Ich konnte den Princeton ( mit einer Les Paul ) mal kurz anspielen, der hat mich schon sehr gereizt. Das Ergebnis, um es kurz zu machen: "not impressed".
Auf der Plusseite der anerkannt schöne Clean-Ton und ein sehr fettes Tremolo.
Auf der Minusseite - sagen wir mal so: ich habe mich erinnert, warum am Ende der Siebziger niemand mehr Fender-Amps kaufen wollte und die Silverfaces unbenutzt in den Probenraum-Ecken verstaubten.
- Da, wo der Clean-Ton anfängt zu klingen, ist der Amp für's Wohnzimmer schon viel zu laut und für die Bühne noch zu leise.
- Die Zerre klingt in den tiefen Lagen furzig-schwammig - also genau das, was Fender-Amps in den Siebzigern unbrauchbar (und MESA/Boogie groß) gemacht hat. Mangels Master-Volume kann man da auch nicht viel regeln. Eventuell ist das beim zweikanaligen Deluxe wegen des Bassman-Tonestacks besser. Aber man beachte: bei dem Video oben dreht der Herr Heins das Volume auf 8! Bei einem 20-Watt-Amp ist das brüllend laut.
- Der Hall ist nur zwischen 1 und 2,5 halbwegs vernünftig einzustellen - spätestens ab 3 ersäuft alles in platschendem Kathedral-Gewaber. Ab ca. 5: unbrauchbar.
Wenn man mal überlegt, was moderne Amps an Klang und Alltagstauglichkeit für diesen Preis bieten, dann ist mir der Sinn dieses Amps schleierhaft (geworden).
Der von Fender betonte Einsatzzweck "für Gitarristen, die gern Pedale einsetzen" ist in dem Zusammenhang eventuell das Eingeständnis, daß der Amp ohne Pedale kaum brauchbar ist. Aber auch für mich als eingefleischtem "Pedaler" ist der Princeton nach kurzem Anspielen sofort von der Liste gestrichen worden. Das Lautstärke-Fenster dieses Amps stimmt einfach nicht. Der Deluxe hat mehr headroom - wird aber nach meiner Einschätzung für den Heimeinsatz schon wieder viel zu laut sein.
Fazit: die Silverfaces waren ca. 1977 schon völlig überholt. Die Neuauflage macht' s nicht besser. Braucht keiner, sieht aber schick aus. Zielgruppe: Hobby-Gitarristen, die 1980 ihre Band aufgelöst haben, heute in Rente gehen, Zeit und Geld haben und sich an ihren alten Amp erinnern. Wird sich also gut verkaufen.