(Die Fragen stammen hier aus diesem Thread. Die User, von denen die Fragen stammen, stehen immer dabei.)
Moerchen: Wie kam er zu dem Job und seit wann macht er ihn? (Vielleicht, was er vorher gemacht hat.)
Lasse Thernøe: Ich habe in der Branche 1983 in einem Musikladen begonnen da war ich 17. Nach ein paar Jahren war ich Storemanager und bald darauf Partner des Ladens. Irgendwann hatten wir 6 Läden in Dänemark und seit 1992, 1993 hatten wir eine sehr gute Verbindung zu Hans Thomann. 2006 haben wir die Firma dann an eine Investmentgruppe verkauft, die in Skandinavien 41 Läden betrieb. Dann war ich kein Ladeninhaber mehr, sondern Angestellter in einer großen Firma... und statt mich mit Kunden und Instrumenten zu beschäftigen, verbrachte ich meine Zeit mit innerbetrieblichen Diskussionen. Der Spaß blieb dabei auf der Strecke.
In dieser Zeit hatte ich ein Gespräch mit Hans (Thomann) und der fragte mich, was mir denn Spaß machen würde. Ich habe ein Jahr darüber nachgedacht und eher spontan stand da plötzlich Harley Benton im Raum - und das macht Spaß.
Joachim1603: Ist es bei den niedrigen HB-Preisen nicht ähnlich wie in der Computerindustrie (Apple, Foxcom), dass die Arbeiter völlig auf der Strecke bleiben? Oder wird dafür gesorgt, dass diese ein angemessenes Gehalt erhalten?
Lasse Thernøe: Wir besuchen jede der zZt 10 Fabriken - nicht nur einmal, sondern immer wieder. Ich selbst bin mindestens 3x im Jahr in China, aber ich bin nicht der Einzige, der Kontakt zu den Firmen hält. Ich bin täglich (zB über Skype) mit den Firmen in Kontakt, der Kontakt muss sehr eng sein. Wir müssen zu Beginn einer Geschäftsbeziehung sogar prüfen, ob es
wirklich eine Fabrik gibt. Es kommt oft vor, dass europäische Firmen, die versuchen in China produzieren zu lassen, bei einer Handelsagentur landen, die dann wegen ein paar Dollars nach Gutdünken die Herstellerfirmen wechseln und im Preis drücken - was sich selbstredend negativ auf die Produktqualität auswirkt. Wir wollen mit echten Firmen arbeiten und nicht mit Handelsagenturen.
Die ökonomische Entwicklung in China ist sehr stark und das bringt für die Arbeiter den Nebeneffekt, dass sie viele Angebote haben und sich eine Fabrik aussuchen können, wo sie anständig behandelt und bezahlt werden. Man darf China nicht mit Bangladesh gleichsetzen. Zum Beispiel werden im Gegensatz zu Fabriken für elektronische Geräte Zuschläge wegen des natürlich anfallenden Holzstaubs bezahlt. Wir produzieren sehr oft in den gleichen Firmen, die auch die berühmten A-Brands herstellen
Ben zen Berg: Welche Philosophie steckt hinter Nieschenprodukten wie zB
HB Custom Line CLR oder im Einsteigerbereich
HB TE-40 TBK Deluxe Series? Meldet hier der Vertrieb gestiegene Verkaufszahlen für String-Through-Tun-O-Matic-Kombinationen? Und auch die Kombination: Die Saiten durch die Linde ziehen (Bässe ohne Ende) aber die Messingbrücke in die Esche zu schrauben (glasklare Höhen)... Das versteht doch nur jemand, der sich lange mit der Materie beschäftigt hat. Das ist keine Einsteiger-Gitarre sondern was für den Gitarristen, der etwas besonderes sucht.
Lasse Thernøe: String Through ist fast der gleiche Preis. Natürlich ist es kontrovers diskutiert unter Gitarristen, aber wir mögen es. Es gibt etwas mehr Sustain. Wir bauen zwar Gitarren, die vom Preis her für Einsteiger erschwinglich sein sollen. Aber das heißt nicht, dass wir es deswegen ohne Passion tun müssen. Nachdenken, bevor man etwas baut, macht am Ende im Preis doch nur Centbeträge aus.
Paruwi: Werden Harley Benton Gitarren (Modelle) immer im gleichen Werk gefertigt, oder gerade da wo es am billigsten ist?
Harley Benton TE-40 TBK Deluxe Serie E-Gitarre wurde zumindest zeitweise bei "Saein" gefertigt.
Lasse Thernøe: Es sind zZt. 10 Fabriken. Jede Fabrik kann irgendetwas besonders gut und man sollte sie das machen lassen, was sie können. Seit ich an Bord bin, wird nur in China gefertigt... das tut Saein wegen der hohen Kosten in Korea mittlerweile auch.
Dietlaib: Wie sieht es in Zukunft auch mit HB-Gitarren im Preissegment zwischen 300.- und 499.- Euro aus?
Lasse Thernøe: Die haben wir doch, aber wir verkaufen sie für 199,- (lacht)
Locki: Wäre mal interessant, ob man plant, ein eigenständiges Modell zu fertigen. Die Antwort wird wahrscheinlich nein sein, aber wer weiß...
Lasse Thernøe: Wir tun, was unsere Kunden wollen. Es muss Spaß machen und zuweilen spielen wir auch mit Ideen.
