezzo einfach mehr Wärme in der Stimme hat, mehr Kraft oder was weiss ich. Müsste der gleiche Mezzo aber längerdauernd in etwas erhöhter Lage singen - und es muss dabei nicht mal wahnsinnig hoch sein - wird er schneller ermüden als der hohe Sopran.
Ein gutes Beispiel hierfür sind ev. die beiden Blondchen-Arien "Durch Zärtlichkeit..." und "Welche Wonne..." Die "Zärtlichkeit" sieht auf dem Papier bezüglich Höhe nach viel mehr aus, bewegt sich aber "wellenförmig" rauf und runter: ein hoher leichter Mezzo könnte das ev. durchaus singen (vllt müssten einfach zuerst die paar e''' am Schluss noch etwas "entschärft" werden). Die "Wonne" hingegen, die auf dem Papier bezüglich Höhen-Spitzentönen mehr als harmlos wirkt, hat, neben auch vorkommenden tieferen Passagen, diverse Phrasen die sich ziemlich konstant im oberen 2-Strichbereich festbeissen, zu allem Übel noch kombiniert mit grosser Textlastigkeit. Das würde ich einem Mezzo jetzt nicht zumuten wollen und weiss von meiner GL, dass es scheinbar sogar diverse hohe Soprane gibt, die diese Arie nicht wirklich lieben.

Heute wieder fand ich die Höhen anstrengend, obwohl ich beim Üben gestiegen(!) bin.

Finde ich jetzt gar nicht so erstaunlich. Jedenfalls, wenn ich beim üben steige, ist es meist ein Hinweis, dass ich Hals/Kehle zu wenig öffne, resp. die Kehle nicht genug locker-tief ist (passiert mir meist dann, wenn ich mal schlampig eingesungen habe :redface:) Und mit dieser verminderten Kehl-/Rachenweite ist natürlich die Höhe ganz automatisch strenger und tönt weniger rund...
 
Hm. Der Begriff der "Masse" ist eigentlich absolut gängig in der Klassik und korreliert nicht 1:1 mit der Lautstärke. Im klassischen Gesang gilt immer, dass die Höhe mit wenig Masse genommen werden soll. Und laut sind die da oben dennoch alle. Wobei mein Eindruck ist, dass "wenig Masse" im klassischen Gebrauch einher geht mit "viel Kopfklang".

Ansonsten mag ich persönlich den Begriff nicht, weil er physiologisch irreführend ist, außer beim tatsächlichen Wechsel in die Randstimme.

Danke für die Soundbeispiele. Die meisten finde ich sehr anschaulich. Ein paar einzelne hätte ich ggf. anders eingeschätzt (z. B. das Cover von Tears of the Dragon, dass ich auch klar dem Rufbelt zuordnen würde ... nur dass der Sänger einfach mit wesentlich besserer Technik singt als Dickinson in dem Beispiel).
Hatte ich bisher noch nicht gehört in der Klassik, außer vielleicht in Bezug auf Voll- vs. Randstimme. Ich finde den Begriff auch etwas ungünstig, und sage lieber "Intensität". Aber es ist inzwischen recht gängig bei einigen Programmen "Masse" zu sagen. In der Klassik bezieht sich das dann wohl tatsächlich auf den Kopfklang und nicht auf die Intensität an sich, denn das fände ich schon verwunderlich, wenn die Intensität zur Höhe hin runtergefahren wird.

Der Sänger in dem Tears of the Dragon Cover singt "mit Tilt", was man, je nach Auslegung, durchaus als bessere Technik einordnen kann, weil er mehr verschlankt. Es kommt ein bisschen auf die Definition an. Bei Estill z.B. hat ein "Belt" explizit keinen oder nur sehr wenig Tilt. Bei CVT darf der Modus Overdrive (Rufklang) durchaus Tilt haben und kann mit deutlich weniger "Masse" gesungen werden als der Estill-Belt. Bei Estill ist das singen mit weniger Masse dann schon "Twang"-Modus.
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@broeschies Das stimmt so meinem Gefühl nach absolut überhaupt gar nicht. Was physiologisch passiert und ob man wirklich mit weniger Muskelmasse klingt, kann ich nicht sagen. Aber Lautstärke wird nach meinem Empfinden eher über die Ausnutzung der Resonanzräume geregelt. Nach oben, also bei hohen Tönen verschlanke ich (singe ich mit weniger Masse?), das ist aber nicht nur gefühlt, sondern sichtbar in Audacity und hörbar lauter, nicht leiser! Vom Gefühl her korreliert die Lauststärke eher mit dem Luftstrom, bis zu einer gewissen Grenze, an der dann ein Sprung ins Leise kommt, weil der Kehlkopf oder die Stimmlippen blockieren.
Die Stimme ist ein äußerst vielschichtiges Instrument, auch in der Klassik ;)
Ja, wie gesagt, der Begriff Masse bezeichnet eher die Intensität, nicht die Muskelmasse und ist deshalb, wie Foxx auch schreibt, physiologisch nicht korrekt. Bei der Muskelmasse gibt es quasi definierte Punkte, an denen sie sich verändert, das passiert nicht graduell. Zudem korrelliert die Muskelmasse nicht zwangsläufig mit der Lautstärke, die wird v.a. über den Atemdruck, und zu einem gewissen Teil natürlich durch Resonanz erzeugt. Deshalb verwendet man den Begriff in der Klassik zumindest nicht in der gleichen Weise, wie man das bei einigen Contemporary-Programmen tut.

Ansonsten habe ich den Begriff schon im Zusammenhang mit "Verschlanken" bzw. "Tilt" gehört. Aber auch da ist es physiologisch zuächst mal nicht korrekt, dass sich die Masse zur Höhe hin verändert. Das passiert erst, wenn sich der Schwingungsmodus der Stimmlippen ändert und das wiederum passiert erst, wenn eine gewisser muskulärer Schwellwert überschritten wird. Es gibt immer wieder Anzeichen dafür in der Forschung, dass es noch einen "Zwischenmodus" zwischen Voll- und Randstimme gibt, aber es scheitert immer wieder daran, diesen klar und eindeutig von den anderen Modi abzugrenzen. Deshalb gibt es im Grunde nur genau zwei mögliche Massen: "voll" oder "nur der Rand".

Der "Sprung ins Leise" ist im Übrigen bei den meisten Sängern ein Modus, der bei CVT "Flageolet" heißt und bei Estill "stiff folds". Dabei "versteifen" sich die Stimmlippen größtenteils und schwingen nicht mehr über der ganzen Länge. Bei Anfängern kann dieser Modus schon sehr früh von der Tonhöhe her "passieren", wird dann aber meist "ungestütztes Falsett" genant. Das ist aber genau der Modus, in dem z.B. Adam Lopez seine Rekordtöne singt (weil es der einzige ist, der noch geht in der Höhe) und die sind tatsächlich vergleichsweise leise.

Ein verfrühter Eintritt in diesen Modus passiert genau dann, wenn mit zu wenig "Masse" gesungen wird, also auf zu geringer Intensität. Mit mehr Intensität wird der Modus dann hinausgezögert. Irgendwann ist dann aber die physiologische Grenze der Randstimme erreicht und die Stimme wechselt dann halt den Modus. Auch da ist dann wieder das Stimmfach ein Einflussfaktor. Bei mir ist dieser Übergang z.B. bei ais'', bei Tenören oft erst bei c'''.
 
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