Locki: Harley Benton VT-30 TW, Vielleicht könnte Lasse da mal ein paar Worte zu verlieren. Kann man da noch mehr erwarten? Bis jetzt scheinens ja nur Fender Clones und ein Yamaha Clone zu sein.
Lasse Thernøe: Das ist ein neues Kapitel. Röhrenverstärker sind sensibel. Wir denken zZt an ein Modell, dass Teile der Produktion in China bewerkstelligt, und die Amps dann hier in Deutschland fertig gestellt werden.
cello und bass: Mich würde interessieren, ob HB ein "billig-T-Style-Instrument" ordert oder der Weg andersrum ist, also die Firma "billig-T-Style-Instrumente" anbietet und dann HB sagt: "Ja gerne mit den und den Specs und zu dem Kurs"
Lasse Thernøe: Weder noch. Die eigentliche Initiative geht von den Kunden aus. Wir checken was sie im Web-Shop interessiert, fragen die Verkäufer im Laden und an den Telefonen. Ich entscheide dann, was wir konkret bauen wollen und die Firmen bauen, was wir ihnen sagen.
cello und bass: Gibt es HB-Intrumente auch unter anderem Namen...
Lasse Thernøe: Nein, zumindest weiß ich nichts davon. Rein theoretisch könnte es natürlich sein, dass jemand das nachbaut. Aber es ist nicht so, dass eine Gitarre produziert wird und dann verschiedene Decals mit verschiedenen Brandnames drauf geklebt werden.
mHs: Wurde schon mal Ursprung bzw. Bedeutung des Namens Harley Benton erklärt?
Lasse Thernøe: Der Name entstand vor meiner Zeit. Den Gerüchten zufolge entstand der Name auf einer Thomann Werksfete. Vermutlich war auch etwas Alkohol im Spiel.
ETiTho: Mich würde interessieren, wie groß die geplante Stückzahl für ein neues Modell mindestens sein muss, damit überhaupt ernsthaft mit der Entwicklung angefangen wird. Außerdem würde mich interessieren, wie lange die Entwicklungszeit für solche low-budget-Gitarren sind.
Lasse Thernøe: Normalerweise ordern wir nicht weniger als 200 Stück. Bei neuen Modellen machen wir Trial-Orders mit 36 oder 48 Stück. Das hängt auch damit zusammen, dass wir so schon bei den Testkäufen eine gewisse Kontinuität haben... also nicht ein wunderschönes Testmodell gebaut wird und die Serie nachher davon abweicht.
Die Entwicklungszeiten sind total unterschiedlich. Es kommt vor, dass das spontan entschieden wird, es gibt aber auch Entwürfe, die Monate lang immer wieder angepackt werden. Von der Entscheidung, ein bestimmtes Modell zu bauen, bis zum Zeitpunkt, wo es im Laden hängt, vergehen aber schon 6 - 12 Monate.
McGilberts: Mich würde ja interessieren ob der Herr Thernøe selbst Gitarre/Bass spielt... womöglich sogar eine(n) Harley Benton?
Lasse Thernøe: Klar habe ich Harley Bentons. Aber ich habe sehr viele Gitarren.
Martin Hofmann: Mich würde interessieren, ob der Herr auch Gitarren-Träume hat und diese eventuell sogar bei HB verwirklichen kann?
Lasse Thernøe: Unser Traum unsere Mission ist, richtig gute Einsteigerinstrumente zu bauen. Das ist die Herausforderung. Wenn die dann zuweilen mit Sachen mithalten können, die im Preis weit darüber liegen, dann macht uns das richtig Spaß. Aber am wichtigsten ist, dass der Kunde mit seiner Harley Benton zufrieden ist und nicht frustriert das Gitarrespielen aufgibt.
hack_meck: Mich würde sein "Airline Meilenkonto" interessieren … und ob er einen Job hat, den man nur "vor Ort" richtig machen kann. Spricht er eine der Sprachen der Produktionsstandorte?
Lasse Thernøe: Natürlich habe ich viele Meilen... und natürlich muss ich oft in China sein. Es sind 80 bis 100 Tage im Jahr, die ich in China verbringe. Aber Chinesisch spreche ich nicht.
Außerdem gab es folgende Vorschläge, die wir Lasse unterbreitet haben:
musikuss: Macht ihm mal den Vorschlag im Rahmen der Harley Benton "Progressive Serie" eine "Esp Horizon Kopie" herauszubringen, analog zu der momentan gefragten L-1000, dem optischen "Esp Eclipse" Clone .. also mit 24 Bünden, eingeleimtem Hals, Mahagoni Hals und Body und den HBZ Aktiv Humbuckern. Also quasi die Specs der L-1000 nur in Superstrat Form. Wenn das zum ähnlichen Preis machbar ist wie die L-1000 (169€) dürfte das auch ein Renner werden.
Eine Explorer Kopie mit denselben Specs (aber 22 Bünden) in weiß und schwarz ohne Schlagbrett wäre sicher auch ein Renner, ich würde sofort eine kaufen !
progheaven: Eine coole Kopie eines Music Man Basses. Aber bitte mit aktiv Elektronik... Les Paul sein aber auf Modern (ESP)
Zu diesen Vorschlägen kann ich sagen, dass das alles auf Entwürfen schon existiert. Wir haben viele Bilder gesehen und Lasse hat mir versprochen, mir noch etliche Bilder (auch aus den Fabriken) und Entwürfe zu schicken, die ich veröffentlichen kann. Das gibt's dann hier im Thread, sobald ich es erhalte.